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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Autoren: George R R Martin
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Terrasse ergoss. Sie betrachtete ihren Neffen und seufzte. »Dieser Junge wächst ohne die geringsten Regeln auf. Zum Regieren wird er niemals stark genug sein, wenn man ihn nicht eine Weile seiner Mutter wegnimmt.«
    »Sein Hoher Vater war ganz Eurer Ansicht«, hörte sie eine Stimme neben sich. Sie wandte sich um und fand Maester Colemon vor, der einen Becher Wein in der Hand hielt. »Er wollte den Jungen als Mündel nach Drachenstein schicken, müsst Ihr wissen … oh, vermutlich sollte ich darüber nicht sprechen.« Sein Adamsapfel hüpfte nervös unter der losen Ordenskette. »Ich fürchte, ich habe zu viel von Lord Hanters exzellentem Wein genossen. Die Aussicht auf ein Blutvergießen strapaziert meine Nerven …«

    »Ihr täuscht Euch, Maester«, entgegnete Catelyn. »Es war Casterlystein, nicht Drachenstein, und diese Vereinbarungen wurden erst nach dem Tod der Hand getroffen, ohne Zustimmung meiner Schwester.«
    Der Kopf des Maesters zuckte derart heftig am Ende seines lächerlich langen Halses, dass er selbst halbwegs wie eine Puppe aussah. »Nein, ich bitte um Verzeihung, Mylady, doch war es Lord Jon höchstselbst, der …«
    Unter ihnen erklang laut eine Glocke. Hohe Herren und Dienstmädchen gleichermaßen unterbrachen, was sie gerade taten, und traten an die Balustrade. Unten führten zwei Gardisten in himmelblauen Umhängen Tyrion Lennister herein. Der pausbackige Septon der Ehr begleitete ihn zur Statue in der Mitte des Gartens, einer weinenden Frau, die aus gemasertem Marmor gehauen war und zweifellos Alyssa darstellen sollte.
    »Der böse, kleine Mann«, sagte Lord Robert kichernd. »Mutter, darf ich ihn fliegen lassen? Ich will ihn fliegen sehen. «
    »Später, mein kleiner Liebling«, versprach Lysa.
    »Erst die Prüfung«, leierte Ser Lyn Corbray, » dann die Hinrichtung.«
    Einen Augenblick später erschienen die beiden Kontrahenten an verschiedenen Seiten des Gartens. Dem Ritter standen zwei junge Knappen zur Seite, dem Söldner der Waffenmeister von Hohenehr.
    Ser Vardis Egen steckte von Kopf bis Fuß in Stahl, einer schweren Rüstung über Kettenhemd und wattiertem Wappenrock. Große, runde Medaillons, bemalt mit dem blauen und cremefarbenen Siegel, das den Mond und den Falken des Hauses Arryn zeigte, schützten die verwundbare Verbindung von Arm und Brust. Ein metallener Rock bedeckte ihn von der Hüfte bis fast zum Knie, während um seinen Hals ein solider Ringkragen lag. Falkenschwingen sprossen
aus den Seiten seines Helms, und sein Visier war ein spitzer Eisenschnabel mit schmalem Sehschlitz.
    Bronn war so leicht gepanzert, dass er neben dem Ritter fast nackt aussah. Er trug nur ein schwarzes, öliges Kettenhemd über hartem Leder, einen runden, stählernen Halbhelm mit Nasenschutz und dazu eine Kettenhaube. Hohe Lederstiefel mit stählernen Schienbeinschützern an den Beinen, und Scheiben von schwarzem Eisen waren in die Finger seiner Handschuhe genäht. Doch fiel Catelyn auf, dass der Söldner seinen Gegner um einen halben Kopf überragte und eine größere Reichweite besaß … zudem war Bronn fünfzehn Jahre jünger, falls sie das richtig einschätzte.
    Sie knieten im Gras neben der weinenden Frau, einander gegenüber, zwischen ihnen Lennister. Der Septon nahm eine facettierte Kristallkugel aus dem weichen Stoffbeutel an seiner Hüfte. Er hob sie hoch über den Kopf, und Licht brach sich in alle Richtungen. Regenbogen tanzten auf dem Gesicht des Gnoms. Mit hohem, feierlichem Singsang bat der Septon die Götter, herabzusehen und zu bezeugen, die Wahrheit in der Seele dieses Mannes zu ergründen, ihm Leben und Freiheit zu schenken, falls er unschuldig sei, oder ihn in den Tod zu schicken, sollte er Schuld tragen. Seine Stimme hallte von den umstehenden Türmen zurück.
    Nachdem das letzte Echo verklungen war, ließ der Septon seine Kristallkugel sinken und entfernte sich eilig. Tyrion beugte sich vor und flüsterte Bronn etwas ins Ohr, bevor die Gardisten ihn abführten. Lachend stand der Söldner auf und wischte Gras vom Knie.
    Robert Arryn, Lord über die Ehr und Hüter des Grünen Tales, zappelte ungeduldig auf einem erhöhten Stuhl herum. »Wann kämpfen sie denn endlich?«, fragte er unverblümt.
    Ser Vardis wurde von einem seiner Knappen auf die
Beine geholfen. Der andere brachte ihm einen dreieckigen Schild von beinah vier Fuß Höhe, aus schwerer Eiche, mit Eisennägeln beschlagen. Diesen banden sie an seinem linken Unterarm fest. Als Lysas Waffenmeister Bronn einen ähnlichen
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