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Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Titel: Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Autoren: Marc Linck
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mit Ethan zu treffen. Er rieb sich mit den Fingern die Augen. Sie tränten. Seit fast vierzehn Stunden war er schon wieder auf den Beinen und die Nacht zuvor hatte er kaum geschlafen.
    Leise drang dumpfes Gemurmel in die Kabine, und Wallace hielt überrascht in seinen Überlegungen inne. Er hatte nicht geglaubt, dass sich hier draußen noch weitere Gäste einquartiert haben könnten, geschweige zu so später Stunde durch die Korridore geistern würden. Er beobachtete die polierte Messinganzeige, während die Stimmen lauter wurden. Drittes Obergeschoss. Der Fahrstuhl stoppte, und kurz darauf öffneten sich die vertäfelten Türen. Erstaunt schaute Wallace in einen Flur voller Menschen. Ein alter Mann im Bademantel schüttelte entgeistert den Kopf. Er umarmte seine Frau, in deren Gesicht blankes Entsetzen geschrieben stand. Hinter dem Pärchen stand der Hotelwart. Aschfahl und mit einem Ausdruck in den Augen, als wäre ihm der Antichrist erschienen. Er kaute nervös auf einem Zahnstocher herum, hielt seinen Schlüsselbund fest umklammert und sprach ohne Unterlass auf einen jungen Polizisten ein. Zögernd trat Wallace in den Korridor und ging ein paar Schritte den schmalen Flur entlang.
    »Darf ich mal?« Ein kräftiger Mann in weißem Overall drückte sich unwirsch an Wallace vorbei.
    »Was ist passiert?«, fragte Wallace, aber der Mann in weißem Overall schüttelte nur genervt den Kopf. »Bitte gehen Sie doch wieder auf Ihr Zimmer, Mister.« Er schaute Wallace verständnislos an und drängte sich zwischen zwei weiteren Hotelgästen hindurch. Wallace überkam das ungute Gefühl, dass sich der Mann im Overall bis zu dem Zimmer 303 durchkämpfen würde. Wallace folgte ihm. Zimmer 306, Zimmer 305. Wie in Trance schlich er den Flur hinauf, schob sich an einer Gruppe tuschelnder Frauen vorbei. Dabei schnappte er Wörter wie »grausam« und »bestialisch« auf und mit jedem Schritt spürte er, wie sein Adrenalinspiegel stieg. Wie befürchtet, steuerte der Mann im Overall zielstrebig auf die Nummer 303 zu, vor der ein zusätzlicher Polizist dafür Sorge trug, dass Unbefugte nicht weiter vortraten, als es das rot-weiße Absperrband zuließ. Der Mann im Overall nickte dem Beamten zu und öffnete die Tür des Appartements. Als die Zimmertür aufschwang, sah Wallace es. Fassungslos starrte er durch den Spalt in das Zimmer seines Freundes. Batteriebetriebene Scheinwerfer erhellten den Raum auf eine unnatürliche, ehrliche Art und Weise und leuchteten die Szenerie, wie von Meisterhand inszeniert, bis in die letzten Winkel der Wahrheit aus: umgeworfene Stühle, ein zerbrochener Tisch, bunte Scherben einer Lampe oder Blumenvase - und dann dieses Blut. Überall dieses Blut. Auf den Dielen. Sogar an den Wänden waren scharlachrote Handabdrücke verteilt. Aber das Entsetzlichste dieser grauenhaften Schaubühne lag direkt vor ihm auf dem Fußboden: Eine gelbe Plastikfolie war über einen sonderbaren Haufen geworfen worden. Ein Arm ragte unter der Folie heraus, seltsam verdreht und grotesk vom Leichnam abgewinkelt. Und dann erkannte er das nur halb abgedeckte Gesicht des Toten: Es war Ethan. Wallace stieß einen unterdrückten Schrei aus. Er taumelte ein paar Schritte zurück und rang nach Luft.
    »Mister?«, hörte er eine Stimme in weiter Ferne. »Sie sind ja kreidebleich! Kannten Sie das Opfer?«
    Wallace´ Hände verkrampften sich zu Fäusten, und er zwang sich, den Blick von Ethan abzuwenden. Er folgte der ausgestreckten Hand seines Freundes und blieb an einem Schriftzug neben dem leblosen Körper haften. Anscheinend hatte Ethan mit letzter Kraft etwas in sein eigenes Blut geschrieben: S-4. 21, 1-3 / 18-19.
    »Mister? Hören Sie mich?« Wie durch einen Schleier nahm er einen dicken Mann mit kräftigem schwarzen Schnurrbart wahr, der unmittelbar vor ihm stand. Er trug einen abgewetzten Trenchcoat und hatte seinen Velours-Hut weit aus der Stirn geschoben, sodass dieser förmlich an seinem Hinterkopf klebte. Langsam löste sich Wallace aus seiner Erstarrung und der dicke Mann grinste selbstgefällig. »Ahh! Jetzt sehen Sie mich also doch! Schön.« Er schenkte Wallace ein schmales Lächeln und hob seinen Hut kurz an. Diese friedfertige Geste hatte allerdings nichts Vertrauenerweckendes. Wallace´ Intuition sagte ihm, dass hinter dieser albernen Fassade ein Mann von überaus finsterem Wesen lauerte.
    »Mein Name ist Leutnant Wiskin. San Francisco Police Depart-ment. Jetzt, da Sie so gütig sind und mir Ihre Aufmerksamkeit schenken,
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