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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Autoren: George R R Martin
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brüllte Shagga, »verspottest du meine Axt noch, wenn ich dir deine Männlichkeit abhacke und sie an die Ziegen verfüttere?«
    Doch Gunthor hob eine Hand. »Nein. Ich will hören, was er sagt. Die Mütter hungern, und Stahl füttert mehr Mäuler als Gold. Was würdest du uns für euer Leben geben, Tyrion, Sohn des Tywin? Lanzen? Kettenhemden?«
    »Das und weit mehr, Gunthor, Sohn des Gurn«, erwiderte Tyrion lächelnd. »Ich gebe euch das Grüne Tal von Arryn.«

EDDARD
    Durch die hohen, schmalen Fenster des höhlenartigen Thronraumes im Roten Bergfried fiel das Licht der untergehenden Sonne auf den Boden, warf dunkelrote Streifen an die Wände, von denen einst die Drachenköpfe gehangen hatten. Nun war der Stein mit Wandteppichen von Jagdszenen behängt, lebhaft in Grün und Braun und Blau, und doch schien es Ned Stark, als sei die einzige Farbe in der Halle das Rot von Blut.
    Er saß hoch oben auf dem mächtigen, uralten Thron Aegons des Eroberers, einer eisernen Monstrosität aus Stacheln und gezackten Rändern und grotesk verformtem Metall. Der Stuhl war, wie Robert ihn gewarnt hatte, höllisch unbequem, und das nie mehr als jetzt, da es in seinem zertrümmerten Bein mit jeder Minute heftiger pochte. Das Metall unter ihm war von Stunde zu Stunde härter geworden, und der mit Reißzähnen besetzte Stahl in seinem Rücken machte es ihm unmöglich, sich zurückzulehnen. Ein König sollte nie bequem sitzen, hatte Aegon der Eroberer gesagt, als er seinen Waffenschmieden befohlen hatte, einen großen Stuhl aus den niedergelegten Schwertern seiner Feinde zu schmieden. Verdammt sei Aegon für seine Arroganz, dachte Ned trübsinnig, und verdammt sei auch Robert mit seiner Jagd.
    »Ihr seid ganz sicher, dass diese Leute mehr als Räuber waren?«, fragte Varys leise vom Ratstisch unterhalb des Thrones her. Großmaester Pycelle rührte sich unruhig neben ihm, während Kleinfinger mit einer Feder spielte. Sie
waren die einzigen anwesenden Ratsherren. Ein weißer Hirsch war im Königswald gesichtet worden, und Lord Renly und Ser Barristan hatten sich dem König auf dessen Jagd angeschlossen, dazu Prinz Joffrey, Sandor Clegane, Balon Swann und der halbe Hofstaat. Deshalb musste Ned in seiner Abwesenheit den Thron besetzen.
    Wenigstens konnte er sitzen. Sah man vom Rat ab, mussten alle anderen respektvoll stehen oder knien. Die Bittsteller drängten sich an den hohen Türen, die Ritter und die hohen Herren und Damen unter den Wandteppichen, das gemeine Volk auf der Empore, die Gardisten mit Kettenhemd und Umhang, golden oder grau: Sie alle standen.
    Die Dörfler knieten: Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen zerlumpt und blutig, die Mienen von Angst gezeichnet. Die drei Ritter, die sie hergebracht hatten, warteten hinter ihnen.
    »Räuber, Lord Varys?« Ser Raymun Darrys Stimme troff vor Hohn. »Oh, es waren Räuber, zweifelsohne. Lennister-Räuber. «
    Ned spürte die Anspannung im Saal, als hohe Herren und Diener gleichermaßen angestrengt lauschten. Er konnte nicht vorgeben, überrascht zu sein. Der Westen war eine Zunderschachtel, seit Catelyn Tyrion Lennister festgenommen hatte. Sowohl Schnellwasser als auch Casterlystein hatten zu den Fahnen gerufen, und die Armeen sammelten sich im Bergpass unterhalb des Goldzahn. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Blut floss. Die Frage blieb nur, wie die Wunde danach am besten zu stillen war.
    Ser Karyl Vanke mit den traurigen Augen, der schmuck ausgesehen hätte, wäre nicht das weinrote Muttermal gewesen, das sein Gesicht entstellte, deutete auf die knienden Dörfler. »Das ist alles, was von der Feste Sherrer geblieben ist, Lord Eddard. Der Rest ist tot, ebenso die Bevölkerung von Wendisch und Mummersfurt.«

    »Steht auf«, befahl Ned den Dörflern. Er traute Worten nicht, die auf Knien gesprochen wurden. »Ihr alle, steht auf.«
    Die Feste Sherrer erhob sich auf die Beine. Einem alten Mann musste geholfen werden, und ein junges Mädchen in blutigem Kleid blieb auf den Knien und starrte leeren Blickes Ser Arys Eichenherz an, der in der weißen Rüstung der Königsgarde am Fuße des Thrones stand, bereit, den König zu beschützen und zu verteidigen … oder, wie Ned vermutete, die Hand des Königs.
    »Joss«, sagte Ser Raymun Darry zu einem dicklichen Mann mit spärlichem Haar und einer Brauerschürze. »Erzählt der Hand, was in Sherrer vorgefallen ist.«
    Joss nickte. »Wenn es Seiner Majestät beliebt …«
    »Seine Majestät ist jenseits des Schwarzwassers auf der Jagd«,
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