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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Autoren: George R. R. Martin
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wenn er vor den Starks auf die Knie fällt und unsere Tochter an Lysa Arryn verkauft?«
    »Ich habe Euren Rat zur Kenntnis genommen, Cressen«, sagte Lord Stannis. »Jetzt werde ich dem ihren lauschen. Ihr seid entlassen.«
    Maester Cressen beugte eines seiner steifen Knie. Er spürte Lady Selyses Blick im Rücken, während er durch den großen Saal schlurfte. Am Fuße der Treppe angekommen konnte er sich nur noch mit Mühe aufrecht halten. »Helft mir«, bat er Pylos.
    Nachdem Cressen seine Gemächer sicher erreicht hatte, schickte er den jüngeren Mann fort und humpelte erneut auf
seinen Balkon hinaus. Er stellte sich zwischen seine steinernen Freunde und starrte hinaus aufs Meer. Eins von Salladhor Saans Kriegsschiffen schoss an der Burg vorbei, und der in fröhlichen Farben gestreifte Rumpf schnitt durch das graugrüne Wasser, während die Ruder sich hoben und senkten. Er beobachtete das Schiff, bis es hinter einer Landspitze verschwunden war. Wenn meine Befürchtungen doch nur genauso leicht verschwinden könnten. Hatte er so lange gelebt, um nun dies zu erdulden?
    Wenn ein Maester seine Kette anlegte, begrub er jede Hoffnung auf Kinder, und dennoch hatte sich Cressen oft wie ein Vater gefühlt. Robert, Stannis, Renly … drei Söhne hatte er aufgezogen, nachdem das erzürnte Meer Lord Steffon für sich gefordert hatte. Hatte er seine Aufgabe so schlecht bewältigt, dass er jetzt mitansehen musste, wie einer den anderen mordete? Das durfte er nicht zulassen, und er würde es nicht zulassen.
    Diese Frau war die Ursache. Nicht Lady Selyse, sondern die andere . Die Rote Frau, so nannten die Diener sie, da sie ihren Namen nicht auszusprechen wagten. »Ich spreche ihren Namen aus«, erklärte Cressen seinem steinernen Höllenhund. »Melisandre. Sie. « Melisandre aus Asshai, Zauberin, Schattenbinderin und Priesterin von R’hllor, dem Herrn des Lichts, dem Herz des Feuers, dem Gott von Flamme und Schatten. Melisandre. Es durfte nicht zugelassen werden, dass sich ihr Wahnsinn über Drachenstein hinaus verbreitete.
    Nach der Helligkeit des Morgens draußen erschien ihm seine Kammer düster und dunkel. Mit unsicheren Händen entzündete der alte Mann eine Kerze und trug sie zu seinem Arbeitszimmer unter der Treppe zum Rabenschlag, wo seine Salben, Tränke und Arzneien ordentlich in ihren Regalen standen. Auf dem untersten Brett fand er hinter einer Reihe runder Tongefäße mit Balsam eine Phiole aus indigoblauem Glas, die kaum größer war als sein kleiner Finger. Darin raschelte
es, als er sie schüttelte. Cressen blies den Staub fort und trug sie zum Tisch. Er sank in seinen Stuhl, zog den Stöpsel heraus und schüttete den Inhalt aus. Ein Dutzend Kristalle, groß wie Samenkörner, landete auf dem Pergament, das er zuletzt gelesen hatte. Im Licht der Kerze funkelten sie wie Juwelen, so purpurn, dass der Maester dachte, er habe eine solche Farbe nie zuvor wirklich gesehen.
    Die Kette um seinen Hals fühlte sich schwer an. Er tippte einen der Kristalle behutsam mit der Fingerspitze an. Solch ein kleines Ding enthält die Macht über Leben und Tod. Der Kristall wurde aus einer bestimmten Pflanze hergestellt, die auf den Inseln der Jadesee wuchs, auf der anderen Seite der Welt. Die Blätter mussten getrocknet werden und dann in einem Sud aus Limonen, Zuckerwasser und gewissen seltenen Kräutern von den Sommerinseln eingeweicht werden. Anschließend konnte man die Blätter wegwerfen, und der Sud wurde mit Asche angedickt und kristallisierte aus. Die Prozedur ging langsam vonstatten und war schwierig, die Zutaten waren teuer und schwer zu erlangen. Trotzdem kannten die Alchimisten aus Lys und die Männer ohne Gesicht aus Braavos sie … und auch die Maester seines Ordens, wenngleich man außerhalb der Mauer der Citadel nicht darüber sprach. Die ganze Welt wusste, dass ein Maester sein silbernes Kettenglied schmiedete, wenn er die Kunst des Heilens erlernte – doch gern vergaß man, dass Männer, die sich aufs Heilen verstanden, ebenfalls zu töten wussten.
    Cressen erinnerte sich nicht mehr an den Namen, mit dem die Asshai’i das Kraut bedacht hatten, oder daran, wie die Giftmischer aus Lys den Kristall nannten. In der Citadel hieß er einfach nur der Würger. Man löste ihn in Wein auf, und die Wirkung bestand darin, dass er die Halsmuskeln enger zusammenzog, als jede fremde Hand es vermocht hätte und so die Luftröhre zudrückte. Man sagte, das Gesicht des Opfers laufe ebenso purpurrot an wie der kleine Kristall, der
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