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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Autoren: George R. R. Martin
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den Tod herbeiführte, aber das Gleiche galt natürlich auch
für einen Mann, der an einem Stück Essen würgte, an dem er sich verschluckt hatte.
    Heute Abend würde Lord Stannis mit seinen Gefolgsleuten speisen, mit seiner Hohen Gemahlin … und der Roten Frau, dieser Melisandre aus Asshai.
    Ich muss ein wenig ausruhen , sagte sich Maester Cressen. Bei Einbruch der Dunkelheit werde ich meine ganze Kraft brauchen. Meine Hände dürfen nicht zittern, und mein Mut darf nicht wanken. Es ist eine schreckliche Tat, die ich begehe, und dennoch muss sie vollbracht werden. Falls es wirklich Götter gibt, werden sie mir verzeihen. In letzter Zeit hatte er so schlecht geschlafen. Ein kleiner Schlummer würde ihn für das bevorstehende Gottesurteil wappnen. Müde stolperte er zu seinem Bett. Als er die Augen schloss, konnte er noch immer das Licht des Kometen sehen, der in der Dunkelheit seiner Träume rot und feurig und lebendig leuchtete. Vielleicht ist es ja mein Komet , dachte er benommen, bevor der Schlaf ihn übermannte. Ein Omen des Blutes, welches Mord voraussagt … ja …
    Beim Erwachen war es dunkel, seine Schlafkammer war finster, und jedes Gelenk in seinem Körper schmerzte. Cressen stemmte sich hoch, in seinem Kopf pochte es. Er umklammerte seinen Stock und erhob sich unsicher. So spät ist es schon , dachte er. Sie haben mich nicht gerufen. Für gewöhnlich wurde er stets zu den Festen gerufen und nahe bei Lord Stannis am Tisch platziert. Das Gesicht seines Lords tauchte verschwommen vor seinem inneren Auge auf, nicht der Mann, der er heute war, sondern der Junge, der im kalten Schatten stand, derweil die Sonne auf seinen älteren Bruder schien. Was auch immer er tat, Robert kam ihm zuvor und machte es besser. Der arme Junge … er musste eilen, um seiner willen.
    Der Maester fand die Kristalle, wo er sie hatte liegen lassen, und sammelte sie von dem Pergament auf. Cressen besaß keinen hohlen Ring, wie man es den Giftmischern von Lys nachsagte, doch in den weiten Ärmel seiner Robe waren
unzählige große und kleine Taschen eingenäht. Er versteckte die Würger in einer davon, riss die Tür auf und rief: »Pylos? Wo seid Ihr?« Da er keine Antwort erhielt, rief er abermals und lauter diesmal: »Pylos, ich brauche Hilfe.« Erneut bekam er keine Antwort. Das war eigentümlich; die Zelle des jungen Maesters befand sich nur eine halbe Wendel der Treppe tiefer, ganz gewiss in Rufweite.
    Am Ende schrie Cressen nach den Dienern. »Beeilt euch«, trug er ihnen auf. »Ich habe zu lange geschlafen. Das Festmahl wird inzwischen begonnen haben … und sie trinken schon … Man hätte mich wecken sollen.« Was war bloß Maester Pylos widerfahren? Es war ihm ein Rätsel.
    Wieder musste er die lange Galerie überqueren. Der Nachtwind wisperte durch die großen Fenster und trug den scharfen Geruch des Meeres heran. Überall auf den Mauern von Drachenstein flackerten Fackeln, auch unten im Lager; an Hunderten Feuern wurde gekocht, und es sah aus, als wäre ein Sternenfeld auf die Erde gefallen. Über ihnen leuchtete der Komet rot und bösartig. Ich bin zu alt und zu weise, um mich vor solchen Dingen zu fürchten , redete sich der Maester ein.
    Die Doppeltür zur Großen Halle war in das Maul eines riesigen Steindrachen eingearbeitet. Hier ließ er die Diener zurück. Es wäre besser, wenn er allein eintrat; auf keinen Fall durfte er gebrechlich wirken. So lehnte er sich schwer auf seinen Stock, stieg die letzten Stufen hinauf und trat durch die Zähne des Drachenmaules. Zwei Wachen öffneten ihm die schweren roten Türflügel und entfesselten Lärm und Licht. Cressen trat in den Schlund des Drachen.
    Über das Geklapper von Messern und Tellern und die leisen Tischgespräche hinweg hörte er Flickenfratz singen: »… zum Tanzen, Mylord, zum Tanzen, Mylord «, wozu er mit seinen Kuhglocken klingelte. Das gleiche schreckliche Lied hatte er heute Morgen gesungen. »Die Schatten kommen und bleiben, Mylord, und bleiben, Mylord.« An den unteren Tischen
drängten sich Ritter, Bogenschützen und Söldnerhauptmänner, die Schwarzbrot in Fischeintopf tränkten. Hier hörte man kein lautes Lachen, keine wüsten Rufe, wie sie die Feste anderer Lords herabwürdigten; Lord Stannis erlaubte derlei Spektakel nicht.
    Cressen ging weiter auf das erhöhte Podest zu, wo die Lords bei ihrem König saßen. Um Flickenfratz machte er einen weiten Bogen. Der Narr tänzelte und ließ die Schellen klingen und sah und hörte die Ankunft des Maesters
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