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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition)
Autoren: L.B. Roth
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knapp.
    »Ja, natürlich haben wir schon darüber gesprochen. Aber dass David keinen Mucks von sich gibt, weil er dir einen Gefallen tun will, heißt noch lange nicht, dass er keine Probleme mit dem Umzug hat.«
    »Hanne«, sagte Ansgar und richtete sich auf. »Du allein scheinst plötzlich ein Problem zu haben. Wir haben doch über alles gesprochen und du hast dich mit dem Umzug einverstanden erklärt. Ich habe hier eine sehr viel bessere Stelle ...«
    »Aber werden wir auch glücklich?«, fragte sie dazwischen.
    Ansgar ließ sich zurückfallen. Seine Augen waren starr auf die weiße Decke gerichtet. Würden sie hier glücklich werden? Das wusste er natürlich nicht. Wenn er an seinen neuen Chef dachte, war er fast geneigt, diese Frage zu verneinen.
    »Was überlegst du?«, bohrte Hanne nach. Natürlich sah sie ihrem Mann an, dass etwas in ihm vorging. »Ist es wegen der neuen Stelle?« Mit einem Mal gab sie sich verständnisvoll und legte ihre Hand auf die seine.
    »Weißt du, ich habe mir diese Frage schon so oft gestellt. Ich habe keine Ahnung, ob es richtig war, mich für Neuss zu entscheiden. Jetzt sind wir hier. Es bringt nichts mehr, noch darüber zu lamentieren.«
    »Nein, es ist niemals zu spät!«, sagte Hanne. »Wir können immer noch unsere Sachen packen und einfach wieder zurück. Vielleicht nicht mehr in unsere alte Wohnung, aber immerhin nach Hamburg.«
    Ansgar schmunzelte. »Ja«, sagte er ruhig, »vielleicht können wir das. Aber vorerst probieren wir es hier.«
    Wenn es nach Hanne ginge, würden sie eher heute als morgen ihre Sachen packen und wieder zurückziehen. Selbstverständlich wusste sie, dass dies keine Option war. Die Verträge waren unterschrieben und eine Umkehr wäre finanziell einfach nicht durchführbar. Fertig.
    »Warum?«, sagte Hanne düster und schlug mit der Hand auf die Bettdecke. »Wenn du dir selbst nicht sicher bist, warum dann alles?«
    »Vom Kopf her war Neuss die einzig richtige Entscheidung.«
    »Und was ist mit deinem Herz?«
    »Da war ich mir absolut nicht sicher, bis David sich für den Umzug eingesetzt hat«, sagte Ansgar ruhig. »Ich glaube nicht, dass er es nur für mich gemacht hat.«
    Hanne seufzte. »Da haben wir es doch schon wieder. Welcher normale Junge von siebzehn Jahren verlässt schon freiwillig alles, was ihm bis dato lieb und teuer ist?«
    »Vielleicht hat er einfach Lust, etwas Neues zu probieren.«
    »Ach, Ansgar.« Hanne ließ sich schlaff neben ihren Mann sinken. »Wir hätten einfach den Urlaub lassen sollen. Das war nur zusätzlicher Stress.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Es ist alles viel zu knapp geworden. Wir haben überhaupt keine Zeit uns hier richtig einzuleben. Du musst arbeiten, Davi zur Schule und was mache ich?«
    Ansgar legte den Arm um seine Frau. »Du machst unsere Wohnung ein wenig schick.« Er räusperte sich. »Oder du erkundest mal die Stadt und gehst ein wenig einkaufen.«
    Hanne antwortete nicht. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass ihr Mann und vor allem ihr Sohn so viel besser mit der neuen Situation klar kamen als sie selbst. Es kam ihr so vor, als hätte man sie plötzlich von all ihren Bekannten und Freundinnen abgeschnitten. In Neuss kannte sie niemanden und sie würde auch so schnell keine Leute kennenlernen, da sie weder zur Arbeit noch zur Schule ging. Daran lag es vielleicht. Sie fühlte sich einsam, kaum dass sie hier wohnte.
    »Und dein neuer Chef wohnt gegenüber in diesem Backsteinhaus?« Sie versuchte so unverfänglich wie möglich zu klingen. Ansgar schien nicht gerade viel von seinem neuen Vorgesetzten zu halten.
    »Ja«, sagte er nur kurz.
    »Vielleicht sind sie ja nicht so schlimm, wenn man sie erst mal kennt?« Hanne hob vorsichtig ihren Kopf.
    »Bitte lass mich damit in Ruhe«, sagte Ansgar und schloss die Augen.
    »Aber du hast doch gesagt, dass dein neuer Chef eine Frau hat und einen Sohn. Vielleicht wäre es gar nicht mal so schlecht für dich und deine Stellung in der Firma, wenn wir uns ein wenig mit ihnen ...«
    »Nein, Hanne.« Ansgars Stimme klang unerwartet scharf. »Ich habe keine Lust, meine freie Zeit mit diesem Heini zu verbringen.«
    »Na gut, du musst ja auch nicht. Aber ich werde mir seine Frau trotzdem mal näher anschauen«, sagte Hanne trotzig. »Ich will wissen wer die Leute sind, die geradewegs in unser Haus reinschauen können.«

    3

    Merlin hatte die Sporttasche lässig über den Rücken geworfen. Gut gelaunt ging er der in Abendrot getauchten Trauerweide am Ende der
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