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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange
Autoren: Sophie Oliver
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gleichgültiger Freundlichkeit betrachtet hatten, schienen mit einem Mal bedrohlich zu sein. Als ob er seine Gedanken gelesen hätte.
    `Unsinn!`, dachte er, stellte das Glas etwas zu fest zurück und wendete sich wieder seinem Essen zu.

    „ Ich muss noch einmal im Garten mit dir sprechen.“
    Emmaline erstarrte. Hoffentlich hatte das niemand gehört. Sie hielt den Kopf gesenkt und sah unter ihren Wimpern hervor suchend in die Gesichter der anderen Gäste. Als niemand reagierte, legte sie die Gabel nieder. Hatte sie die Stimme nur in ihrem Kopf gehört, oder hatte Nathaniel ihr wirklich etwas zugeflüstert? Nicht einmal Jacob hatte etwas bemerkt. Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
    „ Bitte, es ist dringend“.
    Nathaniel schien sich eingehend mit seinem Essen zu beschäftigen und sah nicht auf, als er, offensichtlich unhörbar für die anderen, weiter flüsterte.
    „ Die Herren ziehen sich für Kaffee und Brandy ins Billardzimmer zurück. Er wird es nicht einmal bemerken. Alastair wird ihn beschäftigen, ich verspreche es!“
    Emmaline hatte Mühe, das Zittern ihrer Finger zu kontrollieren, als sie einen Schluck Wein nahm.
    Was redete er da! Dieses Vorhaben war lebensgefährlich. Zumindest für sie.
    „ Ich werde mich direkt nach dem Essen verabschieden, er wird mit den anderen Herren nach oben gehen und wenn die Damen beim Kaffee sitzen, ist es ein Leichtes, sich davon zu stehlen. Ich werde hinter dem Pavillon warten, niemand wird uns vom Haus aus sehen können. Bitte.“ Seine Stimme klang flehend.
    Scheinbar entspannt lag seine Hand neben dem Teller, aber Emmaline sah, dass die Finger weiß waren, von dem Druck, den er auf die Tischplatte ausübte. Sie nickte kaum merklich.
    Kurz darauf stand er auf und bedankte sich beim Gastgeber, dann beugte er sich über Emmalines Hand, „Lady Grant, es hat mich außerordentlich gefreut, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Leider ist es mir nicht möglich, noch länger zu bleiben. Lord Grant, bitte entschuldigen sie mich bei den anderen Herren im Billardzimmer.“ Damit drehte er sich um und verließ das Haus.
    Wie er es vorhergesagt hatte, machten sich die Herren sämtlich auf, um sich ihren Zigarren zu widmen und die Damen wechselten vom Tisch hinüber zu den Chaiselonguen und Sofas, mit denen Alastair seinen Salon großzügig ausgestattet hatte.
    Emmaline schloss sich den Frauen an, verbrachte einige Minuten mit belanglosen Gesprächen über die herrliche Blumendekoration, die der Hausherr in der Mitte des Raumes auf einem Tisch hatte auftürmen lassen, dann verließ sie unbemerkt die Gesellschaft und glitt aus dem Lichtkegel des Fensters in den Schatten der Terrasse. Es war nun vollständig dunkel und der Mond stand am Himmel, aber es war immer noch mild und warm, so dass auch weiterhin alle Fenster und Türen offen standen.
    `Wenn Jacob mich hier findet, wird er mich töten`, dachte sie, ihr Herz raste.
    Sie lief vorbei an den Rosen, lautlos über die Wiese und umrundete den Pavillon. Er wartete schon auf sie und zog sie mit sich, hinter ein dicht bewachsenes Spalier. Von dort konnte man die komplette Rückseite des Hauses sehen, die Veranda und die hell erleuchteten Zimmer, jedoch vom Haus aus war die grüne Wand in der Dunkelheit nicht zu erkennen.
    „ Emmaline“, er sprach ihren Namen aus, als ob es ihn schmerzen würde. Sie war so wunderschön. Sie war alles, was er sich jemals erhofft hatte in einer Frau zu finden und noch viel mehr. Aber sie war die Frau eines anderen Mannes. Eines Mannes, der sie nicht verdiente. `Und was macht dich so sicher, dass du sie verdienst?`, fragte eine Stimme in seinem Kopf.
    „ Lady Grant“, unterbrach sie kühl seine Gedanken. „Mr. Turner, was hat sie veranlasst, mich zu diesem Treffen zu bitten? Ich hoffe wirklich, sie sind es wert, dass ich derartig viel riskiere“, sie brach ab und biss sich auf die Zunge, als hätte sie zu viel gesagt.
    „ Emmaline“, flüsterte er nochmals. Er stand direkt vor ihr und beugte sich wieder zu ihrem Ohr herab, wie schon vorhin, auf der Terrasse. Eine unpassende Geste für einen fremden Mann und eine verheiratete Frau, aber sie wich nicht zurück. Obwohl er sie nicht berührte, spürte sie die Wärme seines Körpers, „Ich kann dir deinen Wunsch erfüllen. Es waren keine leeren Worte am Brunnen, es ist möglich ihn wahr werden zu lassen“, seine Stimme klang weich und sanft und sie hätte ihm nur zu gerne geglaubt.
    „ Was ist das für ein Unsinn, Mr. Turner? Sie wissen doch gar
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