Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Autoren: Felix R. Paturi
Vom Netzwerk:
der dämlichsten Erfindungen spiegelt das ganze Spektrum typisch menschlicher Freud’scher Fehlleistungen wider, im Spaß wie im Ernst, in Freud wie in Leid. Dämliches kann Freude bereiten, es kann traurig machen, es kann töten, kann zur Verzweiflung führen, zum positiven oder auch negativen Lebensinhalt werden, kann heilen und kann einfach eins sein: dämlich! Diese Erkenntnis faszinierte mich, und der Floh hatte sich in meinem Ohr eingenistet. Die Arbeit an diesem Buch vermittelte mir denn auch ein Wechselbad der Gefühle   – von kindlicher Freude am sinnfrei Albernen über stille Nachdenklichkeit bis hin zu einer gewissen Traurigkeit über den dämlichen menschlichen Selbstzerstörungstrieb. Wenn der Leser mir auf diesen Pfaden folgen möchte, Pfaden, die tief in die menschliche Seele führen können, erfüllt das Buch seinen Zweck.

A
    Amerikanismen
    Fremdwörter gab es seit eh und je in der deutschen Sprache. Sie entstammen dem Griechischen, dem Lateinischen, dem Arabischen und Französischen und einem Dutzend anderer Sprachen   – und natürlich auch dem Englischen. Das ist ein gesundes Zeichen dafür, dass die deutsche Sprache lebt, sich weiterentwickelt und kulturell mit anderen Kulturkreisen interagiert. Etwas ganz anderes ist es aber, wenn »Sprachdesigner« kreativ, also erfinderisch am Werke sind und die natürlich gewachsene Sprache gezielt beeinflussen, wobei sie oft selbst nicht wissen, was sie da eigentlich tun. Meist sind es Werbetexter, die potenziellen Kunden so etwas wie Fortschrittlichkeit, Internationalität und innovative Produkte suggerieren wollen. Zu den Sprachdesignern gehören aber auch die großen Verschleierer unserer ökonomisch dominierten Gesellschaft, Industriemanager und Politiker, die sich immer neue Amerikanismen einfallen lassen, um Arbeitnehmern, Steuerzahlern und Wählern Sand in die Augen zu streuen, und etwa einen schlichten Telefonisten einzig auf verbaler Ebene aufwerten: zum Call Center Agent oder zum Engagement Manager (Vertreter). Ein Testbesucher auf Messeständen wird zum Mystery Fair Visitor und ein Lagerist zum Warehouse Distribution Manager .
    In den USA , dem Land der unbegrenzten (Un-)Möglichkeiten, mag man sich an solche sprachlichen Überhöhungen gewöhnt haben, aber im Herzen Europas haben sie keine Existenzberechtigung, zumal die meisten Deutsch-Muttersprachler sie ohnehin nicht verstehen. Was ist daran »hip«, wenn der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Nikolaus Schneider, seine Schäfchen mit Luther Activities, Wellness für die Männerseele oder Marriage Weeks zum Glauben führen will? Ist das »Faith for Entertainment« in einer Konsumgesellschaft, die auch vor einer Landeskirche nicht Halt macht?
    Von äußerst dämlichem Erfindergeist künden die Amerikanismen in der Werbung. Das betrifft Produktwerbung (sorry: Product Placement) ebenso wie Imagewerbung. Doch was hier Weltläufigkeit vortäuschen soll, geht nicht selten satt in die Hose. Der Werbefachmann Bernd Samland ist sich der Überfrachtung seiner Branche mit Amerikanismen schmerzlich bewusst und führte vor einigen Jahren eine Recherche durch, um festzustellen, wie diese meist albernen US -orientierten Floskeln bei den umworbenen Kunden eigentlich ankommen. Gegenüber dem Spiegel erklärte er selbstironisch das Ziel der Untersuchung so: » In einem Brainstorming-Meeting kamen wir zur Conclusion, die Reception mancher Claims mal zu researchen. Der Approach des Survey war, den Consumer View einem Feedback-Check zu unterziehen, was den Marketing Value mancher Expressions angeht.«
    Der Douglas-Slogan suggerierte vielen Kunden, die Parfümeriefachmärkte seien Labyrinthe.
    Das Ergebnis der Studie war, dass die meisten Anglizismen von der Mehrheit der über tausend Befragten entweder gar nicht oder völlig falsch verstanden wurden. Hier einige wenige Beispiele aus der Studie:
    Come in and find out schrieb die Drogeriemarktkette Douglas einst über ihre Türen. »Kommen Sie herein und finden Sie wieder hinaus«, so verstand das die Mehrzahl der Kunden und amüsierte sich herzlich über diesen idiotischen Werbespruch. Der Werbetexter hätte dieses Desaster voraussehen müssen. Aber die Douglas-Americanizer gaben nicht auf, dämliche Amerikanismen zu erfinden. Zwar haben sie Come in and find out inzwischen gecancelt, dafür umwerben sie heute junge Kundinnen ziemlich dämlich mit Hi Girls, Du bist hip und absolut hot. Immer unterwegs in der City, beim Clubbing oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher