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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Autoren: David Macinnis Gill
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um einen Schlagabtausch mit Stoßtrupps?« Mimi legt eine kurze Pause ein; dann fügt sie hinzu: »Selbst wenn du eine fünfundsechzigprozentige Erfolgschance hast.«
    »Ha. Eher achtundneunzigprozentig.«
    »Achtzig.«
    »Neunzig.«
    »Fünfundachtzig lautet das Ergebnis meiner abschließenden Berechnung«, sagt sie. »Gib dich damit zufrieden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Besteht eine fünfzehnprozentige Chance, dass dein hübsches Gesicht eine dritte Augenhöhle bekommt.«
    Au! »Ich sehe nur eine Alternative.« Ich stecke meine Waffe in ihr Futteral. Dann stehe ich auf und recke die Hände hoch. Gehe auf die näher kommenden Soldaten zu. Einer von ihnen bleibt stehen. Seine Augen weiten sich, und er lässt die Arme hängen.
    »Ich ergebe mich«, sage ich und zwinkere. »Bringt mich zu eurem Anführer.«
    Und was passiert? Statt sich des bereitwilligen Gefangenen zu erfreuen, eröffnet der zweite Soldat das Feuer und jagt mir eine Salve Nadeln in den Bauch.
    »Hey!«, brüllt er. »Seht euch das an! Wir haben einen Regulator erwischt.«
    Ich blicke auf die unzähligen Metallstifte, die aus meinem Brustkorb ragen. Dieser dreimal verfluchte Angeber. Wenn das hier vorbei ist, trete ich ihn in seinen großen, fetten Arsch.
    Der Stoßtrupp umringt mich. Der Anführer bellt: »Du kommst mit uns.«
    »Mimi«, sage ich, während ich langsam losgehe. »Wir werden die Unterstützung doch brauchen.«

KAPITEL 2
    N EW E DEN , P ANGEA , M ARS A NNOS M ARTIS 238. 4. 7. 06:26
    »Eines dieser Bälger wird sterben«, krächzt mir der fette Mann entgegen, und seine Tremolostimme hallt von den Betonwänden des Wasserwerks wider. »Du hast dreißig Sekunden, eine Entscheidung zu treffen.«
    »Worüber?«, frage ich.
    »Darüber, welches sterben wird!«
    »Oh. Ich war nicht sicher, was Sie meinen. Ihre Ausdrucksweise war ein bisschen ... verwirrend.«
    »Idiot!«, donnert er, und sein Gesicht läuft purpurrot an. »Triff deine Wahl!«
    Ich liebe es, wenn die Schufte sich aufregen. Der Name des fetten Mannes ist Postule, und er steht auf einer Betoninsel, die sich über den mit Klärschlamm gefüllten Becken erhebt. Mit einer fleischigen Hand wedelt er in Richtung der zwei Kinder hinter ihm. Beide tragen Handschellen und hängen an einer Kette über der brodelnden Kloake des Wasserwerks von New Eden.
    Alles, was ich brauche, ist ein gelungener fliegender Start, und ich kann den Kerl geradewegs in die ekelhafte grünliche Brühe stoßen, die das ganze Gebäude mit ihrem übelkeiterregenden, süßen Dunst ausfüllt.
    »Keine gute Idee«, ermahnt mich Mimi.
    Denn die Kinder sind mit C42-Sprengstoff verkabelt, und der fette Mann hält einen Schalter in der Hand, der die Zündung auslöst, sobald er nicht mehr gedrückt wird. Lässt er das Ding los, sind die Kinder tot. Und ich werde für meine Arbeit nicht bezahlt. So hatte ich mir diese Mission nicht vorgestellt.
    »›Der beste Plan von Maus und Mann, geht oftmals doch nach hinten los‹«, sagt Mimi.
    »Bitte keine literarischen Anspielungen, während ich arbeite.« Ich halte in der Umgebung nach einem Landeraum Ausschau. Nach meiner Kapitulation haben die Soldaten mich in diese Bude gebracht, eine Betonkiste mit zwanzig Meter hohen Wänden und einem gläsernen Oberlicht im Dach.
    »Da ist ein guter Zugangspunkt«, sage ich zu Mimi.
    »Hast du das auch schon bemerkt?«, erwidert sie. »Ich habe die Landekoordinaten längst an das Rettungsteam übermittelt.«
    »Unterstützungs team, wolltest du sagen. Ich muss nicht gerettet werden.«
    »Akrophobie und Größenwahn?«, kontert sie. »Bei deinem Übermaß an psychotischen Symptomen ist es ein Wunder, dass ich überhaupt noch in dein Hirn passe.«
    »Dann solltest du vielleicht ein bisschen abspecken.«
    Postule fängt an, herumzubrüllen. »Ich glaube, du nimmst mich nicht ernst, Puer!« Früher hat er für den Bramimonde-Clan gearbeitet, eine der reichsten und mächtigsten Familien der alten Orthokratie. Heute entführt er Kinder und gibt sie gegen ein Lösegeld ihren betuchten Familien zurück. Und er beleidigt Respektspersonen, indem er sie in bischöflichem Latein als »Knäblein« bezeichnet.
    »Er blufft nicht«, drängt mich Mimi. »In seiner Akte finden sich ein paar offene Haftbefehle wegen Entführung, Körperverletzung und Mord. Er wird die Kinder umbringen, Cowboy.«
    »Danke für die Aufklärung.«
    Ich habe einen Trumpf im Ärmel: Postule denkt, ich wäre allein. Das ist sein Fehler.
    Also lächle ich den fetten Mann an, der
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