Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
Vom Netzwerk:
sie ihr Geduld eingebe. Dann versuchte sie eine andere Taktik. »Felicitas«, sagte sie, »dein Tod und der Tod deiner drei Jüngsten wird die Welt kraftvoller Stimmen berauben, die Jesu Botschaft verbreitenkönnten. Glaubst du, dass Gott das will? Deine Knaben werden aufwachsen in dem Wissen, dass ihre Brüder für ihren Glauben gestorben sind. Das wird ihre Entschlossenheit stärken, unserer Lehre zu folgen. Das ist es, was Gott von ihnen verlangt – und von dir selbst.«
    »Du erdreistest dich, mir zu sagen, was Gott will? Ich höre ihn doch! Er sagt mir, dass meine Kinder Märtyrer sein sollen, nicht Helden! Er verlangt sie als Opfer zu seinem Ruhm, so wie Abraham einst Isaak opfern sollte!«
    Petronella atmete tief durch. »Aber Gott hat Abraham davon abgehalten, den eigenen Sohn zu töten. Er wollte Abrahams Gehorsam prüfen, und als er sich dessen gewiss war, schickte er seinen Gnadenengel Zedekiel, um die Hand aufzuhalten, die das Opfermesser führte. Denn es ist nicht Gottes Wunsch, eines seiner Kinder leiden zu sehen. Und nun bittet Gott dich , Felicitas, der Gnadenengel zu sein, der die Hand des Scharfrichters aufhält. Ich bitte dich, töte nicht die Kinder, die dir geblieben sind. Damit wendest du dich vom Weg der Liebe ab. Wenn Jesus bei uns wäre, würde er nicht zulassen, dass deine Jüngsten ermordet werden.«
    Felicitas wandte Petronella ihre fiebernden Augen zu. »Jesus erwartet mich am Himmelstor. Er wartet darauf, mich zu begrüßen und mich für meinen Mut zu belohnen. Du bist es, die er zurückweisen wird! Du , die einen Heiden geheiratet hat und ihren heidnischen Nachbarn auf Schritt und Tritt Zugeständnisse macht!«
    »Ich liebe und ehre meine Nachbarn, wie Gottes Gebote es lehren. Das sind keine Zugeständnisse, Felicitas. Es ist der Weg der Liebe.«
    »Es ist Schwäche!«
    »Die Christen werden untergehen, wenn wir keine Toleranz üben. Der Rechte Weg wird nicht überdauern, wenn wir nicht lernen, in Frieden mit anderen zu leben und Geduld mit denen zu haben, die noch in Dunkelheit leben. Jesus selbst lehrt uns, denen zu vergeben, die noch nicht sehend sind.«
    »Dann werde ich beten, dass er dir vergibt, Schwester!« Felicitasstieß das letzte Wort zischend hervor, um deutlich zu machen, dass sie Petronella nicht mehr als Schwester im Glauben betrachtete. »Ich bete, dass Gott dir deine Schwäche vergibt und deine bösen Absichten, die dich heute Nacht zu mir führten. Nur ein Teufel würde versuchen, mich daran zu hindern, das letzte Opfer zum höchsten Ruhm Gottes zu bringen!«
    Petronella gab die Hoffnung auf. Felicitas war bereits zu sehr in ihrem Fieberwahn von Blut und Opfern gefangen, um auf die Stimme der Vernunft zu hören. Wie konnte es auch anders sein, nachdem sie dieser Wahnvorstellung binnen eines Tages vier ihrer Kinder geopfert hatte?
    Petronella erhob sich. Als sie zur Tür ging, sagte sie leise: »Ich werde für uns alle beten, Felicitas. Und für jeden, der an den Weg der Liebe glaubt.«

    Der nächste Morgen dämmerte trostlos herauf. Dunst verschleierte die Sonne. Die Priester des Saturn hielten dies für ein böses Vorzeichen – und prompt trafen Nachrichten ein, dass die Krankheit sich während der Nacht weiter verbreitet und fünf neue Opfer gefordert habe, darunter zwei Kinder von Tempelpriestern.
    So wurde der Kaiser bereits zu früher Stunde von einer Abordnung zorniger Priester aufgesucht. Sie waren überzeugt, dass Felicitas durch ihre Weigerung, die Götter Roms anzuerkennen, eine Verschlimmerung der Seuche heraufbeschworen habe. Deshalb müsse sie endlich zur Einsicht gezwungen werden. Die Priester forderten, ihre überlebenden Kinder vor Gericht zu stellen und einem nach dem anderen die Hinrichtung anzudrohen.
    Je weiter der Tag voranschritt, desto größer wurde der Druck auf den Kaiser. Er kam aus vielen Teilen des Reichs, denn der Mythos von Felicitas und ihrer Schreckensherrschaft zog immer weitere Kreise. Schließlich beugte der Kaiser sich dem Zorn der Menge und berief erneut das Gericht ein.
    So standen Felicitas und ihre letzten drei Söhne bald darauf wieder vor dem Magistraten. Felicitas war nun vollends wahnsinnig geworden, um den Verstand gebracht von ihren fiebrigen Fantasien, die sich aus dem Blut ihrer Söhne speisten. Die drei Knaben waren vor Angst wie erstarrt. Der jüngste weinte herzzerreißend; seine blonden Locken klebten an den tränennassen Wangen. Nacheinander wurden die Knaben vor den Richter gerufen. Publius redete mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher