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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten
Autoren: Kat Falls
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weil unten im Zugangsdeck ein großes Boot beim Auftauchen an den Moonpool gestoßen war. So etwas passierte oft. Aber Gemma wusste das anscheinend nicht.
    »Wird dir jetzt schlecht?«
    »Nein«, erwiderte sie gekränkt, doch dann fügte sie hinzu: »Vielleicht doch.«
    Ich schob den Abfalleimer mit dem Fuß näher an sie heran.
    »Also, wenn alle ihre Beschwerden vorgebracht haben«, fuhr Tupper fort, »komme ich nun zum eigentlichen Grund meines Besuches.«
    Gemma stupste mich am Arm. »Kann sie untergehen?«
    »Ja«, flüsterte ich zurück. »Aber das ist nichts, worüber du dir Sorgen machen musst.«
    Da räusperte sich der Abgeordnete vernehmlich. »Im Auftrag der Regierung bin ich hierhergekommen, um sämtliche Bewohner des Benthic-Territoriums zu bitten, bei der Gefangennahme der Seablite-Gang behilflich zu sein.«
    In der Runde erhob sich ungläubiges Gemurmel. Die Station schwankte erneut. Ich hörte, wie Gemma würgte, jedoch nicht vor Verwunderung.
    Ich zog die Tür auf. »In der Vorhalle ist eine Frischluftdüse. Stell dich darunter, dann geht’s dir gleich wieder besser.« Sie nickte und schwankte aus dem Saal.
    Jemand rief: »Das ist der Job des Rangers!«
    Ranger Grimes sah noch verschwitzter aus als sonst. Er zog ein Pillenfläschchen aus der Tasche.
    »Aber natürlich muss ihm jemand dabei helfen«, sagte Benton Tupper mit einem widerlichen Grinsen.
    Der Ranger nahm seinen Hut a b – wahrscheinlich, weil ihm das kastanienrote Haar am Kopf klebte. »Versucht ihr mal, das ganze Meer nach so einem verfluchten U-Boot abzusuchen«, knurrte er und riss den Verschluss so heftig von dem Fläschchen, dass sich die Pillen über den ganzen Fußboden verstreuten. Seine Kopfschmerzen mussten schlimm sein, denn er kniete sich sofort hin und sammelte die Tabletten wieder ein.
    Der Abgeordnete beachtete ihn nicht weiter und breitete die Arme aus. »Ihr wollt doch immer, dass die Unterseeischen Gebiete noch unabhängiger werden, fordert Selbstbestimmung. Dann solltet ihr diese Chance ergreifen. Jetzt habt ihr die Gelegenheit zu beweisen, dass ihr selbst für Frieden in euren Siedlungen sorgen könnt.«
    »Wie wollt ihr die Gefangene n – tot oder lebendig?«, fragte Raj.
    Tupper lächelte. »Das bleibt euch überlassen«, sagte er mit einer Kälte in der Stimme, bei der selbst eine Leiche noch eine Gänsehaut bekommen hätte.
    Ich mochte wahrhaftig auch keine Gesetzesbrecher, aber so mir nichts, dir nichts ein Todesurteil auszusprechen, ging dann doch zu weit. Ich war nicht der Einzige, der so dachte. Dad trat vor. Jetzt war er wirklich wütend.
    »Und wenn wir uns schlichtweg weigern, einen Suchtrupp aufzustellen?«, wollte er wissen.
    »Das hätte drei schwerwiegende Nachteile.« Tupper streckte einen Finger, den ein dicker Goldring einschnürte, in die Höhe. »Erstens: Die Regierung wird keine Vorräte mehr an die Siedlungen liefern, solange die Seablite-Gang nicht hinter Schloss und Riegel sitzt.«
    Keiner sagte ein Wort. Diese Ankündigung kam nicht überraschend. Alle wussten, dass die Regierung durch die gestohlene Fracht viel Geld verloren hatte.
    Ich riss die Tür auf und sah Gemma unter der Frischluftdüse in der Vorhalle stehen. Sie winkte mir matt zu.
    »Zweitens.«
    Ich drehte mich um. Tupper streckte einen weiteren dicken Finger in die Höhe und sagte: »Dr . Kunze wird aufs Festland zurückberufen.«
    Der Doc stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. »Dr . Kunze hat nicht die Absicht zu gehen.«
    »Sie sind Angestellter der Regierung, Doc«, erinnerte ihn der Abgeordnete. »Noch dazu kein besonders angesehener.«
    Der Doc senkte den Blick. Obwohl sein dunkles Haar den größten Teil seines Gesichts verbarg, sah ich doch, dass er knallrot angelaufen war. Ich kochte innerlich. Alle vermuteten, dass er in seiner Personalakte einen dicken Verweis stehen hatte. Dasselbe galt für den Ranger. Warum sonst hatte man sie in eine Versuchssiedlung geschickt, weit ab von der Zivilisation? Aber viele Pioniere versuchten ihr Glück unter der Meeresoberfläche, um ganz von vorne anzufangen. Und es galt ein ungeschriebenes Gesetz: Wenn jemand hart arbeitete und der Allgemeinheit diente, schnüffelte man nicht in seiner Vergangenheit herum. Erst recht nicht in der Öffentlichkeit.
    »Ich kann jederzeit kündigen und auf eigene Rechnung eine Praxis hier unten aufmachen«, sagte der Doc leise, aber seine dunklen Augen blitzten vor Wut.
    »Nicht, wenn man Ihnen die ärztliche Zulassung entzieht«, konterte Tupper.
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