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Das magische Portal - Weltennebel

Titel: Das magische Portal - Weltennebel
Autoren: Aileen P Roberts
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letzten fünfzig Jahre oder Geschäftsbilanzen hatte er plötzlich einen Bildband über Schottland in der Hand.
    »Was liest du denn da?«, fragte er überrascht und begann unwillkürlich in dem dicken Buch zu blättern.
    Sein Blick fiel auf grüne Hügel, alte Schlösser, Wellen, die an eine zerklüftete Küste peitschten. Ein kleines strohgedecktes Farmhaus stand in einer mit Heidekraut bedeckten wilden Landschaft.
    »Dort war ich schon einmal.« Verträumt strich Darian über die glatten Seiten des Papiers, dann runzelte er verwundert die Stirn. So lange hatte er nicht mehr an Mary und Daniel gedacht, die Pflegeeltern, bei denen er seine ersten Lebensjahre verbracht hatte. Darian hatte die ersten zwei Jahre seines Lebens in einem Waisenhaus gelebt, dann hatten ihn Mary und Daniel als Pflegekind aufgenommen. Er konnte sich undeutlich an Schafe, Hunde, Pferde und den Duft von Torffeuer erinnern. Sein Gefühl sagte ihm, dass es eine glückliche Zeit gewesen war. Doch dann, kurz nach seinem fünften Geburtstag, waren die beiden bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und Darian hatte neue Pflegeltern in England bekommen. Sie hatten ihn allerdings nach kurzer Zeit wieder zurück ins Heim gegeben, wo ihn fünf Jahre später Samuel Drake gefunden und adoptiert hatte. Der war mit ihm durch die halbe Welt gereist, hatte ihm jeden erdenklichen Luxus ermöglicht und finanzierte nun, nachdem sie vor drei Jahren wieder nach England zurückgekehrt waren, auch das Studium an der Business School. Samuel, den Darian als seinen Vater ansah, verdankte er sehr viel.
    Darian war ganz gefangen gewesen von den schottischen Landschaftsaufnahmen, und erst jetzt erinnerte er sich wieder an Mia, die noch immer neben ihm kniete.
    »Entschuldige bitte.« Mit Gewalt riss er sich von den Bildern los.
    »Haben dir die Aufnahmen gefallen?«, fragte sie und bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick.
    »Ja.« Ein melancholischer Unterton schwang in seiner Stimme mit, doch dann schüttelte er die Gedanken an das Vergangene ab. »Möchtest du einen Kaffee mit mir trinken? Wir könnten uns das Buch gemeinsam ansehen.«
    Kurz schien Mia zu zögern, dann nickte sie. »Gerne, aber bitte draußen im Park. In der Cafeteria ist es mir zu laut, und es herrscht zu viel Gedränge.«
    »Gut.« Darian erhob sich. »Dann hole ich den Kaffee, und wir treffen uns draußen.«
    »An der großen alten Eiche«, meinte Mia und packte rasch ihre Sachen zusammen.
    Auf dem Weg zur Cafeteria fragte sich Darian, was in ihn gefahren war. Normalerweise wäre er nie auf den Gedanken gekommen, mit der unscheinbaren, sogar fast schon unansehnlichen Mia Kaffee trinken zu gehen. Aber diese Bilder aus den Highlands hatten irgendetwas in ihm wachgerufen.
    »Hoffentlich bekommt Melissa das nicht mit«, murmelte er, als er mit zwei Kaffeebechern beladen auf dem Weg ins Freie war.
    Mia saß unter der alten Eiche und hatte ihre Hände in den Ärmeln ihres dicken grauen Pullovers versteckt. Es war ziemlich kühl, und ein frischer Wind wehte, der ein paar bunte Blätter über den Boden tanzen ließ.
    »Wenn dir zu kalt ist, können wir auch nach drinnen gehen.«
    »Nein, ich mag es nicht, wenn es so laut ist.« Mia legte den Bildband vor ihn und begann darin zu blättern.
    »Gefällt dir Schottland?«, fragte Darian nach einer Weile.
    »Es erinnert mich an zu Hause.« Bei diesen Worten klang Mia sehr wehmütig.
    »Wo kommst du eigentlich her?« Erst jetzt wurde sich Darian bewusst, dass er überhaupt nichts über Mia wusste. Er konnte sich nicht einmal erinnern, wann sie hier an der Uni aufgetaucht war, glaubte jedoch, dass sie erst nach ihm angefangen hatte. Eigentlich sah sie nicht aus wie eine Schottin, auch nicht wie eine Engländerin. Überhaupt konnte er sie schwer einordnen.
    »Aus dem Westen«, murmelte sie und senkte den Blick.
    »Aus Wales?«
    Sie nickte nur und blätterte weiter. Dann fragte sie, weshalb er vorhin gesagt habe, er kenne den Ort in Schottland. Und schon fing er an, Mia von seiner Kindheit zu erzählen, obwohl er das eigentlich sonst selten tat.
    »Meine Eltern wollten mich wahrscheinlich nicht. Sie haben mich vor dem Waisenhaus abgelegt.«
    »Hat man dir das erzählt?« Mia bedachte ihn mal wieder mit einem ihrer forschenden Blicke.
    »Ja, und nachdem mich niemals jemand gesucht hat, wird es wohl auch stimmen.«
    Mia legte ihm eine Hand auf den Arm und sah ihn eindringlich an, was durch ihre dicke Brille hindurch eher komisch anmutete.
    »Deine Eltern hatten
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