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Das magische Portal - Weltennebel

Titel: Das magische Portal - Weltennebel
Autoren: Aileen P Roberts
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zusammen, als Mia plötzlich hinter ihm stand und über seine Schulter auf die Tafel spähte.
    »Die Seelen der Toten werden mit der untergehenden Sonne über den Rand der Welt getragen«, sagte sie ganz selbstverständlich, und ihm war, als hätte er das wissen müssen. »Große Ehre wurde diesen Menschen zuteil, denn der Tag der Wintersonnenwende ist ein machtvoller Zeitpunkt, um die Reise ins Licht anzutreten. Die Toten waren mächtige Zauberer oder weise Männer und Frauen.« Mia verbeugte sich und ging dann wie ein grauer Schatten davon, während Darian ihr verwirrt hinterhersah. Sie hatte geklungen, als wüsste sie ganz genau, was die Menschen vor vielen tausend Jahren im Sinn gehabt hatten, aber so lange er auch auf den Tafeln suchte, er fand nichts von ›Zauberern‹, ›Reich des Lichts‹ oder Ähnlichem. So sehr ihn dieser Ort faszinierte, jetzt galt seine Aufmerksamkeit Mia, die verträumt unter den Bäumen umherwandelte und beinahe selbst wie ein Wesen aus einer anderen Zeit schien. Während ihre Reisegefährten sich die steinernen Überbleibsel aus einer früheren Kultur einfach nur mit mehr oder weniger großem Interesse ansahen und sich irgendwann mit ihren Sandwiches unter einen der alten Bäume setzten, strich Mia mit den Händen über jeden einzelnen Stein und schien ganz weggetreten zu sein. Wieder einmal wurde Darian bewusst, dass sie vollkommen anders war als alle Menschen, die er kannte. Und dass, so seltsam und verrückt sie sich auch verhielt, gerade sie ihn nicht für irre halten würde, wenn er ihr sagte, wie sehr ihn dieser Ort in seinem Inneren berührte. Auf eine ihm unbegreifliche Weise fühlte er sich plötzlich zu Mia hingezogen, die eigentlich überhaupt nicht seinem Typ Frau entsprach. Und an die er doch in den letzten Tagen immer häufiger gedacht hatte, wenn er alleine gewesen war.
    Ob das die berühmten ›inneren Werte‹ sind, die ich plötzlich an ihr zu schätzen weiß? , dachte er und lehnte sich an einen der mehr als mannshohen Monolithen. Er war ganz sicher kein oberflächlicher Typ, der eine Frau nur nach ihrem Aussehen beurteilte – aber ausgerechnet Mia? Sie war ihm doch eine Nummer zu seltsam. Auch jetzt schritt sie wieder zwischen den Steinen hindurch, als wäre sie ein Teil dieses Ortes, legte ihre Arme um den mächtigen glatten Stamm einer Buche und sah in den Wipfel hinauf. Plötzlich entstieg ein helles Lachen ihrer Kehle, und sie sagte irgendetwas, das Darian aus dieser Entfernung nicht verstand. Er sah sich nach Phill und den anderen um, aber die hatten zum Glück nichts bemerkt. Darian ertappte sich dabei, dass es ihm wehgetan hätte, wenn sie Mia ausgelacht hätten.
    Verdammt, ich kann mich doch nicht in diese graue Maus verlieben, dachte er entgeistert. Und doch folgten seine Augen weiter Mias schmaler Gestalt, die ganz in ihrer eigenen Welt versunken die Bäume abschritt.
    »Darian, bist du dort festgewachsen?«, rief Phill irgendwann lachend. »Komm jetzt, wir müssen noch einen Supermarkt finden, sonst haben wir heute Abend nichts zu essen.« Laut schwatzend und lachend gingen die jungen Leute zurück zum Bus, und Darian erschien es auf einmal irgendwie unpassend, an solch einem Ort an Supermärkte, Essen oder andere Banalitäten zu denken. Im selben Moment flog irgendetwas durchscheinend Grünes blitzschnell an seinem Kopf vorbei, und instinktiv schlug Darian danach. »Sie tut dir nichts«, meinte Mia und ihre Stirn kräuselte sich missbilligend.
    »Ich weiß, Falter sind harmlos.«
    »Falter?« Sie unterdrückte sichtlich amüsiert ein Kichern, strich noch einmal über den Baumstamm und murmelte: »Verborgen bleibt, was der Mensch nicht sehen will.« Dann beeilte sie sich zum Bus zu kommen, denn Phill drückte bereits ungeduldig auf die Hupe.
    Darian hingegen ließ seinen Blick noch einmal über diesen mystischen Ort schweifen. Er verließ ihn nur langsam und beinahe widerstrebend.
    »Heute Nacht werden wir zelten«, verkündete Phill, nachdem endlich alle am Parkplatz versammelt waren. Ein Vorschlag, der bei Lisa und Amanda ein Aufstöhnen hervorrief.
    »Hey, das ist cool!«, rief er und sagte dann mit Grabesstimme: »Dort, wo wir schlafen, steht ein altes Geisterhaus, wer weiß, ob ihr nicht den Geist eines Highlandkriegers seht, der auf der Suche nach seiner Geliebten durch das Moor streift. Huuhhhh!« Mit ausgebreiteten Armen ging er auf die kreischenden Mädchen los und jagte sie in den Bus.
    An diesem Tag fuhren sie noch gute zweihundert Meilen
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