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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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Wahrheit: Ihr Ahnherr hatte Jesus auf dessen eigenen Befehl verleugnet – »drei Mal vor dem dritten Hahnenschrei«. So wurde der Hahn zum Familienwappen der Nachkommen Petri. Die Worte, die Jesus in der schicksalhaften Nacht in Gethsemane zu Petrus gesprochen hatte, waren durch die Jahrhunderte überliefert: »Lebe, um weiter zu predigen«, hatte Jesus gesagt. »Der Weg der Liebe kann nur überleben, wenn du bleibst.«
    Diese Worte Jesu waren zum Wahlspruch der Familie geworden:
    Ich bleibe.
     
    In den Tagen, als sich das Drama um Felicitas und ihre Söhne abspielte, war Domina Petronella der Fels der Christen, und als solcher musste sie mögliche Gefahren für den Weg der Liebe abwenden. Außerdem war sie die gegenwärtige Hüterin des Libro Rosso, das die Lehren und Prophezeiungen der Heiligen Familie bewahrte. Deshalb würde kein Christ ihr die Autorität in Glaubensfragen absprechen.
    So hoffte Petronella, das Erbe ihrer Ahnen vor dem Kaiser angemessen vertreten zu können, um Felicitas und ihre noch lebenden Kinder zu retten. Doch so entschlossen Petronella war – sie wurde von Zweifeln geplagt, was den Ausgang dieses Unternehmens betraf, denn Felicitas’ Fanatismus war legendär. War eine Frau, die ihre eigenen Söhne hinrichten ließ, weil es für sie ein Akt des Glaubens war, überhaupt noch Vernunftgründen zugänglich?
    Bevor Petronella um eine Audienz beim Kaiser bat, hatte sie göttlichen Beistand erfleht. Sie betete, Gott möge ihr Klarsicht schenken, um seinen Willen durch die Lehre der Liebe zu verstehen. Sie rief Maria Magdalena an, die Königin der Barmherzigkeit, und bat sie um Hilfe.
    »Ich bleibe«, flüsterte sie schließlich den Wahlspruch ihrer Familie; dann wappnete sie sich für die unvermeidliche Auseinandersetzung.

    »Guten Abend, Schwester.«
    Durch Vermittlung des Kaisers war es Petronella gestattet worden, in einer der Amtsstuben des Magistrats mit Felicitas zu sprechen. Für eine Dame ihres Rangs wäre es undenkbar gewesen, in die Tiefen des feuchten, schmutzigen Kerkers hinunterzusteigen, in dem Felicitas gefangen gehalten wurde. Zwar hatte die Gefangene für den Besuch eine frische Tunika erhalten, doch ihre Haut war mit dem Blut ihrer Kinder befleckt. Petronella zuckte innerlich zusammen und betete, dass ihr das Grauen nicht im Gesicht abzulesen war.
    Die beiden Frauen begrüßten einander in der Art der Christen: als Geschwister im Geiste. Nachdem der Förmlichkeit Genüge getan war, fragte Felicitas argwöhnisch: »Warum bist du gekommen?«
    Petronellas Blick war fest; sanft klang ihre melodische Stimme. »Ich bin gekommen, um dir in deinem Schmerz mein Mitgefühlauszusprechen und zu prüfen, ob deine Gemeinde dir in deinem Kummer Beistand gewähren kann.«
    Felicitas fragte erstaunt: »Schmerz? Welcher Schmerz?«
    Petronella konnte nicht glauben, was sie da hörte. Offensichtlich hatte Felicitas nach den schrecklichen Geschehnissen völlig den Verstand verloren.
    »Es geht um deine Söhne, Felicitas. Wir alle trauern mit dir.«
    Felicitas blickte an Petronella vorbei, als wäre diese gar nicht da. Langsam schüttelte sie den Kopf und erwiderte wie in Trance: »Untröstlich? Wieso, Schwester? Für mich ist es ein Freudentag, denn meine tapferen Kinder haben ihren Gott nicht verleugnet. Jesus Christus wird meine Söhne im Himmel willkommen heißen und ihre Stärke und ihren Glauben preisen. Heute ist ein Tag der Freude! Ich kann nur hoffen, dass der Magistrat morgen Befehl erteilt, auch mich und meine drei Jüngsten zu holen, auf dass wir bei Sonnenuntergang alle im Himmel vereint sind.«
    Petronella räusperte sich, um ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Die Sache war schlimmer, als sie erwartet hatte.
    »Ich weiß, dass dein Glaube an ein Leben nach dem Tod stark ist, aber Jesus hat uns gelehrt, uns auch am irdischen Leben zu erfreuen, denn es ist Gottes Geschenk. Deshalb sollten deine drei Jüngsten verschont werden, damit sie in der Welt leben können, die Gott für sie erschaffen hat.«
    »Weiche von mir, Satan!«, kreischte Felicitas plötzlich so laut und gehässig, dass Petronella zurückfuhr, als hätte man sie ins Gesicht geschlagen. »Du stehst da in deinem römischen Putz, verheiratet mit einem schmutzigen Heiden, und wagst es, über mich zu richten? Ich werde meinen Gott für niemanden verraten und meine Kinder auch nicht! Der Herr wird unseren Mut belohnen, indem er uns im Himmel wieder vereint.«
    Petronella betete stumm zur heiligen Magdalena, dass
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