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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
Autoren: Kathleen Bryan
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antworten.«
    Averil schaute überrascht auf. Das war ein großes Geschenk. Es wurde niemals leichtfertig vergeben.
    Mutter Margali nickte. »Ich spüre es auch. Etwas wird kommen. Bevor du die Grenze von Lys überschreitest, bring so viel wie möglich in Erfahrung von dem, was dort vor sich geht. Gehe niemals blind in eine Schlacht.« »Meint Ihr, ich werde kämpfen müssen?«
    »Ich glaube, die Welt außerhalb unserer Mauern ist ein gefahrvoller Ort. Nicht alles ist so, wie es scheint, und selbst das, was wahr oder ehrlich ist, kann sich in Falschheit wandeln. Halte dich an die Ritter, wenn du Hilfe brauchst, und an jene, denen sie vertrauen. Bei allen anderen sei auf der Hut. Vertraue niemandem ohne Bürgschaft. Dein Herz ist dein bester Führer, zusammen mit dem Wissen, das du hier gesammelt hast. Wir haben dich mehr gelehrt als die Künste der Besonnenheit und Friedfertigkeit. Auf deine Weise bist du eine ebenso gute Kriegerin wie jeder bewaffnete Ritter in seiner Rüstung.« »Es wird schlimm werden, nicht wahr?«, sagte Averil. »Was auch immer mich dort erwartet, wo ich hingehe.«
    »Wenn du den Berg überquert hast«, sagte Mutter Margali, »werden Ritter dich im Hafen erwarten. Sie werden dir Anweisungen geben.«
    Mehr würde sie nicht sagen. Averil beugte ein letztes Mal ihr Haupt. Mutter Margali legte ihre Hände zum Segnen auf. Sie sprach keine Worte. Sie waren alle gesagt worden.
    Averil ging, denn es war an der Zeit. So einfach und so endgültig war ihr Leben auf der Insel zu Ende gegangen.
    Nach altem Brauch gab es kein Abschiedsfest, wenn eine Akolythin die Insel verließ, um in die äußere Welt zu gehen, aber das Mahl an diesem Abend war nicht die übliche Kost. Das Brot war Festtagsbrot, gebacken mit Kräutern und geriebenem Käse, und die faden täglichen Linsen waren mit Knoblauch, Zwiebeln und scharfen Gewürzen zubereitet. Anstelle von Bier gab es gewässerten Wein, und zum Abschluss bekam jeder süßen Kuchen und ein bisschen Scheibenhonig.
    Dies war festlich genug für den Anlass. Averil ließ den Blick durch die Halle wandern, prägte sich jedes Gesicht ein: Priesterin, Akolythin und Dienerin, in Weiß und Grau und selbst gesponnenem Braun gekleidet. Einige fingen ihren Blick auf und lächelten. Sie hatte nicht den Wunsch, das Lächeln zu erwidern. Es wurde nicht mehr von ihr erwartet, dass sie an den nächtlichen Offizien teilnahm, aber als die Glocke läutete, erhob sie sich von ihrem harten, schmalen Bett im Schlafsaal, legte zum letzten Mal ihr graues Gewand an und folgte der Prozession der Akolythinnen zur Kapelle. Die Macht ihres leuchtenden Glases war fast stumm, die hohen Fenster dunkel. Nichts erhob sich darin, was sie spüren konnte, bis auf das, was immer während des mitternächtlichen Rituals erwachte: Stille und Frieden und die Ruhe des Herzens.
    Sie ließ sich davon erfüllen, bis all ihre Ängste von ihr abfielen. Sie konnte nicht sagen, dass sie darauf brannte, sich den Gefahren zu stellen, vor denen ihr Herz sie warnte, aber sie war bereit dazu.
    Averil erwachte in der Dunkelheit vor dem ersten Morgengrauen, ein wenig überrascht, dass sie überhaupt geschlafen hatte. Zwei ihrer Dienerinnen standen vor ihrem Lager.
    Leise erhob sie sich und folgte ihnen durch die Reihen schlafender Akolythinnen. Bei ein oder zwei von ihnen wäre sie vielleicht gern stehen geblieben, aber wenn sie das tat, würde sie nicht in der Lage sein weiterzugehen.
    Ihre Dienerinnen führten sie ins Badehaus, wo ein Becken wartete und Wasser über dem Feuer dampfte. Sie badeten sie wie bei einem heiligen Ritual, wuschen und kämmten ihr Haar und flochten es viel sorgfältiger, als sie es je für sich selbst getan hätte. Dann hüllten sie sie in die Kleider, an die sie sich von nun an gewöhnen musste: ein weißes Leinenunterhemd, so fein gewebt, dass es sich wie eine Sünde anfühlte, ein besticktes Oberhemd und ein Gewand aus tiefblauer Seide, dessen Taille, Saum und Ärmel mit Perlen und Kristallen besetzt waren. Das Gewand war so steif, dass es von selbst stehen blieb, und so eng, dass sie kaum atmen konnte.
    »Das ist die neueste Mode in Lys, Comtesse«, sagte die Dienerin Grane. Leise seufzend strich sie über den feinen Stoff.
    Averil musste sich auf die Zunge beißen, sonst hätte sie der Frau am liebsten angeboten, das Gewand zu behalten. Welchen Nutzen es für den Gebirgsritt auf einem Maultier haben sollte, war ihr ein Rätsel.
    Die Antwort auf diese Frage erhielt sie, als sie aus dem
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