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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition)
Autoren: L.B. Roth
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interessant, aber seiner Mutter würde er seine Vorliebe für solche Literatur kaum erklären können.
    »Bist du aufgeregt wegen morgen?«, fragte sie und sah ihn mitleidig an.
    David schüttelte den Kopf. Natürlich würde er seiner Mutter nichts von den Gedanken erzählen, denen er noch zuvor nachgehangen war. Sie würde es nicht verstehen. Für sie war er stets der brave Vorzeigesohn. Es passte einfach nicht in das schicke Bild, wenn er ihr gestand, dass man als lieber Junge noch lange nicht bei allen gut ankam. Bei manchen Typen konnte man sogar in echte Schwierigkeiten geraten, wenn er da an die Leute dachte, die ihm bisher in der Schule immer zugesetzt hatten. Um so wichtiger war es, dass er sich nun an der neuen Schule umgehend ein neues Image aufbaute. Er brauchte Freunde!
    »Was ist das denn für ein Buch?«, fragte seine Mutter und riss ihn aus seinen Gedanken. David zuckte zusammen und sah auf den Stapel, auf den er seinen geheimen Krimi gelegt hatte.
    »Ähm ...«, fing er an. Aber seine Mutter hatte sich das Buch schon genommen und betrachtete das Cover. Hilflos stand David vor ihr und rieb sich nervös die Hände. »Das ist nur - ein Krimi.« Hoffentlich kam sie nicht auf die Idee, den Klappentext zu lesen ...
    Seine Mutter drehte das Buch um. David wurde schwarz vor Augen. Gleich auf der Rückseite standen doch die entscheidenden Hinweise, die er seiner Mutter gern verheimlichen würde. Homoerotischer Krimi. Schwule. Sex.
    »Es geht um so einen Jungen, der irgendwann durchdreht und Leute umbringt«, sagte David schnell.
    Seine Mutter sah entsetzt auf. »Sowas liest du?«
    »Ich - ich habe es geschenkt bekommen.«
    »Von wem bekommst du denn solche Bücher geschenkt?«, fragte sie irritiert und legte das Buch zurück.
    »Ein Abschiedsgeschenk von ein paar Klassenkameraden.«
    Sie nickte. Doch David hatte das Gefühl, dass seine Mutter ihm nicht glaubte. Konnte es wirklich sein, dass Mütter immer wussten, wenn ihre Kinder ihnen etwas vormachten?
    »Na gut«, sagte sie schließlich und ging zur Tür. »Wenn du Hilfe brauchst«, sagte sie, während sie sich noch mal umdrehte, »ich könnte ...«
    »Nein, Mom, ich schaff das schon«, unterbrach David sie.
    Seine Mutter nickte und zog die Tür hinter sich zu. Er war erleichtert endlich wieder allein zu sein. Sofort schob er den Sexkrimi zwischen die Bücherstapel, für den Fall, dass seine Mutter wieder herein kam. Sie kontrollierte ab und an ganz gern, was David eigentlich immer vollkommen albern fand. Dieses Mal hätte sie allerdings fast Erfolg gehabt mit ihrer Neugier. Nachträglich wurden ihm noch die Beine weich. Er würde sich einen sicheren Platz für das Buch überlegen müssen. Es war nicht auszuschließen, dass ihn seine Mutter noch mal darauf ansprechen oder gar danach suchen würde.
    Augenblicklich ging die Zimmertür wieder auf und seine Mutter streckte den Kopf herein. »Willst du noch Abendbrot?«
    David lächelte. »Nein, danke.« Er hatte es ja gewusst!
    Ihr Blick glitt zu dem Bücherstapel, dann wieder zu ihm. »Bist du immer noch froh, dass wir nun hier ...«
    »Ja, Mom«, unterbrach David sie.
    »Aber - deine Freunde ...« Sie sah ihn fragend an.
    »Mom, wir haben doch schon oft genug drüber gesprochen. Ich werde den Leuten, die ich vermisse, schreiben. Vielleicht kann ich ja auch mal in den Ferien hoch. Das wird schon.«
    »Ja, du hast recht.« Sie zog sich kurz zurück, nur um dann noch mal ganz in das Zimmer zu kommen. »Weißt du«, fing sie an, »ich finde es bewundernswert, wie vernünftig du bist.«
    David nickte, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Jetzt würde die übliche Lobeshymne folgen. Er würde es einfach schweigend ertragen und warten, bis sie fertig war.
    »Andere Jungen in deinem Alter hätten sich auf jeden Fall geweigert, ihre Zelte abzubrechen, um irgendwo noch mal neu anzufangen.« Sie hielt einen Augenblick inne, dann fuhr sie fort: »Manchmal habe ich das Gefühl, dass du viel weiter bist, als - andere. Wir sind stolz auf dich, Davi. Ich glaube, Papa ist dir sehr dankbar, dass du ihn so unterstützt hast.« Sie warf einen Blick nach draußen auf das andere Haus. »Oh, die können von drüben sicher hier reinschauen.« Eilig ging sie zum Fenster. »Wir sollten hier unbedingt ein paar Gardinen ...«
    »Nein, Mom«, sagte David sofort. »Du weißt doch, dass ich keine Gardinen mag.«
    »Aber wenn wir jetzt Nachbarn haben - also so dicht an unserem Haus - dann sollten wir wirklich ...«
    »Mich
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