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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Autoren: Felix R. Paturi
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es dennoch machen.
    Erfunden haben den Zorb zwei Neuseeländer, Dwane van der Sluis und Andrew Akers. Das eigenwillige Sportgerät ist eine doppelwandige Hohlkugel aus sehr stabiler, durchsichtiger PVC -Folie. Die Innenkugel hat ca. 1,8 Meter Durchmesser, die äußere rund 3,2. Von außen nach innen führt ein enger, taillierter Kanal, durch den man hindurchkriechen kann. Sphärisch stabil wird der Doppelball dadurch, dass man einerseits rund 14 Kubikmeter Luft zwischen die innere und die äußere Hülle pumpt und andererseits beide Kugeln durch einige tausend Seile gegeneinander spannt und auf Abstand hält. Der Zorbonaut, wie derjenige heißt,der sich in die Innenkugel wagt, kann sich dort bei manchen Modellen an Griffen und Gurten festhalten, bei anderen Ausführungen fehlen diese allerdings und man kann in ihnen wie in einem Hamsterrad laufen.
    Der Zorber im Inneren des Balles ist nur undeutlich zu erkennen. Genauso verschwommen nimmt er seine Umgebung wahr.
    Zweck des Geräts ist es, mit und in ihm einen Hügel hinabzurollen. Weil das recht ungesteuert geschieht, erfolgt das üblicherweise in eigens dafür angelegten flachen Muldenbahnen. Es empfiehlt sich nicht, sich einen Zorbball zu kaufen und damit einfach irgendwo bergab zu rollen. Das könnte in mehr als einer Hinsicht ärgerlich enden. Man ist also auf kommerziell betriebene Zorbbahnen angewiesen, und dort kann man das kullernde Sportgerät auch mieten. Weil es hohl und deshalb auch schwimmfähig ist, macht es auch nichts, wenn man am Fuß des Hügels etwa in einen Teich rollt. Man muss dann einfach versuchen, den Zorb durch Gehen ans sichere Ufer zu bringen. In Deutschland findet man den rund 90 Kilogramm schweren Ball seit 2011 gelegentlich sogar in Schwimmbädern.

Zungenspaltung
    Sie nennen sich Modern Primitives (oder Urban Primitives) und unterscheiden sich dadurch von normalen Menschen, dass sie ihre Körper verändern lassen, wobei sie sich oft an den Initiationsritualen alter Stammesvölker orientieren: Sie lassen sich beschneiden, Narben zufügen ( →   Branding; ), piercen ( →   Extrempiercing ) oder am ganzen Leib tätowieren. Aber sie gehen heute auch weit über Stammespraktiken hinaus, auch wenn es dafür kulturhistorisch überhaupt keine Gründe gibt und das Prozedere nicht selten recht gesundheitsgefährdend sein kann. Beliebt ist es, sich Metallplättchen oder Kunststoffteile unter die Haut zuimplantieren oder hörnerartige Implantate auf die Stirn zu setzen ( →   Subdermale Hörner ). Mit besonders hoher Infektionsgefahr sind die sogenannten transdermalen Implantate verbunden, weil sie unter der Haut verankert sind, aber, etwa in Form von langen Metalldornen, aus dieser herausragen. Doch auch Penislängsspaltungen gelten bei den Modern Primitives als cool.
    Mit ein bisschen Übung kann die junge Frau ihre beiden Zungenspitzen unabhängig voneinander bewegen.
    Kulturgeschichtlich zum Sinnlosesten gehört die Zungenspaltung. Die historisch lediglich aus dem spätantiken Byzantinischen Reich belegte Technik galt dort als Strafe für Kaiser, die in Ungnade gefallen waren. Man stach diesen Männern die Augen aus, verunstaltete sie durch Nasenverstümmelungen oder eben durch Zungenspaltung. Dermaßen entstellt, konnten sie niemals wieder ein höheres Amt bekleiden, geschweige denn Monarch werden.
    Aus unerfindlichen Gründen finden seit Anfang der 1990er-Jahre die modernen Primitiven die zweigeteilte Zunge schick und nehmen ziemlich unangenehme und auch riskante Operationen auf sich, um danach mit gespaltener Zunge reden zu können, was idiomatisch nichts anderes meint als Lügen und Heucheln.
    Ärzte, die gegen den von ihnen geleisteten hippokratischen Eid eine Zunge spalten, gehen so vor: Unter lokaler Narkose trennen sie mit einem Skalpell die Zunge von der Spitze ausgehend entlang der Mittellinie durch. Weil sich unter dieser Mittellinie eine Art Trennwand befindet, werden dabei keine Muskeln durchschnitten. Der Vorgang führt meist zu starken Blutungen, die der Arzt so gut wie möglich stoppen muss, etwa durch sogenannte Elektrokauterisation oder mit chemischen Mitteln. Weil die jetzt zweigeteilte Zunge dazu neigt zu heilen, also schnell wieder zusammenzuwachsen, muss sie daran gehindert werden. Der Chirurg macht das, indem er die aufgeschnittenen Ränder vernäht oder ein trennendes Piercing einsetzt.
    Wer es gerne etwas schmerzhafter hätte, weil er sich dann besonders heldenhaft fühlt, kann sich die Zunge statt mit dem
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