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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens
Autoren: Jennifer Donnelly
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Signal.«
    Â»Nein, das ist albern.«
    Â»Na komm schon. Mach’s einfach.«
    Â»Also zählt«, sagte Minnie seufzend.
    Wir gingen los und zählten die Schritte. Bei zehn drehten wir uns um.
    Â»Zieht«, befahl sie gähnend.
    Â»Es soll so lange gehen, bis einer tot ist, verstehst du, Minnie. Du könntest dich etwas anstrengen«, sagte Weaver.
    Minnie verdrehte die Augen. »Ziehen!« rief sie.
    Das taten wir.
    Â»Feuer!«
    Â»Gottlos!« rief Weaver.
    Â»Unmoralisch!« erwiderte ich.
    Â»Sündhaft!«
    Â»Falsch!«
    Â»Ungerecht!«
    Â»Nicht rechtschaffen!«
    Â»Verrucht!«
    Â»Verdorben!«
    Â»Ruchlos!«
    Â»â€ºRuchlos‹?
Jesus, Weaver! Ähm … ähm … warte … ich hab eins …«
    Â»Zu spät, Matt. Du bist tot«, sagte Minnie.
    Weaver grinste mich an, steckte die Finger in den Mund und pfiff. »Fang an zu pflücken«, sagte er. Er selbst machte sich ein Kissen aus seiner Jacke, setzte sich mit »Der Graf von Monte Christo« darauf und zog seine spindeldürren Beine an. Schon einen Eimer zu füllen, war ein Menge Arbeit, geschweige denn zwei. Und Minnie war keine Hilfe. Sie war bereits zu ihrem Felsbrocken zurückgewatschelt. Ich hätte es besser wissen müssen und Weaver nicht zu einem Wortduell herausfordern dürfen. Er gewann immer.
    Farnsprossen pflücken war nur eine unserer Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Außerdem sammelten wir wilde Himbeeren, Blaubeeren oder Fichtenharz. Damit verdienten wir mal zehn Pennies, mal einen Vierteldollar. Fünfundzwanzig Cents kamen mir wie ein Vermögen vor, als ich mich noch mit einer Tüte Schokolinsen oder Lakritze zufriedengab, aber das war einmal. Jetzt brauchte ich Geld. Eine ganze Menge sogar. In New York City sei es ziemlich teuer, sagen die Leute. Letzten November hatte ich ganze fünf Dollar beisammen, was hieß, daß mir nur noch ein Dollar und neunzig Cent für eine Fahrkarte zur Grand Central Station fehlten. Miss Wilcox reichte ein Gedicht von mir bei einem Wettbewerb ein, der vom
Utica Observer
gefördert wurde. Mein Name kam in die Zeitung und mein Gedicht auch, und ich war um fünf Dollar reicher.
    Konnte mich nicht lange über das Geld freuen. Wir brauchten es, um Mamas Grabstein zu bezahlen.
    Â»â€ºAm 24. Februar 1810 signalisierte die Wache von Notre Dame de la Garde dem Dreimaster
Pharao.
der von Smyrna, Triest und Neapel kam. Wie gewöhnlich wimmelte es auf der Plattform von Saint Jean von Neugierigen, denn die Ankunft eines Schiffes ist in Marseille immer etwas Großes …‹«, begann Weaver. Während er las, stocherte ich mit einem Stock herum und suchte nach den winzigen grünen Sprossen, die durch die nassen, verfaulten Blätter drangen, jedes eingerollt wie das obere Ende einer Fidel. Sie kommen an feuchten, schattigen Stellen heraus, und obwohl sie anfangs noch ganz winzig sind, haben sie eine Menge Kraft. Ich habe gesehen, wie sie in ihrem Wachstumsdrang schwere Felsen beiseite geschoben haben. Die Stelle hier oben, auf einem mit Ahorn und Fichten bewachsenen Hügel eine Viertelmeile westlich von Weavers Haus, ist ein guter Platz. Niemand kennt ihn außer uns. Hier gibt es genug Farnsprossen, um heute zwei und morgen noch einmal zwei Kübel zu füllen. Wir sammeln nie alle, sondern lassen genügend übrig. damit sie zu Farnen heranwachsen.
    Ich hatte meinen Kübel vielleicht zu einem Drittel gefüllt, als die Erlebnisse von Dantes und Danglars das Pflücken immer mehr in den Hintergrund treten ließen und ich vollkommen gefangengenommen wurde, wie es mir bei einer guten Geschichte immer passiert.
    Â»â€ºâ€¦Als er sich umwandte, erblickte der Reeder Danglars hinter sich, der seine Befehle zu erwarten schien, in Wirklichkeit aber dem jungen Seemann mit haßerfülltem Blick folgte‹ . Hey! Weiterpflücken. Matt! Mattie, hörst du mich?«
    Â»Hm?« Ich stand da wie in Trance, den Kübel neben mir, und lauschte, wie aus den Worten Sätze und aus den Sätzen Seiten und aus den Seiten Gefühle, Stimmen, Orte und Menschen wurden.
    Â»Du sollst pflücken und nicht wie bekloppt dastehen.«
    Â»Na schön«, seufzte ich.
    Weaver schloß das Buch. »Vergiß es. Ich helf dir. sonst werden wir nie fertig. Gib mir die Hand.«
    Ich streckte die Hand aus, er zog sich hoch und riß mich dabei fast um. Ich kenne Weaver Smith nun
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