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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen
Autoren: Felix R. Paturi
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ursprünglich etwas Proportionales, etwas, das im gleichen Verhältnis mit etwas anderem steht. Heute bezeichnen wir auch einen ähnlichen Gegenstand mit diesem Wort. Aberder Analogkäse ähnelt einem wirklichen Käse allenfalls grob im Aussehen und im Schmelzverhalten beim Überbacken. Geschmacklich kommt er kaum an einen faden Billigmozzarella heran. Um das tatsächliche Verhältnis beider Produkte zu beschreiben, sollte man deshalb analog besser als »Anna log« übersetzen.
    Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft ( BÖLW ), kommentiert deshalb völlig zu Recht: »Der Aufschrei über solche Zustände kann gar nicht laut genug sein! Da werden Verbraucher hinters Licht geführt und die Milchbauern ausgebootet, sodass deren Erlöse weiter sinken.«
    Untersuchen wir den Analogkäse und seine Vermarktung etwas genauer. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter ( CVUA ) in Baden-Württemberg, die regelmäßig Proben aus Gastronomie und Handel auf Fälschungen hin untersuchen, hielten für das Jahr 2006 fest, dass 23 Prozent aller Käsegerichte mit Mogelkäse zubereitet waren; vor allem Liebhaber des griechischen Salats dürften statt echtem Feta in 18 Prozent der Fälle ein Imitat gegessen haben, dessen Zusammensetzung von einem Schaf ungefähr so weit entfernt ist wie ein echtes Huhn von seinem Latexbruder auf der Bühne. An diesen Kunstprodukten wurde weder jemals ein Schaf vorbeigetrieben, noch handelt es sich dabei überhaupt um Käse. Immerhin 23 Prozent aller in Gaststätten und Imbissstuben verkauften »Käsegerichte« waren im Berichtszeitraum mit solchem Mogel»käse« zubereitet. Und daran hat sich trotz vielfältiger Kritik bis heute nicht viel geändert.
    Feta, Schafs- und andere Weichkäse bezeichnet der Fachmann als weiße Käsesorten. Neben ihnen gibt es die gelben wie Gouda oder Pizzamix. Bei ihnen sieht
     es etwas günstiger aus. Der Kunde wird nur in 11 Prozent aller Fälle übers Ohr gehauen. Doch auch das ist Betrug. Schließlich gibt es aber auch hier so
     etwas wie Halbwahrheiten, Produkte, die neben dem Kunstkäse aucheinen mehr oder weniger großen Anteil an richtigem Käse
     enthalten. Bezieht man diese Mogelprodukte mit in die Statistik ein, dann ergibt die traurige Bilanz, dass sie in Gaststätten und Imbissstuben rund 45
     Prozent aller sogenannten Käsespeisen ausmachen.
    Nicht alles, was wie Käse aussieht, ist auch solcher.
    Ob der Kunde hier nur zum Narren gehalten wird oder ob ihm auch gesundheitlicher Nachteil erwächst, darum streiten sich die Geister. Die Lebensmittelindustrie jedenfalls meint, alles sei im grünen Bereich. Der Infodienst Landwirtschaft in Schwäbisch Gmünd sieht das differenzierter:
    Der Kalziumgehalt von Analogkäse ist geringer als bei Käse. Dadurch wird es für viele Bevölkerungsgruppen noch schwieriger, ihren Bedarf zu decken. Betroffen sind vor allem weibliche Jugendliche und ältere Männer und Frauen.
Analogkäse wird zum Großteil aus Pflanzenfett hergestellt. Es enthält kein Cholesterol und wird als
Ersatz für tierische Fette empfohlen. Doch es gibt Hinweise darauf, dass die als negativ geltenden gesättigten Fettsäuren aus der Milch günstige Wirkungen
auf den Körper haben. Der Anteil an günstigen ungesättigten Fettsäuren aus Pflanzenfett kann aus technologischen Gründen nicht übermäßig hoch sein.
Teilweise wird Analogkäse als laktosefrei für Laktoseintolerante empfohlen. Doch Vorsicht ist geboten bei
Produkten, die Magermilchpulver enthalten. Auf der anderen Seite enthält Käse, vor allem gereifter Schnittkäse, wenig bis gar keine Laktose.
    Dass Mogelschinken und Formfleisch auf den Plätzen zwei und drei der fiesesten Lebensmittellügen gelandet sind, haben sie eigentlich nicht verdient. Auch ihnen würde der erste Platz gebühren. Was da in Supermarktregalen als Kochschinken, Schnitzel, feiner Putenschinken oder etwa auch Chicken Nuggets firmiert, ist es oft gar nicht. Stattdessen handelt es sich um Schlachthausabfälle, die fein gewalkt, zerstückelt und getumbelt (also in einer Maschine durcheinandergewirbelt) werden, bis der Eiweißsaft austritt. Der wird dann mit Pökelsalz, Fermenten wie Transglutaminase und oft auch Stärkegel versetzt und anschließend als Kleber verwendet, mit dem die breiige Fleischabfallmasse wieder zusammengeleimt wird. Zugegeben: Das Produkt wirkt täuschend echt, besonders, wenn es danach in die berühmten hauchfeinen Schinkenscheiben zerschnitten
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