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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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leuchtete hellblau. Sie stand am Rand eines Walds, einer üppigen Vegetation mit Farnen, Kiefern und Koniferen, deren dichtes dunkles Laub einen großen Teil des Lichts ausblendete. Die Hitze und Feuchtigkeit waren fast unerträglich; sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach und Bluse und Hose durchtränkte. Das Haar klebte ihr an der Stirn. Der nahe Fluss war breit, lehmig-braun und wälzte sich träge dahin.
    Auf der Suche nach festerem Untergrund drang sie tiefer in den Wald ein. Die Vegetation war fast undurchdringlich; Blätter und Schösslinge schlugen ihr ins Gesicht und gegen die Arme. Es wimmelte von Insekten bis hin zu großen blauen Libellen und der Dschungel wurde von allerlei Geräuschen erfüllt: es zirpte, knurrte und krächzte.
    Das Gefühl der Realität war geradezu überwältigend. Diese VR war weitaus authentischer als alle anderen, die sie bisher erlebt hatte.
    »Beeindruckend, nicht wahr?« Bobby stand neben ihr. Er trug Khaki-Shorts, ein Safarihemd und einen breitkrempigen Buschhut und hatte sich eine altertümlich aussehende Flinte über die Schulter gehängt.
    »Wo sind wir? Ich meine…«
    »Wann sind wir? Das ist Arizona: Die späte Trias, vor ungefähr zweihundert Millionen Jahren. Sieht eher aus wie Afrika, was? In diesem Zeitalter sind die Schichtungen der Bunten Wüste * entstanden. Hier gedeihen Schachtelhalme, Farne, Zikaden, Bärlapp… Dennoch ist es in mancherlei Hinsicht eine öde Welt. Die Entstehung der Blumen liegt noch weit in der Zukunft. Das gibt einem schon zu denken, nicht?«
    Sie stellte den Fuß auf einen Baumstamm und versuchte, den Schlick von den Beinen abzukratzen. In der drückenden Hitze bekam sie großen Durst. Der nackte Arm war mit unzähligen Schweißtröpfchen bedeckt, die absolut echt glitzerten und sich so heiß anfühlten, als ob sie gleich sieden würden.
    Bobby wies nach oben. »Schauen Sie.«
    Ein Vogel flatterte mit unbeholfenen Flügelschlägen in den Ästen eines Baums herum… Nein, das Tier war zu groß und plump für einen Vogel. Außerdem hatte es keine Federn. Vielleicht war es eine Art fliegendes Reptil. Das purpurne Wesen bewegte sich mit einem ledernen Knarren, bei dem es Kate kalt den Rücken hinunterlief.
    »Geben Sie es zu«, sagte er, »sie sind beeindruckt.«
    Sie ließ die Arme kreisen und schüttelte die Beine aus. »Das Körpergefühl ist echt stark. Ich spüre die Gliedmaßen, und wenn ich mich vor- und zurückbeuge, habe ich ein Gefühl für oben und unten. In Wirklichkeit liege ich wohl noch immer auf der Couch und sabbere wie Sie.«
    »Ja. Die propriozeptiven Merkmale des GeistigenAuges sind schon enorm. Man gerät nicht einmal ins Schwitzen. Nun ja, mit gewissen Ausnahmen; manchmal tritt noch ein kleines Leck auf. Das ist VR-Technologie der vierten Generation. Am Anfang gab’s die primitiven Brillen und Handschuhe, dann kamen Sinnesorgan-Implantate – wie Ihre – und kortikale Implantate, die als direkte Schnittstelle zwischen externen Systemen und dem Zentralnervensystem dienten…«
    »Barbarisch«, sagte sie.
    »Vielleicht«, erwiderte er leise. »Das GeistigeAuge ist letzter Stand der Technik. Die Stirnbänder erzeugen magnetische Felder, die bestimmte Bereiche des Gehirns stimulieren. Ohne dass eine physikalische Intervention nötig wäre.
    Aber es ist nicht nur die Redundanz der Implantate, die den Reiz der Sache ausmacht«, fuhr er launig fort. »Es sind die Präzision und der Umfang der Simulation, die wir zu erschaffen vermögen. Eben wird eine Fischaugen-Karte der Szene direkt in Ihre Sehrinde projiziert. Wir stimulieren die Amygdala und die Insula im Schläfenlappen, um Sie mit einem Geruchssinn auszustatten. Das ist wichtig für die Authentizität des Erlebnisses. Gerüche werden direkt ans limbische System des Gehirns übermittelt, den Sitz der Emotionen. Deshalb haben Gerüche eine so intensive Wirkung, müssen Sie wissen. Wir verursachen sogar leichte Schmerzen, indem wir den vorderen Kortex des Cingulum cerebri ansteuern – nicht das Zentrum des Schmerzes, sondern der bewussten Wahrnehmung von Schmerz. Wir arbeiten überhaupt viel mit dem limbischen System, um den visuellen Eindrücken eine emotionale Entsprechung zu verleihen.
    Dann gibt es noch die Propriozeption, das Körpergefühl, das sehr komplex ist und sensorische Inputs von der Haut, den Muskeln und Sehnen beinhaltet, des weiteren visuelle und motorische Informationen vom Gehirn und Gleichgewichts-Meldungen vom Innenohr. Das Gehirn musste erst
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