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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine
Autoren: Barbara Erskine
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riechen, die Hitze des Sonnengottes Ra spüren, wie er über den Horizont stieg.
    Bei der Ampel in Notting Hill Gate runzelte Toby die Stirn. Er trommelte mit den Fingern aufs Steuerrad. Sein Kopf war voll von merkwürdigen Klängen, Klängen, die er nie zuvor gehört hatte: das klagende Singen ferner Stimmen, von einer Harfe als Echo zurückgeworfen, und etwas, das wie die tiefen, schwermütigen Töne einer Oboe klang, die über eine weite Entfernung herüberschwebten.
    Verwirrt schüttelte er den Kopf.
    Toby!
    Der Ruf kam aus weiter Ferne.
    Toby, komm zurück! Bitte!
    Das war Annas Stimme.
    Er schreckte hoch, als der Wagen hinter ihm ärgerlich hupte.
    Die Ampel hatte umgeschaltet, ohne dass er es bemerkt hatte. Er starrte benommen in den Spiegel, dann traf er einen plötzlichen Entschluss. Er drehte das Steuer ganz herum und wendete den Wagen unter zornigem Reifenquietschen.
    Sekunden später raste er zurück zu ihrem Haus.

    »Anna! Anna?« Er ließ den Wagen, mit offener Tür und laufendem Motor, mitten auf der Straße stehen.
    »Anna! Mach die Tür auf!« Er rannte den Weg hoch und schlug mit den Fäusten an die Tür. Mit einem leichten Klicken schwang die Tür auf. Anna hatte sie nicht richtig zugemacht, als sie ins Haus zurückgegangen war.
    »Anna?« Toby starrte hinein. »Wo bist du?«
    Die Diele war verlassen, die Wohnzimmertür angelehnt. Er stieß sie auf und stürzte ins Zimmer.
    »Anna!« Er schlitterte, bis er zum Stehen kam.
    Das Zimmer roch nach Ägypten. Nach Hitze und Sand und exotischem Weihrauch.
    Der Schatten umgab sie vollständig.
    »Anna, wehre dich, Liebling! Ich lasse es nicht zu, dass er dich besitzt. Anna, sieh mich an! Ich liebe dich!«
    Er ergriff ihre Hände und wirbelte sie herum, sodass sie ihn ansah. »Anna!«
    Sie blinzelte und zog die Stirn kraus. »Toby?«
    »Ich bin hier, Liebling. Es ist alles in Ordnung.«
    Sie kam zu ihm zurück. Der Schatten wurde schwächer.
    Er schloss sie in die Arme und küsste sie auf die Stirn.
    »Sie ist zurückgekommen, Toby«, stammelte sie. »Die Flasche.
    Louisa konnte sie nicht loswerden und ich kann es auch nicht. Ich habe sie in den Nil geworfen, aber Andy hat sie aufgefangen!«
    Schluchzend warf sie einen Blick auf den Tisch, wo die kleine Flasche zwischen dem Verpackungsmaterial auf der polierten Mahagoniplatte stand. »Ich werde nie mehr frei sein.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Es gibt vieles, was wir tun können, Anna. Wir können sie dem Britischen Museum schenken. Wir können sie nach Ägypten zurückschicken. Wir können sie in die Themse werfen. Aber was immer geschieht, wir stellen uns dieser Sache gemeinsam.«
    Sie blickte zu ihm auf. »Meinst du das wirklich?«
    »Ja. Du bist nicht allein. Du wirst nie mehr allein sein, außer du möchtest das, und du wirst von Anhotep und Hatsek befreit werden. Das verspreche ich.«
    Als er sie küsste, entdeckte er auf dem glänzenden Holz des Tisches, zwischen dem Packpapier verstreut, Stücke von getrocknetem Harz. Und er konnte den widerwärtigen Gestank riechen. Während er hinschaute, zeigte sich noch mehr davon auf dem Teppich zu ihren Füßen.
    Anna sah zu ihm auf. »Serena kommt gleich her«, murmelte sie. »Sie wird uns helfen. Das weiß ich ganz genau.«
    Toby umarmte sie fester. »Ganz bestimmt. Und vergiss nicht, ich habe das Blut von Roger Carstairs und meinem geistlichen Urgroßvater in den Adern. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil bei diesem spirituellen Eiertanz.«
    Er erwiderte ihren Blick mit einem Lächeln. »Nur Mut, mein Liebling, ihre vereinten Schatten haben mich auf eine Idee gebracht. Wenn ich mich mit einem großen Hammer in der Hand über diese Flasche stelle, dann könnte es doch sein, dass die Priester des Alten Ägypten zur Abwechslung endlich mal auf das hören, was wir ihnen zu sagen haben.«

    Die Göttin Isis ist mit dir und sie verlässt dich nie; deine Feinde werden dich nicht stürzen…
    Die Diener der Götter mögen in Frieden ruhen…

    Nachwort der Autorin
    Wie es wohl vielen Menschen ergeht, waren auch meine Erwartungen an Ägypten so gewaltig, dass ich mich, so könnte man sagen, fast sträubte, hinzufahren. Angenommen, es wäre gar nicht so wunderbar, wie ich es erhoffte? Angenommen, die Reise würde ein Fehlschlag, und alle meine Träume und Fantasien wären zunichte? Ich muss mich bei Carole Blank bedanken, sowohl für die Anregung, dieses Abenteuer zu wagen
    – für beide von uns zum ersten Mal – als auch dafür, dass sie anschließend auf
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