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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Autoren: David Macinnis Gill
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sich wahrscheinlich fragen wird, warum ich so dämlich grinse. Dann tippe ich mir zweimal an die Schläfe und verziehe das Gesicht wegen des Kribbelns hinter meinem synthetischen Augapfel. In meinem Sichtfeld öffnet sich ein kleines Fenster, in dem ich das eifrige Gesicht meines Partners zu sehen erwarte. Stattdessen sehe ich nur blaugrünes, statisches Rauschen.
    »Wo ist meine Unterstützung, Mimi?«, frage ich.
    »Nicht auffindbar«, antwortet sie. »Ich habe ihre Signatur verloren.«
    »Ich hasse es, wenn du das sagst.«
    »Welches von den Bälgern darf es sein?«, bellt Postule. Allmählich verliert er die Geduld. »Der Junge oder das Mädchen? Ich bekomme langsam schlechte Laune. Es wäre besser, du beeilst dich.«
    Ich gähne.
    »Nimm ihm den Helm ab!«, befiehlt Postule einem seiner Söldner. »Ich will seine Augen sehen, wenn er die Bälger tötet.«
    Einer seiner Handlanger reißt mir den Helm vom Kopf, und mein dunkles Haar fällt mir übers Gesicht. Der Anführer des Stoßtrupps greift nach dem Armalite in meinem Futteral. »Her mit deiner schicken Knarre, Junge.«
    »Stopp!«, blafft Postule. »Idiot! Rühr das Ding nicht an. Diese Waffen sind mit versteckten Sprengsätzen ausgestattet. Lass das Ding, wo es ist. Wenn der Knilch sich bewegt, gestaltest du sein hübsches Gesicht ein bisschen um.«
    Ich grinse ihn an. »Danke für das Kompliment, aber Sie sind nicht mein Typ.«
    Postule fletscht die Zähne. Er reißt dem Soldaten den Helm aus der Hand, den dieser ihm gebracht hat, und poliert das Visier mit dem Ärmel seiner roten Samtrobe. »Ausrüstung von bester Qualität. Wird mir auf dem Schwarzmarkt ein hübsches Sümmchen einbringen.« Er mustert mich von Kopf bis Fuß. »Nun guck sich das einer an. Du hast immer noch Akne. Wie alt bist du, Junge?«
    »Ich bin ein Achteinhalber. Alt genug für diesen Job.«
    »Was für ein Zufall.« Postule lacht. Spuckt in meinen Helm. »Der letzte Regulator, den ich abgemurkst habe, hat genau das Gleiche gesagt. Dein Helm wird neben seinem in meinem Trophäenschrank Platz finden.«
    »Mimi? Was ich darüber gesagt habe, dass ich den Söldner in den Hintern trete, nehme ich zurück. Ich nehme stattdessen Postules fetten Arsch.«
    »Ich werde es auf deiner To-do-Liste vermerken«, sagt sie.
    Postule wedelt mit dem Zündungsschalter vor mir herum. »Triff deine Wahl. Oder bereite dich darauf vor, die Einzelteile der Bälger einsammeln zu müssen.«
    Wo ist meine Unterstützung? »Mimi?«
    »Nicht auffindbar.«
    Also muss ich noch mehr Zeit schinden. Ganz langsam ziehe ich den Münzbeutel aus meiner Symbipanzerung und werfe ihn Postule zu. »Da drin ist ein bischöfliches Lösegeld.«
    Er schnappt sich die Geldbörse, drückt sie an sein Gesicht und schaudert, als hielte er eine Geliebte in den Armen. »Ich wollte immer schon so reich sein wie der Bischof.«
    »So, jetzt haben Sie Ihr Geld.« Allerdings kann ich ihm die Knete nicht lassen, aber das sage ich ihm natürlich nicht. »Wie wär’s, wenn Sie die Kinder jetzt einfach gehen lassen, dann muss ich nicht.«
    »Wie meinen?« Er verzieht die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. »Du musst was nicht, Junge? In die Hose machen?«
    »Sie töten. Sie und Ihre Männer.«
    Postule wirft den Kopf in den Nacken und lacht. »Mich umbringen? Meine Männer umbringen? Wie willst du das denn anstellen?« Er stampft auf mich zu, und der Boden knarrt unter seinem Gewicht. Dann fällt sein Blick auf meine linke Hand – die beiden äußeren Glieder des kleinen Fingers fehlen. »Da schau einer her! Du bist weiter nichts als Regulatorenmüll. Nur ein Dalit. «
    Ich schnaube verächtlich. Als könnte es mich kränken, als Dalit bezeichnet zu werden. Ha. Mich hat man schon vieles genannt – Feigling, Versager, Deserteur, Verräter, missratener Sohn –, da zeigt mein Puls bei Dalit längst keinen Ausschlag mehr.
    »Hältst du das für komisch?«, herrscht Postule mich an, dass seine Hängebacken wackeln. »Bringt ihn her!«
    Die Soldaten zerren mich voran. Postule rammt mir den Schalter ins Gesicht. Die scharfen Metallkanten graben sich ins Fleisch an meinem Kinn, und ich kann die Säure der Batterien riechen, die den Schalter mit Energie versorgen. Ich kann auch den Gestank von Postules Frühstück in seinem Atem riechen, irgendeine Wurst, stark gewürzt mit Salbei und Pfeffer. Wahrscheinlich, um das Rattenaroma zu übertünchen.
    »Alles in allem«, sage ich, »ziehe ich den Gestank unbehandelter Abwässer Ihrem Mundgeruch
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