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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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seine Frage und fügte hinzu: »Du weißt doch, dass du hingerichtet wirst, wenn du das Urteil nicht annimmst? Werden die Götter nicht besänftigt, ist das Imperium gefährdet. Deshalb wirst du Opfer bringen oder sterben. Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Publius’ Verbitterung wuchs, als Felicitas sich in eisernes Schweigen hüllte. Als dem Magistraten klar wurde, dass sie gar nicht antworten wollte, verlor er die Geduld. »Du beleidigst die Autorität dieses Gerichts und das Volk von Rom! Ich verlange eine Antwort, oder ich lasse sie aus dir herausprügeln!«
    Da hob Felicitas den Kopf und blickte Publius fest an. Als sie zu sprechen begann, loderte das Feuer der Überzeugung in ihren Augen und sprach aus ihren Worten.
    »Drohe mir nicht, du Heide. Der Geist des einen Gottes lebt in mir. Er wird jeden deiner Angriffe gegen mich und meine Kinder überwinden, denn er bringt uns an einen Ort, an den du niemals gelangen wirst. Weder ich noch meine Kinder werden einen heidnischen Tempel betreten oder deinen machtlosen Göttern opfern. Wenn du uns bestrafen willst, dann tue es. Ich habe keine Angst vor dir, und auch meine Söhne fürchten dich nicht. Sie sind in ihrem Glauben so stark wie ich selbst.«
    »Du wagst es, wegen deines Irrglaubens das Leben deiner Kinder zu gefährden?«, stieß Publius hervor. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Das Urteil, das er über diese Christenfamilie gesprochen hatte, war nach römischen Maßstäben mild gewesen. Er hatte fest damit gerechnet, dass die Witwe ihre Söhne erleichtert zum Tempel führen würde, um dort gemeinsam das Bußgebet zu sprechen. War es möglich, dass Felicitas wegen einer nur acht Tage währenden Buße das Leben ihrer Familie aufs Spiel setzte?
    Bestürzung und Zorn schwangen in Publius’ Stimme mit, als er fortfuhr: »Gib acht, bevor du wieder sprichst, denn dieses Gericht hat die Macht, euch alle hart für eure Verbrechen zu bestrafen!«
    Felicitas spie ihm ihre Erwiderung ins Gesicht. »Du kannst mir nicht drohen. Deine Worte sind leer. Keine Strafe auf Erden könnte meine Meinung ändern. Wenn du mich töten willst, dann tue es, und tue es rasch, sodass ich zu Gott gelange und wieder mit meinem Ehemann vereint bin. Und wenn meine Kinder mit mir sterben müssen, werden sie es mit Freuden tun, denn sie wissen: Das Leben nach dem Tod ist schöner als alles, was diese schreckliche Welt zu bieten hat.«
    Publius war außer sich. Es war ungeheuerlich und widernatürlich, dass eine Mutter ihre Kinder zum Opfer darbot. Was für ein unredlicher Gott musste das sein, der ein Opfer von sieben Kindern verlangte, um seinen Blutdurst zu stillen?
    Die Stimme des Magistraten dröhnte durch den Saal. »Also gut! Wenn du sterben willst, dann stirb, aber reiß deine Kindernicht mit ins Unglück! Schick sie in den Tempel, dann kommen wenigstens sie mit dem Leben davon.«
    Felicitas antwortete schrill und geifernd: »Meine Kinder werden ewig leben, egal was du ihnen antust! Du hast keine Macht, weder über mich noch über sie!«
    Der wutschnaubende Publius befahl, Felicitas in Ketten zu legen und in eine Arrestzelle zu bringen. Als sie aus dem Gericht gezerrt wurde, rief sie ihren Söhnen zu: »Schaut zum Himmel, wo Jesus neben dem einen wahren Gott auf euch wartet! Habt Mut und Vertrauen, und wir alle werden im Himmel vereint sein. Wenn nur einer von euch wankt, ist alles verloren! Lasst mich nicht im Stich!«
    Nachdem die Mutter fort war, sprach der Magistrat begütigend auf die Kinder ein. Die beiden jüngsten weinten, bemühten sich jedoch, es zu verbergen, obwohl sie vor unterdrücktem Schluchzen bebten. Publius, der selbst zwei Söhne hatte, empfand Mitleid mit diesen unschuldigen Opfern des Wahns ihrer Mutter.
    »Eure Mutter ist irregeleitet«, beschwor er die Jungen. »Ihr Verbrechen bedroht die Sicherheit und das Leben römischer Bürger. Ihr müsst ihrem Beispiel nicht folgen. Dieses Gericht erkennt die Aussage jedes Einzelnen von euch an und verspricht euch Milde. Ihr müsst nur den Worten eurer Mutter abschwören und euch bereit erklären, die Priester zum Tempel des Saturn zu begleiten. Dort werdet ihr ihm Wiedergutmachung leisten, weil ihr ihn erzürnt habt. Das wird dem Land den Frieden wiedergeben und die Seuche beseitigen, die eure Nachbarn das Leben gekostet hat.«
    Er schaute die sieben Kinder an, die schweigend vor ihm standen – die jüngsten mit niedergeschlagenen Augen –, und stellte seine abschließende Frage den vier ältesten. »Wollt ihr denn
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