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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen
Autoren: Carol Coffey
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Glück sagen, dass wir ihr so unter die Arme greifen, also spar dir den Blödsinn«, knurrte er.
    Die Hochzeit mit insgesamt sieben Gästen fand mitten in der Woche statt, damit die Leute bei der Arbeit und die Kinder in der Schule waren und kaum jemand sah, wie Maura die Kirche betrat und wieder verließ. Michaels älterer Bruder und Mauras Mutter waren die Trauzeugen. Mauras Vater hastete den Mittelgang hinunter und hielt sie mit eisernem Griff gepackt, als er sie vor dem Altar dem Bräutigam übergab. Michaels Eltern lächelten ihr im Vorbeigehen zu, nicht, weil sie froh waren, dass ihr Sohn ein schwangeres Mädchen heiratete, sondern weil er jetzt einen eigenen Hof besaß und sich nicht anderswo Arbeit suchen musste.
    Es war eine kurze Zeremonie, kein »Ave Maria«, kaum Blumen, keine Freunde und Bekannten und nicht der Bräutigam, den sie sich erträumt hatte. Während der Priester seine Gebete leierte, würdigte Maura Michael keines Blickes. Sie hatte kein Interesse an ihm. Stattdessen dachte sie an Éamonn. Sie hatte ihn in Schutz genommen und seinen Namen nicht preisgegeben. Sie würde einen Weg finden, ihn wiederzusehen. Sie hatte nichts zu verlieren.
    Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Hochzeitsgesellschaft wieder in Mauras Elternhaus. Es wurden Sandwiches gereicht, und Michael und sein Bruder tranken zu viel Whiskey und verzogen sich johlend in eine Ecke der kleinen, kalten Küche. Maura blickte zum Küchenfenster hinaus in den nahenden Winter und war so einsam und verzweifelt wie nie zuvor in ihrem jungen Leben. Trockenes Laub schlug leise
gegen das Fenster und Maura stellte sich vor, dass es Éamonn war, der sie zu sich rief.
    Die Nacht verbrachten Michael und sie in ihrem Zimmer. Bis sie sich ein eigenes Haus bauen konnten, mussten sie bei ihren Eltern wohnen. Maura wollte nicht, dass ihr Mann bei ihr lag, in dem Bett, das sie mit Éamonn geteilt hatte. Er rührte sie in dieser Nacht nicht an, und dafür war sie dankbar. Sie tröstete sich damit, die Hände auf ihren Bauch zu legen, in dem das Andenken an ihre Zeit mit Éamonn ruhte, und lauschte dem durchdringenden Schnarchen ihres Ehemannes.
    Sechs Monate später wurde das »Frühchen« Seán geboren. Die argwöhnischen Dorfbewohner staunten über seine Größe und die leuchtend roten Haare.
    Nach der Hochzeit hatte Mauras Vater im Glauben, dass sein Sohn nie wieder gesund werden würde, den Hof an Maura und ihren Mann überschrieben. Als Jimmy schließlich doch wieder nach Hause kam, geschwächt, aber geheilt, war sein Erbe bereits in andere Hände übergegangen. Jimmy hatte eigentlich gehofft, dass Mauras Mann das einzig Richtige tun und den Hof mit ihm teilen würde, doch er hatte sich schlicht geweigert. So war Jimmy ins Dorf gezogen. Er konnte nicht mit ansehen, wie der Hof, der eigentlich ihm gehören sollte, von einem anderen bewirtschaftet wurde. Und er konnte Maura nicht verzeihen, dass sie nicht gegen ihren Mann aufbegehrt und sich auf seine Seite geschlagen hatte, obwohl ihm klar war, dass sie unter den gegebenen Umständen froh sein konnte, überhaupt einen Mann gefunden zu haben. Das Wissen, dass seine wilde, rebellische Schwester jetzt in der Falle saß und ein glückliches Familienleben mit einem Mann vorgaukeln musste, der sie nur wegen des Erbes geheiratet hatte, war ihm nur ein schwacher Trost.

Kapitel 4
    1981
    S am Moran saß auf dem Barhocker, der am weitesten von der Tür entfernt war, und nippte schon an seinem zweiten Paddy. Er hasste diesen Auftrag, den wöchentlichen Bericht über den lokalen Viehmarkt für das Käseblatt, bei dem er beschäftigt war, und normalerweise brauchte er mindestens zwei steife Whiskeys, um die Langeweile ertragen zu können. Moran war eine gepflegte Erscheinung und legte in jeder Situation Wert auf schicke Kleidung. Die graubraunen Haare hatte er, wie immer, nach hinten gestriegelt, sodass seine fein geschnittenen Gesichtszüge und die intensiven, tiefbraunen Augen gut zur Geltung kamen. Früher, da war er ein richtiger Journalist bei einer großen Zeitung in London gewesen. Dort hatte er auch seine Frau Mona kennengelernt. Sie stammte aus der Stadt Wicklow und war die Tochter des örtlichen Landarztes, er selbst war in Dublin zur Welt gekommen und aufgewachsen, als ältester Sohn eines Straßenhändlers. Im Rückblick konnte er sich kaum erklären, was sie eigentlich verband. Sie war damals hübsch gewesen und wahrscheinlich hatte auch er nicht übel ausgesehen. Er hatte Pläne gehabt,
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