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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman
Autoren: Diana Gabaldon
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Stubbs’ Antwort zuvor. »Wir warten in ihren Räumen auf sie.« Er wandte sich dem gestreiften Vorhang zu, doch die Hand des Apothekers ergriff seinen Arm und brachte ihn zum Stehen.
    »Möchten die Herren nicht etwas trinken, um sich das Warten zu versüßen? Das ist das Mindeste, was ich Euch anbieten kann, zu Ehren des Verschiedenen.« Der Ire wies einladend auf die voll gestopften Regale hinter seinem Tresen, auf denen zwischen den Töpfchen und Gläsern des Apothekerhandwerks auch mehrere Flaschen Alkohol standen.

    »Hm.« Stubbs rieb sich mit dem Handrücken über den Mund und richtete die Augen auf die Flaschen. »Es ist ein ziemlich langer Weg gewesen.«
    So war es, und Grey nahm die Einladung ebenfalls an, wenn auch etwas widerstrebend, als er sah, wie Scanlons lange Finger flink eine Ansammlung leerer Glasbehälter und Zinngefäße als Trinkgläser auswählte.
    »Tim O’Connell«, sagte Scanlon und hob seine Dose, deren Etikett die Zeichnung einer Frau trug, die auf einer Chaiselongue in Ohnmacht sank. »Der beste Soldat, der je ein Gewehr erhoben und einen Franzosen erschossen hat. Möge er in Frieden ruhen.«
    »Tim O’Connell«, murmelten Grey und Stubbs wie aus einem Munde und hoben zustimmend ihre Gläser.
    Grey drehte sich ein wenig, als er das Glasgefäß an seine Lippen hob, sodass das Licht der Tür die darin befindliche Flüssigkeit erleuchtete. Der Alkoholdunst wurde von einem kräftigen Geruch nach dem ehemaligen Glasinhalt - Anis? Kampfer? - überlagert, doch immerhin schwammen keine verdächtigen Krümel darin.
    »Wisst Ihr, wo Sergeant O’Connell umgekommen ist?«, fragte Grey. Nach einem kleinen Schluck senkte er seinen provisorischen Becher und räusperte sich. Die Flüssigkeit schien reiner Kornschnaps zu sein, klar und geschmacklos, aber stark. Seine Mund- und Nasenhöhle fühlten sich an wie versengt.
    Scanlon schluckte, hustete und blinzelte. Seine Augen tränten - wahrscheinlich eher vom Alkohol als vor Trauer -, und dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich habe nur gehört, dass es irgendwo am Fluss gewesen ist. Der Konstabler, der uns die Nachricht überbracht
hat, sagte aber, man hätte ihn furchtbar zusammengeschlagen. Vielleicht bei einer Wirtshausrauferei eins auf den Schädel bekommen und dann im Gedränge zertrampelt. Der Konstabler hat etwas vom Abdruck eines Absatzes auf seiner Stirn erwähnt, möge Gott mit dem armen Mann Erbarmen haben.«
    »Keine Festnahmen?«, keuchte Stubbs, dessen Gesicht rot anlief, so sehr strengte er sich an, nicht zu husten.
    »Nein, Sir. So wie ich es verstanden habe, hat man die Leiche am Puddle Dock halb im Wasser auf den Stufen gefunden. Wahrscheinlich hat ihn der Wirt selbst da hingezerrt, um wegen der Leiche auf seinem Grund und Boden keinen Ärger zu bekommen.«
    »Wahrscheinlich«, wiederholte Grey. »Es weiß also niemand genau, wo oder wie er zu Tode gekommen ist?«
    Der Apotheker schüttelte ernst den Kopf und ergriff die Flasche.
    »Nein, Sir. Aber schließlich weiß keiner von uns, wo oder wann er sterben wird, nicht wahr? Unsere einzige Gewissheit ist, dass wir eines Tages diese Welt verlassen werden, und möge uns der Himmel gewähren, dass wir in der nächsten willkommen sind. Noch einen Tropfen, die Herren?«
    Stubbs nahm dankend an, machte es sich auf dem Hocker bequem, der ihm angeboten wurde, und stützte einen Stiefel gegen den Tresen. Grey lehnte ab und schlenderte beiläufig durch die Apotheke. Den Becher in der Hand, inspizierte er das Angebot, während die beiden anderen in ein freundschaftliches Gespräch verfielen.
    Die Apotheke schien ein Mordsgeschäft mit Potenzmitteln, Verhütungsmitteln und Arzneien gegen Gonorrhoe,
Tripper und andere Risiken des Geschlechtsverkehrs zu machen. Grey schloss auf ein Bordell in der Nachbarschaft, und erneut bedrückte ihn der Gedanke an den Ehrenwerten Joseph Trevelyan, dessen Existenz zu vergessen ihm kurzfristig gelungen war.
    »Die können auch mit Bändchen in Regimentsfarben geliefert werden!«, rief Scanlon, als er ihn vor einer bunten Ansammlung von »Kondomen für den feinen Herrn« anhalten sah. Ein Muster jeder Sorte war auf einer Glasform ausgestellt, die Bänder zum Verschluss zierlich um den Fuß der Form geringelt. »Schafsdarm oder Ziege, wie Ihr es vorzieht, Sir - parfümiert drei Farthings zusätzlich. Für die Herren wäre das natürlich gratis«, fügte er weltgewandt hinzu und verbeugte sich, während er den Flaschenhals erneut über Stubbs’ Becher
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