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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
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wie sich in ihrem Hals ein Kloß bildete. Ihre Mutter streichelte ihr von der Seite übers Knie und tupfte sich mit einer Serviette ein paar Tränen ab. Alle schwiegen gerührt.
    »Das ist für deine Zukunft!«, unterbrach ihr Vater die Stille.
    »Danke. Vielen Dank. Ich werde es euch zurückzahlen. Jeden Penny. Mit Zinsen. Ich habe mir schon einen Job gesucht, in einem Restaurant.«
    So viele Tage hatte sie auf diesen Augenblick hingefiebert. Doch statt sich zu freuen, bemerkte sie, wie ihr Herz sich nun zusammenkrampfte.
    »Nun studiere erst einmal in Ruhe!«, sagte ihre Mutter. »Die Kreuzfahrt können wir auch später machen. Wir haben jetzt so viele Jahre darauf gespart, da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht an!« Ihre Mutter meinte dies scherzhaft, und so lachte sie herzlich.
    Trisha merkte, wie ihr schlecht wurde.
    »Außerdem hat dein Vater einen Job in einem Autohaus angenommen«, fuhr ihre Mutter fort. »Hier zu Hause fiel ihm als Frührentner die Decke auf den Kopf. Er fährt die reparierten Autos zu den Kunden.«
    »Oder die Kunden, wenn ihr Auto repariert wird!«, ergänzte ihr Vater. Er lächelte.
    Trisha spürte den großen Drang, aufzustehen und aus dem Haus zu rennen. So weit weg, wie es nur ging. Sie versuchte einzuatmen, doch der Atem blieb irgendwo kurz hinter dem Kehlkopf stecken.
    »Es muss dir nicht unangenehm sein«, sagte ihre Mutter, die ihr einen sorgenvollen Blick zuwarf. »Wir sind doch deine Eltern!«
    Trisha nickte. Sie kämpfte mit den Tränen. Ihre Mutter griff neben sich und hielt Trisha ein kleines Päckchen entgegen, das in dekorativem Papier eingewickelt war.
    »Unser Geburtstagsgeschenk«, sagte ihre Mutter und lächelte.
    Trisha schüttelte den Kopf. Nun rannen erste Tränen über ihre Wangen. Am liebsten hätte sie das Geschenk abgelehnt, aber das ging nicht. Ihre Eltern hätten nicht verstanden, dass sie es nur nicht wollte, weil sie es nicht verdient hatte. Trisha nahm es entgegen und löste vorsichtig die Klebestreifen, die das Papier zusammenhielten. Ein Kästchen kam zum Vorschein. Trisha blickte in die Gesichter ihrer Eltern, die sie gespannt beobachteten. Sie öffnete das Kästchen. Eine silberne Kette, die bereits ein wenig angelaufen war, kam zum Vorschein. Daran befand sich ein Anhänger mit einem großen ovalen Stein, der türkisfarben schimmerte. Am oberen Ende war der Stein silbern eingefasst, und zwei filigrane Schwingen aus feinem Silber gingen zu beiden Seiten ab. Darüber thronte eine kleine Perle, die ebenfalls silbern eingefasst und an der die Kette befestigt war. Alles zusammen deutete die Form eines Engels an.
    »Ein Schutzengel«, erklärte ihre Mutter. »Ein Glücksbringer. Er ist von Grandma.« Sie deutete auf die Wand hinter sich.
    Trisha folgte der ausgestreckten Hand und blickte auf das Foto, von dem ihre Großmutter mit gütigen Augen auf sie herabschaute. Mit ihrem altmodischen Kleid und dem großen Hut erinnerte sie ein wenig an Queen Mum .
    »Grandma wäre stolz auf dich, wenn sie noch leben würde!«, sagte ihre Mutter mit großer Rührung.
    Nun war es um Trisha geschehen. Die Tränen schossen ihr unter heftigem Schluchzen in die Augen. Sie beugte sich nach vorn, griff beide Hände ihrer Mutter und zog sie an ihre Brust. Ihre Mutter löste eine Hand und streichelte sanft ihren Kopf.
    »Jetzt nimm noch einen Scone und etwas Clotted Cream! «, sagte sie tröstend und küsste das dunkelbraune Haar ihrer Tochter.
    Einige Stunden später stieg sie aus dem GM ihres Vaters, der darauf bestanden hatte, sie zum Bahnhof zu fahren. Sie umarmte ihn zum Abschied über den Schaltknauf des Autos hinweg und blickte dem Wagen hinterher, bis er im Verkehr verschwunden war.
    Trisha atmete tief durch und marschierte in das große Gebäude. Im Spiegel eines Bahnhofsgeschäfts, das Sonnenbrillen verkaufte, prüfte sie ihr durch das viele Weinen in Mitleidenschaft gezogene Make-up und entfernte einen Rest verschmierten Kajals. Im Mundwinkel entdeckte sie etwas Clotted Cream , die sie sorgfältig wegwischte. Zum Schluss ordnete sie ihre Haare. Auf dem Weg zum Bahnsteig kramte sie aus ihrer Handtasche ihr Handy und drückte auf die Wahlwiederholung. Am anderen Ende meldete sich eine verschlafene Männerstimme.
    »Bei dir ist es Mittag. Schläfst du etwa noch?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Letzte Nacht ist es spät geworden. Ich war erst nach dem Frühstück im Bett.«
    »Ich habe das Geld«, sagte Trisha triumphierend. Während sie die Worte sprach, spürte sie
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