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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
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jedoch gleichzeitig ein Stechen in der Herzgegend.
    »Cool.«
    »Ich fliege morgen früh um acht mit British Airways von Heathrow ab, nonstop. Holst du mich in Las Vegas vom Flughafen ab?«
    »Mal sehen. Ich habe gestern die nächste Runde erreicht. Wenn es spät wird, musst du ein Taxi nehmen.«
    »Du bist weitergekommen? Glückwunsch!«, rief Trisha erfreut.
    »Ja. Danke«, antworte ihr Freund müde.
    »Ich liebe dich«, sagte Trisha.
    »Guten Flug!«
    Trisha beendete das Gespräch. Sie atmete tief durch und griff nach dem Anhänger ihrer neuen Kette, die sie um den Hals trug. »Dich werde ich brauchen«, flüsterte sie.
    Erstaunlicherweise fühlte er sich ein wenig warm an.

2
    L EIPZIG , D EZEMBER 1762
    Der Wagen kam direkt vor dem Eingang des schlichten Hauses zum Stehen. Dampf stieg vom Rücken der abgekämpften Pferde in den winterkalten Abendhimmel empor. Nur widerwillig kletterte der Postillon vom Bock. Nachdem er sich einmal in jede Himmelsrichtung gereckt hatte, steuerte er auf den Kutschkasten zu, als ginge er zum Schafott. Einmal atmete er tief durch, dann öffnete er die Tür und wich einen Schritt zurück, um seinen Fahrgast aussteigen zu lassen. Dieser sprang mit einem Satz heraus und landete sicher auf dem vereisten Boden.
    Der Passagier war einen halben Kopf größer als der Kutscher und fiel durch seine elegante, makellose Kleidung auf. Der Rock mit abstehendem gesteiftem Schoß war aus rötlich-braunem Samt gefertigt. Unter der hellen, nur halb geschlossenen Weste blickten eine beige Halsbinde und ein weißes Spitzenjabot hervor. Sein Haar, welches an beiden Schläfen sorgsam in waagrechte Lockenrollen gedreht und im Nacken zusammengefasst war, imitierte der Mode entsprechend den Körperbau einer Taube. Das sparsam eingesetzte Puder gab der Frisur einen silbrig-grauen Glanz, der den Mann deutlich älter erscheinen ließ, als er tatsächlich war.
    »Endlich raus aus diesem Knochenknacker!«, rief der Passagier fröhlich und rieb sich fröstelnd die Hände. Der italienische Akzent war unüberhörbar.
    Dann griff er in seinen Rock, holte eine Taschenuhr hervor und öffnete den Deckel. Mit ausgestrecktem Arm hielt er sie in das Licht der am Hauseingang noch brennenden Laterne und las mit zusammengekniffenen Augen die Zeit ab.
    »Acht Uhr ist durch. Ein knappes Viertel einer Viertelstunde hat Euch gefehlt, mein Freund!« Er klappte die Uhr mit einer Hand zu und ließ sie wieder in seiner Kleidung verschwinden. Mit einem Grinsen blickte er den Kutscher an. »Somit schulde ich Euch für diese Fahrt – nichts. Nehmt es nicht so tragisch. Ihr hattet eine faire Chance auf den doppelten Fahrpreis. Nur einige wenige Minuten haben Euch gefehlt!«
    »Wäre das Futter an der Umspannstation in Kletzke nicht gefroren gewesen … Ihr wisst, wir wären eine ganze Stunde früher hier gewesen«, brummte der Kutscher grimmig. »Die sechzehn Taler waren mir eigentlich sicher!« Er ließ das Gepäck neben dem Fahrgast fallen und warf wütend die Tür zu.
    Der Italiener ließ sich dadurch die gute Laune nicht verderben und legte dem Postillon tröstend die Hand auf die Schulter. In dessen Augen blitzte die Zuversicht auf, dass der Fremde anständig genug war, ihm doch noch ein paar Taler für die lange Reise zu überlassen: Wette hin oder her. Doch diese Hoffnung erwies sich als vergeblich.
    »So ist es mit dem ›Doppelt oder Nichts‹: Hat man am Ende nichts, ärgert man sich doppelt!«, spöttelte der Passagier. »Bietet die Wette Eurem nächsten Fahrgast an, und Ihr werdet sehen, Ihr werdet Euch das wiederholen, was Euch diesmal an Lohn entgangen ist!«
    Mit einer großen Wolke gefrorenen Atems schob der Kutscher schnaufend die Hand von seiner Schulter und ließ seinen Passagier, den er von Berlin bis hierher transportiert hatte, einfach stehen. Schmunzelnd blickte der Zurückgelassene der Kutsche hinterher, bis eine jugendliche Stimme ihn herumfahren ließ.
    »Signore Calzabigi?«
    Vor ihm stand ein schmaler Knabe, kaum älter als fünfzehn. Seiner Uniform nach zu urteilen, war er ein Adjutant.
    »Si!«
    »Der König hat früher mit Eurer Ankunft gerechnet.«
    »Ich auch.«
    Der Adjutant war näher gekommen und bückte sich mit ausgebreiteten Armen, um die Kutschentruhe des Ankömmlings hochzuheben und zu den hölzernen Eingangstüren zu schleppen. »Wenn Ihr Glück habt, könnt Ihr den König heute noch sehen. Er geht immer sehr spät zu Bett!«
    »Ich habe so viel Glück, dass ich Eurem König davon noch etwas
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