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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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Seemannslied, das er von seinem Großvater kannte. Durch das Foyer des Hotels schritt er wie ein König, nur um gleich darauf die zweite Demütigung hinnehmen zu müssen. Draußen vor dem Eingang stand eine Kutsche! Robert blieb abrupt stehen. Unter einem regengrauen Himmel stand ein einfacher roter Vierspänner mit unruhigen Schimmeln, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. Sogar das Wappen war verwittert, der Reichsadler kaum noch zu erkennen. Der Soldat auf dem Kutschbock grinste, doch als er das Emblem an Roberts Kragen bemerkte, starrte er schnellstmöglich in eine andere Richtung. Und eben dieser Kragen begann dem jungen Lord so langsam aber sicher zu platzen. Sie wollten eine Show? Nun gut, konnten sie haben - Phase 5: Zusatzsegel! Vordere Geschützluken auf!
    Robert winkte den Portier zu sich, einen Mann namens Rudolf, der dort schon die Gäste begrüßt hatte, als der kleine Humberstone das erste Mal mit seinem Großvater in diesem Hotel gewesen war. Rudolf hatte einen fassungslosen Ausdruck im Gesicht, er trug die dunkelblaue Uniform des Hauses Atlantik und hatte einen mächtigen Zylinder auf dem Kopf. Er rang die Hände, als er zu ihm trat.
    »Das ist ein Skandal, Lord Humberstone, es tut mir sehr leid. Ich werde beim Direktor Meldung machen, wenn´s recht ist.« Die Soldaten bemannten derweil die Kutsche. Zwei standen hinten am Heck, die beiden aus dem Flur besetzten die Trittbretter jeweils neben den Türen und der Hauptmann hielt die Tür auf, während er nach einer ausklappbaren Steighilfe suchte. 
    »Lassen Sie nur, Rudolf, da lässt jemand seine Muskeln spielen, nicht der Rede wert. Wie geht es ihrer Frau?«
    »Mina? Oh, sie ist ein wunderbares Weib, Sir. Hat immer verrückte Ideen. Letzten Winter sind wir doch glatt mit dem Hundeschlitten an die Küste gefahren. Das war was, sag ich Ihnen.« Robert lachte herzlich. Das war wirklich verrückt. Er zog ein Notizbuch aus dem Mantel. Ein schwarzer Füllfederhalter klemmte darauf in einer Schlaufe.
    »Rudolf, wären Sie so gut und würden mir kurz Ihre breiten Schultern leihen, ich muss mir etwas notieren.« Der Portier, der um Roberts Handicap wusste, drehte sich sofort um.
    »Aber natürlich, Sir. Ist mir eine Ehre.«
    Robert legte das Buch auf, zückte den Füller, hob ihn in die Luft Richtung Kutsche, als würde er Abmessungen vornehmen, dann schrieb er seine Notizen nieder. Er blickte erneut auf, zählte mit der Federspitze die Soldaten ab, die Pferde, warf einen Blick auf die Radaufhängung und kritzelte erneut.
    »Das war's schon Rudolf, haben Sie vielen Dank.« Er steckte das Notizbuch zurück in die Tasche.
    »Für Sie immer, Sir.«
    Als der junge Lord in die Kutsche stieg, schaute jeder Gardist einschließlich des Kutschers so erbärmlich aus der Wäsche, als würden sie sich innerlich schon einen Grabstein aussuchen. Der Hauptmann atmete schwer, als er den Verschlag vorsichtig andrückte. Famke setzte sich ihm gegenüber. Ein verhaltenes Ho! wurde gerufen und die Kutsche setzte sich schwankend in Bewegung.
    »Was haben Sie sich da notiert, Lord?« fragte Famke flüsternd. Robert tat einen kurzen Seitenblick, doch die beiden Gardisten neben den Türen würden es nicht mehr wagen, respektlos ins Innere zu glotzen. Robert schaute ebenfalls gelangweilt nur nach vorn, ganz so, als würde ihn die Stadt, die an ihm vorbeizog, einen Dreck interessieren. Immer mehr verinnerlichte er Opa Lawrence´ Unterricht, der zu einer zweiten Haut wurde. Und er musste zugeben, so langsam machte es ihm sogar ein wenig Spaß.
    »Dass ich meiner Schwester dringend mal wieder schreiben sollte.«
    Fast zwei Stunden wurden sie durch die Stadt gekarrt. Robert tat der Hintern weh, denn die Polster der Sitzbank waren in dem gleichen erbärmlichen Zustand wie das ganze unselige Vehikel. Vermutlich mussten sogar die Pferde geschont werden, er wusste es nicht. Das ständige Klappern der Hufe und das Rattern der Räder auf dem Kopfsteinpflaster ließ kaum einen logischen Gedanken zu. ›Doch was wollte er auch über diese Aktion sinnieren?‹ So saß er da, blinzelte hin und wieder auf Famkes Beine, deren Tätowierungen er noch immer äußerst faszinierend fand. Er hoffte, dass es Poe gut ging und die anderen sich in das Zimmer zurückgezogen hatten, wo sie keinen Unsinn anstellen konnten, vor allem Skee. Es behagte ihm immer weniger, von seinen Clangeistern getrennt zu sein. Fast schien es, als würde dadurch etwas fortgenommen, das er bisher nicht wahrgenommen hatte,
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