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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich
Autoren: Sellers Alexandra
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Desirée, „aber mein Agent meinte …“
    Hätte sie nur auf ihr Herz gehört – und nicht auf Leo mit seinen „wichtigen Terminen“! Wenn sie zu Salih geflogen wäre, hätte es das folgenschwere Missverständnis nie gegeben.
    Ich hätte mich durchsetzen und Leo einfach stehen lassen sollen, dachte sie verzweifelt. Es wäre so wichtig gewesen.
    Arwa seufzte. „Mein Sohn hat einen starken Willen, und so ging es wieder aufwärts mit ihm. Wir konnten ihn nach Hause holen. Er wirkte entspannter und erholte sich langsam. Doch als ich eines Tages in sein Zimmer ging, war er wie ausgewechselt. Es kam mir vor, als wäre tief in ihm etwas gestorben. Bis gerade eben konnte ich mir nicht erklären, was geschehen war. Doch nun weiß ich, dass er an diesem Tag vermutlich den unseligen Zeitschriftenausschnitt bekommen hat …“ Sie nahm einen Schluck Wasser. „Und so blieb es zehn Jahre lang. Er war nicht mehr er selbst. Bis es eines Tages hieß: Desirée Drummond kommt und besichtigt die Ausgrabungen. In diesem Moment war es, als fiele eine Maske von seinem Gesicht. Desi, von da an wusste ich, dass nur du die Macht hast, ihn wieder ganz gesund zu machen – an Körper und Seele.“ Sie lächelte Desirée zu. Die hielt sich an ihrem Glas fest.
    „Als ich heute meinen Sohn gesehen habe, habe ich sofort gemerkt, dass er zwar Liebeskummer hat, aber wenigstens sein Herz überhaupt wieder spürt. Zum ersten Mal seit dem schrecklichen Krieg wirkt Salih wieder richtig lebendig.“
    Desirée konnte kaum glauben, was sie da hörte. „Und deshalb weiß ich, dass er dich liebt. Es stimmt, dass er an dir gezweifelt hat, als er krank und verletzlich war. Aber wenn du ihn liebst, musst du ihm vergeben. Glaubst du nicht auch?“
    Hin- und hergerissen zwischen Traurigkeit und Hoffnung, sah Desirée Arwa an. Hatte seine Mutter beim Mittagessen im Gesicht ihres Sohnes etwas gesehen, was ihr selbst entgangen war? Stimmte es, dass er nicht kalt und abweisend gewirkt hatte, sondern einfach nur unglücklich?
    Doch wenigstens in einem Punkt war sich Desirée nun sicher: Sie liebte ihn. Sie hatte ihn immer geliebt. Und wenn er sie auch liebte …
    Und noch etwas verstand sie nun: Die Ursache für Salihs Verwandlung in den harten und verschlossenen Mann, den sie auf dem Flughafen fast nicht wiedererkannt hatte … war sie selbst.
    Salih war so geworden, weil er geglaubt hatte, dass sie ihn nicht liebte!
    „Gehen wir ein Stück spazieren, Desi?“, fragte Salih.
    Sie sah ihn kurz an und nickte wortlos.
    Über der Wüste ging die Sonne in glühenden Farben unter. Die Felsen strahlten golden und dunkelrot in ihrem sanften Licht, und es wurde bereits merklich kühler.
    Während sie über die Reste der antiken Stadt schritten, empfand Desirée deutlich den Zauber eines vergangenen Zeitalters. Sie fühlte sich den Menschen verbunden, die das Weibliche zum göttlichen Prinzip erhoben hatten. Und das gab ihr neue Kraft.
    Über Stufen aus Ziegelsteinen betraten sie die freigelegten Reste des großen Tempels. Baumaterial, das vor mehr als fünftausend Jahren zur Ehre der Göttin gebrannt worden war, überlegte Desirée. Die besondere Atmosphäre des Tempels ließ sie aufatmen. Es war, als würde eine schwere Last von ihrem Herzen genommen.
    Wer waren diese Menschen gewesen? Und auf welche Weise hatten sie die Göttin verehrt? Desirée wollte unbedingt mehr über diese Kultur erfahren.
    Sie sagte: „Übrigens, dein Vater hat zugesagt, mich nächsten Sommer als Praktikantin aufzunehmen. Das hier ist eine faszinierende Stadt, und ich möchte dabei sein, wenn sie weiter erforscht wird.“
    Salih stellte sich vor, wie es sein würde, sie in seiner Nähe zu wissen, ohne dass sie ihm gehörte, und sein Herz krampfte sich zusammen.
    „Für mich verkörperst du die Göttin, Desi“, sagte er mit sanfter Stimme. „Weißt du das? In dieser vom Männlichen dominierten Welt sucht sich die Anbetung des Weiblichen eben neue Wege. Heute stillt der Kult um Topmodels und Filmstars das uralte Bedürfnis, Göttinnen zu verehren. Inzwischen weiß ich, dass darin nichts Entwürdigendes liegt – ganz im Gegenteil. Durch dich lebt die Göttin weiter, verstehst du? Und ohne sie würde die Welt längst nicht mehr bestehen. Das ist mir jetzt klar.“
    Desirée sagte nichts, und Salih erwartete auch keine Antwort. Schweigend standen sie da, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und die ersten Sterne aufgingen. Von den Zelten drang Stimmengewirr durch die
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