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Das Mordhaus (German Edition)

Das Mordhaus (German Edition)

Titel: Das Mordhaus (German Edition)
Autoren: Moe Teratos
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»Tut mir leid. Es ist ...«
    Ihre pikierte Miene verschwand und machte Platz für einen Aus druck absoluter Neugier. »Was?«
    »Ach nichts.« Ich machte eine abwehrende Handbewegung.
    Diana wusste, was an dem schlimmsten Tag meines Lebens pas siert war. Sie kannte alle Details des Unfalls. Wie es um mei nen see lischen Zustand bestellt war, konnte sie nur ahnen. Sie hatte mich mehrmals um ein Treffen gebeten. Ihr Angebot war stets das Glei che: »Wir gehen essen und danach reden wir. Wie zwei Freunde, okay?« Sie wusste, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ihr konnte ich nicht vorgaukeln, dass alles in Ordnung war. Schroer war da einfa cher zu täuschen. Ihm reichte die Aus sage meines Psychiaters. Aber ich hatte jede Einladung Dianas abgelehnt. Dieser Frau konnte ich nicht mein Innerstes anvertrau en, auch wenn sie meine Partnerin war. Erstens nicht, weil ich sie zu kurz kannte. Zweitens, weil sie be reits nach einem Monat un ter den Kollegen als Tratschtante abge stempelt wurde, die kein Geheimnis für sich behalten konnte. Meine Probleme wären bei ihr nicht gut aufgehoben.
    Diana knuffte mich in die Seite – ebenfalls eine schlechte Ange wohnheit von ihr. »Kein Problem, Partner.« Sie zwinkerte mir zu. »Wir haben doch alle unser Päckchen zu tragen.«
    Ich nickte. »Können wir?«
    »Klar.«
    Ich ließ Diana vorangehen und bereitete mich auf den Anblick des Unfassbaren vor. Meine Augen huschten von einem Polizis ten zum anderen. Verdammt, Tomas, mach deinen Job und reiß dich zusam men! Ich schloss für einen Moment die Lider, öffnete sie und sah mir die Leichen an. Schroer stand neben ihnen und redete mit seinem Freund von der Polizei. Mein Chef verzog kei ne Miene. Die einzigen Bewegungen, die er machte, waren hier und da ein bestätigendes Nicken.
    Ich näherte mich ihnen. Der Anblick war grausam und faszinie rend zugleich.
    »Wissen wir, wer die Toten sind?«, hörte ich Schroer.
    Ich blickte in seine Richtung und sah, wie der Polizist den Kopf schüttelte.
    »Wir sollten die Vermisstenanzeigen überprüfen. Jemand wird die beiden gemeldet haben«, sagte ich.
    »Ich werde das umgehend prüfen.« Der Polizist entfernte sich von den Leichen.
    Schroer kam auf mich zu. »Was meinen Sie, Ratz?«
    »Es wirkt wie eine Inszenierung. Sie sollten gefunden werden.«
    »Stimmt.« Diana war näher gekommen und klinkte sich in den Be ginn unserer Ermittlung ein. Zuerst das Offensichtliche sehen und verstehen, bevor es dann in die Tiefe des Falls ging.
    »Sie wurden nicht hier getötet. Das ist deutlich.« Ich fuhr die Kör per mit einem Blick ab. Sie waren makellos sauber. Die Frau hatte eine tiefe Schnittwunde am Hals, das gänzliche Fehlen von Blut stützte meine Annahme. Dieses Arrangement vor meinen Augen war bis ins kleinste Detail geplant und ausgeführt wor den.
    Die Frau befand sich halb sitzend, halb liegend auf dem unte ren Teil einer Rutsche. Ihre Beine obszön gespreizt. Der Genital bereich war glatt rasiert. Ob das bei ihr normal war, mussten wir später klä ren. Das konnte ich aber fast ausschließen. Die Frau war zudem auf dem Kopf vollkommen kahl. An ihr schien sich kein einziges Haar mehr zu befinden. Im ersten Moment konnte ich – bis auf die aufge schlitzte Kehle, die mit Sicherheit die To desursache war – noch eini ge Hämatome sehen. An ihrem Bauch prangte ein großer grün-gel ber Fleck und ebenso einer an ihrem linken Arm. Nun stellten sich meine Augen auf das Grausamste dieser Szene ein.
    Ein Kind lag zwischen den gespreizten Beinen der Frau und hing halb auf der Rutsche, halb auf dem Boden, der Körper unna türlich verdreht. Es war ein Mädchen. Auch sie war nackt und vollständig haarlos. Für ein paar Sekunden musste ich den Blick von den entblö ßten, aschfahlen Leibern wenden. Als ich wieder hinsah, nahm ich das Mädchen genauer unter die Lupe. Ich brauchte keinen Rechts mediziner, um zu erkennen, dass man ihr den Brustkorb geöffnet und das Herz entnommen hatte.
    Diana schien diesen Umstand im selben Moment entdeckt zu ha ben. Sie grunzte angewidert. »Wer macht so was?«
    Das war die Frage, die es zu klären galt. Wer hatte die Frau und das Kind – vielleicht Mutter und Tochter – so zugerichtet, hierher gebracht und zur Schau gestellt, und zu welchem Zweck?
    »Gut.« Schroer drehte sich von den Leichen weg. »Unsere Ar beit ist getan. Machen wir Platz für den Erkennungsdienst.«
    Die Leute der Spurensicherung hatten vor unserer Ankunft die Umgebung des Fundortes so weit
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