Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich
Autoren: Sellers Alexandra
Vom Netzwerk:
ihn so rüde stehen zu lassen? Einen Moment lang bedauerte sie ihr Verhalten.
    Dann dachte sie an sein hartes Gesicht beim Mittagessen. Nein, sie war gerade noch davongekommen.
    „Na komm, erzähl schon“, forderte Arwa sie liebenswürdig auf.
    Von einem Augenblick zum anderen verlor Desirée ihre sorgsam bewahrte Selbstbeherrschung und stellte zu ihrem eigenen Entsetzen fest, dass sie kurz davor war zu weinen. Sie schluckte. Ihr Kummer war einfach zu groß.
    Nie hatte sie jemandem die ganze Geschichte erzählt, nicht einmal Samiha.
    Doch jetzt schienen die Worte nur so aus ihr herauszusprudeln. Es war wie ein Dammbruch. Sie erzählte und erzählte: von dem Brief, der ihr Leben zerstört hatte. Wie sie nun erst den Grund dafür erfahren hatte. Von Salihs Anschuldigungen bei diesem Besuch …
    „Immer wieder stellt sich heraus, dass er mir nicht vertraut! Liebe kann man das kaum nennen.“
    Salihs Mutter, die Desirée kein einziges Mal unterbrochen hatte, schüttelte den Kopf.
    „Und damit hätte er sich beinahe selbst kaputt gemacht – und dich dazu“, sagte sie. „Männer benehmen sich manchmal seltsam, wenn sie zu sehr lieben. Aber ich glaube, ich verstehe meinen Sohn. Er war sehr jung, und ihr kommt aus sehr verschiedenen Kulturen. Vor zehn Jahren waren Werbeaufnahmen, die Frauen zeigen, hier in Barakat noch keine Selbstverständlichkeit, Desi. Selbst heute gibt es sie nicht allzu oft. So ein Foto von dir zu sehen, war für Salih sicher ein Schock. Natürlich hat er unüberlegt reagiert, aber wie du eben erzählt hast, hat er es fast auf der Stelle bereut und dich um Verzeihung gebeten. Hier kommt wieder der Unterschied der beiden Kulturen ins Spiel, denn diesmal hast du Salih misstraut.“
    „Ich habe ihm misstraut?“
    Lächelnd erklärte Arwa: „Was soll es anderes als Misstrauen gewesen sein, als du ihn mit den Kaljuken in einen Topf geworfen hast, die Frauen für etwas bestrafen, was sie eigentlich selbst zu verantworten haben? – Nur weil er ein Mal eifersüchtig geworden ist! Er hat dich für ein Opfer sexueller Ausbeutung gehalten – und du ihn für einen Fanatiker.“
    Nachdenklich schwieg Desirée. Es stimmte: Hinter ihren Ängsten steckte mangelndes Vertrauen. Sie hatte ihm ebenso misstraut wie er ihr – ohne den geringsten Beweis.
    „Als er in diesem Jahr von dem Besuch bei euch zurückkam, war er sehr unglücklich“, berichtete Arwa mit sanfter Stimme. „Aber er hat uns nicht gesagt, warum. Und dann hätte er studieren sollen. Doch er zog mit den Truppen von Prinz Omar in den Krieg. Ein paar Monate später wurde er verwundet. Um Haaresbreite hätte die Kugel ihn umgebracht. Weil er bewusstlos die Felsen hinabstürzte, hat er sich noch zusätzlich schwer verletzt. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe …“
    Sie rieb sich die Stirn zwischen den Augen und atmete tief aus. Nach einer Weile fuhr sie fort: „Diese lebensgefährliche Verwundung war für ihn ein schrecklicher Tiefpunkt voller Schmerzen und Ängste. Mein Sohn brauchte all seine Kraft, um zu überleben und wieder gesund zu werden. So wie du eben erzählt hast, muss er ausgerechnet in der Zeit seiner Genesung gelesen haben, dass du einen neuen Freund hattest. Und er hat es prompt geglaubt.“
    Desirée wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
    „Natürlich hätte er Zweifel haben sollen. Aber Zeitschriften wie diese gibt es in Barakat nicht. Wie hätte Salih also wissen sollen, dass darin bloße Gerüchte statt Tatsachen gedruckt werden?“
    Desirée schien es, als schwankte der Boden unter ihren Füßen.
    „Hat er dir das alles erzählt? Weißt du es von ihm?“, fragte sie.
    „Nein“, antwortete Arwa entschieden. „Ich wünschte, das hätte er. Damals wussten wir überhaupt nicht, was passiert war. Nur dass er dich liebte – und dass sein Herz gebrochen war.“
    „Wenn er es nicht erzählt hat, woher weißt du es dann?“
    Arwa lächelte traurig. „Desi, vor zehn Jahren saß ich am Bett meines Sohnes, der um sein Leben kämpfte. Es verging kein Tag und keine Nacht, ohne dass er deinen Namen rief oder dich um Verzeihung bat. Wir wussten, dass du die jüngere Schwester seines Freundes Harry bist. Und dass du damals fünfzehn oder sechzehn Jahre alt warst. Als es Salih am schlechtesten ging, haben mein Mann und ich oft überlegt, ob wir Kontakt aufnehmen sollten, um dich zu bitten, zu ihm zu kommen.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber wir haben es nicht getan.“
    „Ich wollte ja zu Salih“, flüsterte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher