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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
Autoren: Jodi Meadows
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war fünf zusätzliche Jahre geblieben.
    Ich hatte nichts Einzigartiges, was ich Sam hätte anbieten können, also senkte ich den Blick. »Nur das, was Li mir beigebracht hat.«
    »Und das wäre?« Als ich schwieg, fügte er hinzu: »Schwimmen war es jedenfalls nicht.«
    Was sollte das denn heißen? Ich hatte herausgefunden, wie man Wasser tritt, als ich jünger war, aber im Winter war alles anders. Und in der Dunkelheit. Ich runzelte die Stirn, vielleicht war es ein Scherz gewesen. Ich beschloss, es zu ignorieren. »Saubermachen, Gartenarbeit, Kochen. So etwas in der Art.«
    Er nickte, als wollte er mich ermutigen weiterzusprechen.
    Ich zuckte die Achseln.

    »Sie muss dir geholfen haben, sprechen zu lernen.« Wieder zuckte ich die Achseln, und er lachte leise. »Oder auch nicht.«
    Er lachte mich aus. Genau wie Li.
    Ich sah ihm in die Augen und legte einen kalten und harten Ton in meine Stimme. »Vielleicht hat sie mir ja beigebracht, wann man schweigen soll.«
    Sam richtete sich mit einem Ruck auf. »Und wie man auf Abwehr geht, wenn es nicht böse gemeint war.« Er fiel mir ins Wort, noch ehe ich mich entschuldigen konnte, obwohl ich den Mund schon dafür geöffnet hatte. Eigentlich wollte ich das warme Zelt gar nicht verlassen, vor allem jetzt, da die Kräuter und die völlige Erschöpfung ihre Wirkung zeigten. »Weißt du etwas über die Welt? Wie du dich einfügst?«
    »Ich weiß, dass ich anders bin.« Mir schnürte sich die Kehle zu, und meine Stimme quiekte. »Und ich hatte gehofft herauszufinden, wie ich mich einfügen kann.«
    »Indem du auf Socken durchs Reich rennst?« Sein Mundwinkel zuckte, als ich ihn wütend ansah. »War ein Scherz.«
    »Sylphen haben mich gejagt, und ich habe meinen Rucksack verloren. Ich hatte vor, in die Stadt zu gehen, um in der großen Bibliothek nach einem Hinweis darauf zu suchen, warum ich geboren wurde.« Es musste einen Grund geben, warum ich Ciana ersetzt hatte. Ich war bestimmt kein Fehler, kein großes Uups , das eine Frau die Unsterblichkeit gekostet und alle anderen mit Trauer über ihren Verlust erfüllt hatte. Dieses Wissen würde am Schuldgefühl nichts ändern, aber es könnte mir zeigen, was ich mit meinem gestohlenen Leben anfangen sollte.
    »Nach allem, was du erzählt hast, bin ich erstaunt, dass Li sich überhaupt die Mühe gemacht hat, dir Lesen beizubringen.«
    »Ich habe es mir selbst beigebracht.«

    Er zog die Augenbrauen hoch. »Du hast dir das Lesen selbst beigebracht?«
    Im Zelt war es zu heiß, sein überraschter Blick zu forschend. Ich fuhr mir über die Lippen und schielte wieder zur Zeltlasche, nur um mich daran zu erinnern, dass sie noch da war. Und mein Mantel. Ich konnte fliehen, wenn es sein musste. »Es ist nicht so, als hätte ich das geschriebene Wort erfunden oder die erste Sonate komponiert. Ich habe nur etwas verstanden, was jemand anders bereits getan hatte.«
    »Wenn man bedenkt, dass die Logik und die Entscheidungen anderer Leute nur selten für andere verständlich sind, würde ich sagen, das ist beeindruckend.«
    »Oder ein Zeugnis ihrer Fähigkeiten, wenn selbst ich herausfinden kann, wie man liest.«
    Er nahm die leeren Becher und räumte sie weg. »Und die Sonate? Hast du dir die auch selbst angeeignet?«
    »Vor allem die Sonate.« Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um mein Gähnen zu verbergen. »Ich wollte etwas, womit ich einschlafen konnte, und sei es nur in meinem Kopf.«
    »Hm.« Er drehte die Lampe herunter und stellte die Taschen woandershin. »Ich werde darüber nachdenken, wie du es mir vergelten kannst, Ana. Aber jetzt solltest du schlafen. Wenn du deinen Rucksack suchen und in die Stadt gehen willst, wirst du all deine Kraft brauchen.«
    Ich warf einen Blick auf die Decken und den Schlafsack, misstrauisch trotz der Erschöpfung. »So wie vorhin?«
    »Bei Janan, nein! Es tut mir leid. Ich dachte, wir würden uns kennen. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Ist schon gut.« Er fragte sich wahrscheinlich, wie er es geschafft hatte, die einzige Seelenlose auf der Welt zu finden, wenn die Chancen so viel besser standen, jemanden zu retten, den er bereits kannte. Er zeigte mir jedoch mehr Freundlichkeit
als je ein Mensch zuvor, daher sollte ich mich darum bemühen, entsprechend zu reagieren. »Es ist nicht viel Platz hier. Ich werde mich zur Wand drehen, wenn du dich zur anderen Seite drehst. So muss keiner von uns frieren.«
    »Sei nicht albern. Ich drehe mich zur Wand.« Er bedeutete mir, näher an das
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