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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwer«, sagte André leise. »Trautman tut, was er tun muß. Er hat sich diese Entscheidung bestimmt nicht leicht gemacht.«
Mike begriff, daß seine Gedanken ziemlich deutlich
auf seinem Gesicht zu lesen sein mußten.
»Ich ... habe nicht daran gedacht«, antwortete er wenig überzeugend. »Ich habe nach Singh und den anderen Ausschau gehalten.«
André zog nur die Augenbrauen zusammen, aber
Juan deutete mit der Hand nach vorne.
»Singh und Chris sind irgendwo am Bug, glaube ich«,
sagte er. »Ben steht dort drüben und bläst Trübsal.«
Mikes Blick folgte dem ausgestreckten Arm des Spaniers, und tatsächlich sah er Ben: Er stand nur ein
knappes Dutzend Schritte entfernt an die Reling gelehnt da und starrte mit finsterem Gesicht auf das
Wasser hinab.
»Wahrscheinlich kann er es immer noch nicht verwinden, nicht als strahlender Held heimzukehren und
König Georg die NAUTILUS als Beute zu übergeben«,
sagte André spöttisch. Er schwieg ein paar Sekunden,
dann fügte er, leiser und in besorgtem Ton, hinzu:
»Ich hoffe nur, er hält sich an das, was wir besprochen haben, und erzählt keinen Unsinn.«
Mike verstand seine Sorge. Sie hatten lange über die
    ses Thema gesprochen und waren schließlich übereingekommen, niemandem zu erzählen, was ihnen in den
langen Monaten ihrer Abwesenheit wirklich widerfahren war. Davon abgesehen, daß nach der Zerstörung
der NAUTILUS niemand mehr einen Nutzen aus dem
Wissen um ihre Existenz ziehen konnte, waren sie
sich zumindest in diesem Punkt einig gewesen, daß es
besser war, Kapitän Nemos Geheimnis zu bewahren.
Aber auch Mike war plötzlich nicht mehr sicher, daß
Ben sich auch wirklich an ihre Absprache
halten
würde. Je näher sie England gekommen waren, desto
hartnäckiger hatte er versucht, Trautman von seinem
Entschluß abzubringen, und ihn statt dessen dazu zu
überreden, das Schiff der Royal Navy zu übergeben,
um - wie er es ausdrückte - den Krieg zu beenden.
Weiter sollte Mike mit seinen Gedanken nicht kommen, denn in diesem Moment entstand irgendwo auf
der anderen Seite des Schiffes Aufregung: sie hörten
Stimmen, erregte Rufe und einen Augenblick später
Schreie, und
plötzlich schien die gesamte Menschenmenge nach Steuerbord zu drängen, so daß sie
mitgerissen wurden, ob sie wollten oder nicht.
»Was ist da los?« schrie André über den Tumult hinweg. Mike konnte zur Antwort nur mit den Schultern
zucken. Er war
inmitten dieser Menschen eingepfercht wie die sprichwörtliche Sardine in der Dose.
Die Bewegung nach Steuerbord hin war inzwischen so
gewaltig geworden, daß sich das Schiff in diese Richtung zu neigen begann.
In die gellenden Schreie mischten sich jetzt immer
wieder panische Rufe, die mal von einem Seeungeheuer, dann wieder von einer Geheimwaffe der Deutschen
schrien. Eine bange Ahnung begann sich in Mike
breitzumachen, worum es sich bei dem »Seeungeheuer« handeln könnte.
Sie erreichten die Reling, und ein einziger Blick aufs
Meer hinaus genügte, um Mikes Ahnung Gewißheit
werden zulassen.
Ein gewaltiges stählernes Etwas, über dessen Rücken
sich vom Bug bis zum Heck ein Zackenkamm zog, der
in einem ehrfurchtgebietenden Rammsporn endete,
war nur wenige Dutzend Meter von der Fähre entfernt aufgetaucht. Rings um den stählernen Koloß
schäumte das Meer, als koche es. Eine riesige Heckflosse ragte fast zehn Meter weit in die Luft, und um
die Ähnlichkeit mit einem Fabelwesen komplett zu
machen, erhob sich über der Mitte des Rumpfes ein
gewaltiger,
buckeliger Turm, aus dem zwei runde
Bullaugen wie übergroße Augen hervorstarrten.
»Die NAUTILUS«, stieß André hervor. »Das ist -«
Weiter kam er nicht, denn trotz seiner Überraschung
und Freude fuhr Mike blitzschnell herum und versetzte
ihm einen heftigen Rippenstoß. »Still!« zischte er und
sah sich erschrocken um. Glücklicherweise schien niemand Andrés Worte gehört zu haben - rings um sie
herum drohte nämlich Panik auszubrechen.
»Das sind die Deutschen!« kreischte eine dicke Frau.
Sie starrte kreidebleich vor Schreck auf das Unterseeboot. Andere Passagiere nahmen ihren Ruf auf. Wieder hallten Schreckensschreie über das Deck. Einige
Besatzungsmitglieder versuchten tapfer, aber vergeblich, die aufgebrachte Menge zu beruhigen. Die Fähre
begann immer spürbarer zu schaukeln.
Mike sah sich nach Ben und den beiden anderen um.
Singh kämpfte sich gerade in ihre Richtung vor, wobei er Chris der Einfachheit halber auf die Arme genommen hatte, damit sie nicht getrennt wurden. Von
Ben war
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