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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium
Autoren: Tom Egeland
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Vorfahren kaum mehr als herumstreifende Herdentiere. Sie haben uns von Tieren in Menschen verwandelt.«
    »Aber wieso? Wieso haben sie sich solche Mühe gemacht?«
    CC zögerte. Er schaute an den Himmel, dann zum Tempelturm, ehe er meinen Blick suchte.
    »Ich habe den vorläufigen Bericht der Biologen, die Oûähs sterbliche Überreste untersucht haben, heute Morgen erhalten.«
    »Und was haben die entdeckt? Außer, dass er tot ist?«
    »Wir sind verwandt, Bjørn!« Er hielt inne. »Oûäh und die Menschenrasse! Ist das nicht unglaublich? Das stellt unser Verständnis des gesamten Universums auf den Kopf.«
    »Wie meinen Sie das? Wie kann es sein, dass wir verwandt sind?«
    »Uns liegt eine vorläufige DNA -Analyse der Genetiker vor.«
    »Nach viertausendfünfhundert Jahren?«
    »Die Analyse mitochondrialer DNA von Oûäh deutet darauf hin, dass wir alle Oûähs Nachfahren sind. Wir haben einen gemeinsamen Ansatz in der mt DNA von Oûäh entdeckt. Das bedeutet, dass wir unseren Platz im Universum neu definieren müssen. Entweder haben Oûäh und sein Volk sich mit Menschenfrauen auf der Erde fortgepflanzt – in dem Fall sind sie unsere Stammväter und wir Menschen ihre Nachkommen –, oder aber Oûäh und wir Menschen stammen von denselben Vorfahren irgendwo dort draußen im Universum ab.«
    Ich versuchte, die Tragweite dessen zu erfassen, was er mir gerade zu erzählen versuchte. Es fiel mir nicht leicht.
    »Sie wollen also behaupten, wir hätten eine gemeinsame Biologie?«
    »Ziemlich nah dran. Entweder war Oûähs Volk in der Lage, sich mit Menschenfrauen fortzupflanzen – was eine enge biologische Verwandtschaft voraussetzt –, oder unser gemeinsamer Ursprung liegt noch weiter zurück in der Geschichte des Universums. Ich weiß nicht, welche Alternative ich für unfassbarer halte.«
    »Gemeinsamer Ursprung? Auf einem dritten Planeten?«
    »Die Frage kann ich nicht beantworten. Wir sind Steinzeitmenschen, Bjørn, nicht in der Lage, das Gesamtbild zu erfassen. Eine Hypothese der Astrobiologie nennt sich Panspermie. Sie besagt, dass im Weltraum Samen des Lebens herumschwirren. Obgleich das Universum riesig ist, stammt alle Materie aus der Urknall-Singularität – dem Punkt unfassbarer Energiemasse, aus dem das Universum entstand. Dabei könnte sich der Samen des Lebens im gesamten Weltraum verteilt haben. Infolge einer verwandten Hypothese, der Exogenesis , entstand das Leben auf der Erde, weil Meteore resistente Bakterien mit sich führten. Die gleichen Bakterien könnten so auch auf anderen, erdähnlichen Planeten gelandet sein und die Ausgangsbasis für vergleichbare Lebensformen geliefert haben.«
    »Ohne dass Gott mitgemischt hat?«
    »Wer weiß? Steht ein Plan hinter der Entstehung des Universums?« Wie in einem Reflex schauten wir gleichzeitig in den Sternenhimmel über uns. »Wenn ich so frei sein darf, ein wenig philosophisch oder religiös zu werden, würde ich Gott als eine universelle Urkraft definieren. Kein Bewusstseinszustand, kein biblischer Patriarch, der die Menschheit voller Fürsorge für jeden Einzelnen von uns regiert, sondern eine Kraft . Eine Kraft, die zeitgleich mit dem Universum entstanden ist, als Teil des gesamten Universums.«
    »Hört sich an wie etwas zwischen New Age und hinduistischem Pantheismus.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Sind nicht alle Religionen der unbeholfene Versuch des Menschen, einen Rahmen für diese undefinierbare Kraft zu definieren? Die Kraft, die sie Gott nennen?«
    CC zog eine Zigarre aus seiner Brusttasche und zündete sie an. Die Glut war ein orangefarbener Punkt in der Dunkelheit. Er bot mir auch eine an. Ich überraschte uns beide, als ich annahm.
    »Wann können wir sie zurückerwarten?«, fragte ich und zündete die Zigarre mit den Streichhölzern an, die CC mir reichte.
    »Oûäh schreibt von 1 647 000 Tagen. Das würde bedeuten, im Laufe der nächsten fünfzehn Jahre. Vielleicht 2012? Spätestens 2024.«
    »Sie kommen zurück auf die Erde …«, wiederholte ich für mich selbst, fassungslos und überwältigt, während ich die volle Reichweite dessen zu erfassen versuchte, was ich gerade erfahren hatte. Der Rauch biss in meiner Mundhöhle. »Unsere entfernten Verwandten.«
    »Ist das nicht fantastisch, Bjørn?«
    »Aber warum? Warum kommen sie zurück?«
    »Vielleicht, um etwas so Hoffnungsloses zu tun, wie uns zu helfen.«
    »Wobei?«
    »Verstehen Sie immer noch nicht? Um die Welt lebenswerter zu machen.«
    3
    Als ich mich wieder hinlegte,
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