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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten
Autoren: Kat Falls
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ist also nur eine nette Umschreibung«, vermutete sie.
    »Die Aufschrift Saloon und Spielhölle hätte nicht aufs Schild gepasst.«
    An den Tragseilen tauchte der Aufzug immer weiter hinab in das dunkler werdende Blau. Ein Schwertfisch, angelockt vom Licht, huschte an uns vorbei.
    »Ist der riesig!«, staunte Gemma.
    »Und dabei ist er noch ein ganz junger Kerl«, sagte ich und betrachtete den Zwei-Meter-Fisch. »Ausgewachsene Schwertfische sind doppelt so groß.«
    Mit einem Schlag seines silbernen Schwanzes schoss er davon. Gemma ging an der Scheibe entlang, um ihm nachzublicken.
    »Ich habe heute mehr Tiere gesehen als in meinem ganzen Leben zuvor.« Sie betrachtete eine goldene Wolke von Gelbschwanzmakrelen. »Wenn man Ratten und verwilderte Hunde nicht mitrechnet.«
    »Dann sag mir doch noch mal, weshalb die Menschen über Wasser leben wollen«, fragte ich belustigt.
    Mit einem wehmütigen Lächeln betrachtete Gemma die Fische. Dreißig Meter unter uns lag die Station, so groß wie ein Transatlantik-Zeppelin. Wir glitten in den Fahrstuhlschacht des Gebäudes.
    Zwei Stockwerke tiefer öffneten sich die Türen. »Willkommen auf der Hauptstraße«, rief ich Gemma zu, als wir auf das Servicedeck hinaustraten. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, alle Schaufenster waren unbeleuchtet.
    Gemma blickte in ein leeres Schaufenster nach dem anderen. »Warum ist hier alles geschlossen?«
    »Die Geschäfte waren noch nie offen.« Ich führte sie in einen Gang, der von dem Hauptweg abzweigte. »Die Regierung dachte, dass sich hier viele neue Geschäfte ansiedeln würden, aber das ist nicht passiert.«
    »Weshalb nicht? Auf dem Oberdeck waren doch auch Hunderte von Käufern.«
    »Hier unten geht es ziemlich derb zu. Also sieh zu, dass du vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf dem Festland bist, dann kommen nämlich die Minenarbeiter zurück.«
    »Ich gehe erst, wenn ich meinen Bruder gefunden habe«, sagte sie ernst.
    Ich blieb stehen. »Nein. Du verstehst nicht. Heute ist Freitag. Diese Männer verbringen die ganze Woche auf dem Meeresgrund un d …«
    »Bitte! Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich bin hart im Nehmen.«
    Hart im Nehmen? Wäre ich nicht so verblüfft gewesen, hätte ich laut gelacht.
    »Egal. Niemand wird mich beachten. Ich sehe aus wie jedermanns kleine Schwester.« Entschlossen warf sie den Zopf über die Schulter und ging auf die durchsichtige Wand am Ende des Gangs zu.
    »Wie meine aber nicht.« Ich holte sie ein und beschloss, dieses Thema erst mal ruhen zu lassen. Ich würde ihr später erklären, wie es hier zuging, wenn die ganzen Krawallmacher kamen.
    Wir bogen in den äußeren Korridor ein. Die Außenwand war völlig verglas t – glatt im Inneren, aber schuppig auf der Außenseite. Die großen Scheiben verzerrten den Blick nur dort, wo sie einander überlappten.
    Gemma blieb stehen, als staunte sie über den Ozean, doch dann sah sie mich von der Seite an. »Weshalb wolltest du eigentlich nicht, dass dich diese Frau anfasst? Sie war doch sehr hübsch.«
    Ich verzog das Gesicht. Topsider hatten merkwürdige Vorstellungen von Schönheit, ihnen gefielen ja auch Wolkenkratzer besser als Korallenriffe.
    »Mich interessiert nicht, wie x-beliebige Leute aussehen«, gab ich zurück. »Ich will nicht von irgendwelchen Fremden befummelt werden. Dass sie mich anstarren und ausfragen, ist schon schlimm genug.«
    »Was fragen dich die Leute denn so?« Wir waren inzwischen vor dem Versammlungsraum angekommen.
    »Privates«, sagte ich knapp.
    »Zum Beispiel?«
    Aufgebrachte Stimmen drangen durch die geschlossene Tür. Das beunruhigte mich. Unsere Gemeindeversammlungen arteten doch sonst nie in Brüllorgien aus.
    »Komm schon!«, drängte Gemma. »Nenn mir ein Beispiel!«
    Sie brachte mich damit auf die Palme, also sagte ich ihr die Wahrheit. »Zum Beispiel: Glänzt du überall ?«
    »Oh.« Ihre Augen blitzten schelmisch auf. »Und, tust du das?«
    Ohne darauf zu antworten, öffnete ich die Tür zum Versammlungsraum einen Spaltbreit und schaute hinein. In einem Halbkreis waren Stühle aufgestellt, aber die meisten der Anwesenden standen. Viele von ihnen trugen Tauchanzüge. Es waren vielleicht fünfzig Leut e – also war ungefähr jeder Achte, der in den Unterseeischen Siedlungen wohnte, erschienen. Obwohl sie mir den Rücken zuwandten, spürte ich ihre Anspannung.
    Ich erkannte einige von unseren Nachbarn. Benton Tupper, der Abgeordnete unseres Territoriums beim Staatenbund, stand auf dem Podium und sah aus
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