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Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Autoren: George R. R. Martin
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gern, Mylord.« Lady Selyse war so groß wie ihr Gemahl, hatte einen schlanken Körper und ein schmales Gesicht, abstehende Ohren, eine ausgeprägte Nase und die schwache Andeutung eines Bartes auf der Oberlippe. Täglich zupfte sie die Haare aus und verfluchte sie, und dennoch wuchsen sie immer wieder nach. Ihre Augen waren blass, ihr Mund streng, ihre Stimme eine Peitsche. Im Augenblick ließ sie diese knallen. »Lady Arryn schuldet Euch ihre Treue, und die Starks ebenso, genau wie Euer Bruder Renly und alle anderen. Ihr seid der einzig wahre König. Es würde Euch nicht gut anstehen, sie um das, was Euch von Gottes Gnaden gewährt wurde, anzuflehen oder mit ihnen darüber zu verhandeln.«
    Von Gottes Gnaden, sagte sie, nicht von der Götter Gnaden. Die Rote Frau hatte sie für sich eingenommen, ihr Herz und ihre Seele. Sie hatte sie zur Abkehr sowohl von den alten als auch den neuen Göttern der Sieben Königslande bewogen und sie dazu gebracht, jenen einen zu verehren, den sie den Herrn des Lichts nannten.
    »Euer Gott kann seine Gnade behalten«, erwiderte Lord Stannis, der die Leidenschaft seiner Gemahlin für den neuen Glauben nicht teilte. »Ich brauche Schwerter, keinen Segen. Haltet Ihr vielleicht irgendwo eine Armee versteckt, von der Ihr mir noch nichts erzählt habt?« Sein Tonfall verriet keinerlei Zuneigung. Stannis hatte sich in der Gegenwart von Frauen
immer unbehaglich gefühlt, sogar in der seiner eigenen. Als er nach Königsmund aufgebrochen war und seinen Sitz in Roberts Rat eingenommen hatte, hatte er Selyse mit ihrer Tochter auf Drachenstein zurückgelassen. Briefe hatte er nur selten geschrieben, Besuche waren noch rarer; den ehelichen Pflichten war er nach der Heirat ein oder zwei Mal im Jahr ohne Freude nachgekommen, aber die einstmals ersehnten Söhne waren ihm versagt geblieben.
    »Meine Brüder und Onkel und Vettern haben Heere«, erklärte sie ihm. »Das Haus Florent wird sich um Euer Banner scharen.«
    »Das Haus Florent kann bestenfalls zweitausend Schwerter ins Feld schicken.« Es hieß, Stannis wisse über die Stärke eines jeden Hauses in den Sieben Königslanden genau Bescheid. »Und Ihr setzt erheblich mehr Vertrauen in Eure Brüder und Onkel als ich, Mylady. Das Land der Florents liegt viel zu nahe an Rosengarten, als dass Euer Hoher Onkel den Zorn von Maes Tyrell riskieren würde.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit.« Lady Selyse trat an ihn heran. »Seht nur zum Fenster hinaus, Mylord. Dort am Himmel findet Ihr das Zeichen, auf welches Ihr gewartet habt. Rot ist es, rot wie die Flamme, rot wie das lodernde Herz des wahren Gottes. Es ist sein Banner – und das Eure! Schaut nur, auf welche Weise es sich, dem heißen Atem eines Drachen gleich, über das Firmament erstreckt, und seid Ihr nicht der Lord von Drachenstein? Es will verkünden, dass Eure Zeit gekommen ist, Euer Gnaden. Dessen dürft Ihr Euch sicher sein. Euch ist vorbestimmt, von diesem öden Felsen in See zu stechen, wie es einst Aegon der Eroberer tat, um so wie er alle hinwegzufegen, die sich Euch entgegenstellen. Sagt nur ein Wort und ergebt Euch der Macht, die der Herr des Lichts verkörpert.«
    »Wie viele Schwerter wird der Herr des Lichts mir zur Verfügung stellen?«, verlangte Stannis abermals zu wissen.
    »So viele Ihr braucht«, versprach ihm seine Frau. »Die
Schwerter von Sturmkap und Rosengarten zunächst, und mit ihnen all ihre Gefolgsleute.«
    »Davos behauptet das Gegenteil«, entgegnete Stannis. »Diese Schwerter haben Renly den Treueid geleistet. Sie lieben meinen bezaubernden jungen Bruder, wie sie einst Robert geliebt haben … und wie sie mich niemals geliebt haben.«
    »Ja«, antwortete sie, »doch sollte Renly sterben …«
    Stannis starrte seine Gemahlin aus zusammengekniffenen Augen an, und schließlich konnte Cressen nicht mehr schweigen. »Das dürft Ihr nicht einmal denken, Euer Gnaden, gleichgültig, welcher Torheiten Renly sich schuldig gemacht hat.«
    » Torheiten ? Ich nenne es Hochverrat.« Stannis kehrte seiner Frau den Rücken zu. »Mein Bruder ist jung und kräftig, und er hat ein riesiges Heer und zudem diese Regenbogenritter um sich versammelt.«
    »Melisandre hat in die Flammen geschaut und seinen Tod gesehen.«
    Cressen packte das Entsetzen. »Brudermord … Mylord, das ist die Ausgeburt des Bösen , des Unsäglichen … bitte, hört mich an.«
    Lady Selyse richtete den Blick auf ihn. »Und was wollt Ihr ihm sagen, Maester? Wie er ein halbes Königreich erobern kann,
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