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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten
Autoren: Kat Falls
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anderes hübsches weibliches Wesen gesehen?«
    Erst warf sie mir einen skeptischen Blick zu, dann sah sie sich um. »Ja, dort.« Sie deutete mit dem Kopf auf das Boot, das hinter mir angelegt hatte. »Worauf willst du hinaus?«
    Ich war mir sicher, dass sie eine Floaterin entdeckt hatte, aber die zählten nicht. Ein Mädchen von einem Hausboot blieb nie länger, als seine Eltern brauchten, um die Post aufzugeben. Aber als ich mich umdrehte, war ich erstaunt: Auf dem nächsten Liegeplatz schaukelte eine protzige Jacht. Auf dem Deck faulenzten zwei Frauen unter bunten Sonnenschirmen. Den Schutzbrillen und ihren wallenden Gewändern nach zu urteilen, waren sie vom Festland. Das bedeutete, sie waren gut drei Stunden oder länger unterwegs gewesen, je nachdem, wie stark der Wind war. Wir waren es gewohnt, allein hier draußen zu sein, weit weg von dem, was von der sogenannten Zivilisation übrig war. Aber hin und wieder kamen Tagestouristen vom Festland, um ein paar Fotos zu schießen.
    Ihr Anblick versetzte mich sofort in Alarmbereitschaft. In diesem Moment entdeckte mich die Frau in Gelb und meine im gleißenden Sonnenlicht schimmernde Haut entlockte ihr einen Schrei. Sofort fiel die grün Gekleidete mit ein.
    Im Flüsterton sagte ich zu Gemma: »Lass uns abhauen!«
    Sie zeigte auf einen Anlegepoller. »Ich habe unsere Helme im Boot zurückgelassen.«
    »Jetfin«, verbesserte ich sie automatisch und warf ihr mein Mantaboard zu. »Ich hole sie und wir treffen uns an der Promenade.« Ich bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zur Leiter zu gehen, und beschwor sie im Stillen, sich zu beeilen. Doch es war schon zu spät.

4

    Im Nu waren die beiden Frauen auf den Anlegesteg geklettert, so schnell, als wäre ich ein Buckelwal, der gerade wieder abtauchen wollte. Mit den Helmen in der Hand stieg ich zögernd vom Cockpit auf die Nase des Jetfins.
    »Entschuldigung.« Ich zeigte auf den Abschnitt des Anlegerings, auf dem die beiden standen. »Weiter als bis dahin kann ich nicht springen.«
    »Oh.« Sie trippelten zur Seite, um mir ein wenig Platz zu machen.
    Als ich direkt neben ihnen landete, flogen ihre Hände zu den Sonnenbrillen und ich hörte das allzu vertraute Klick, Klick, Klick, während sie die winzigen Knöpfe an ihren Brillen drückten, um mehr Licht durch die Gläser zu lassen. Wie konnten meine Eltern sich da wundern, dass ich es hasste, die Schachtelstädte zu besuchen?
    »Du hast wunderschöne Haut«, sagte die grün Gekleidete und glotzte mich schamlos an.
    »Danke.« Ich wollte mich an den beiden vorbeizwängen, aber die Frau in Gelb stellte sich mir in den Weg.
    »Ist das echt?« Sie schob ihr Kopftuch zurück und ihr sorgfältig geflochtenes blondes Haar kam zum Vorschein. »Oder aufgemalt?«
    »So echt, wie’s nur geht.«
    Wenigstens waren sie bloß zu zwei t – und Frauen. Damit kam ich zurecht. Männer ließen meinen Adrenalinspiegel immer in die Höhe schnellen. Wenn ein Mann mich wie ein seltenes Exemplar unter dem Mikroskop betrachtete, mochte er auch noch so höflich und freundlich sein, schnürte es mir die Luft ab und ich begann zu röcheln.
    »Das glaube ich nicht.« Die Frau in Gelb kam langsam näher. »Ich wette, dieses Glitzern lässt sich abwischen.«
    Sie wollte mich necken, das war mir klar, aber mit ihrer Schutzbrille und der dicken Schicht Zinksalbe sah sie unheimlicher aus als jedes Lebewesen aus der Tiefe.
    »Darf ich mal probieren, Kleiner?«, fragte sie mit einem Grinsen.
    »Probieren?«
    Sie zog einen ihrer langen Handschuhe aus. »Ob es sich abreiben lässt.« Die blutleere Hand, die sie nach meiner Wange ausstreckte, erinnerte mich an eine Asselspinne.
    Ich zwang mich zu lächeln. »Wenn Ihnen das Fischöl nichts ausmach t …«
    Ihre Finger zuckten zurück. »Fischöl?«
    »Alle Pioniere baden in Fischöl«, erwiderte ich, ohne eine Miene zu verziehen. »Damit uns das Salzwasser nicht austrocknet.«
    Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Das hast du dir gerade ausgedacht.«
    »Komm schon, stell dich nicht so an!«, sagte die andere Frau schnippisch und warf mir ein paar Geldscheine zu. »Bleib stehen und lass dich von ihr anfassen.«
    »Ty!«, rief jemand.
    Über uns, auf dem Promenadendeck, hatte sich Gemma übers Geländer gebeugt.
    »Hör auf, mit deiner Glitzerhaut zu prahlen!«, schalt sie mich lauthals. Zu meinem Entsetzen drehten sich alle im Umkreis von fünfzig Metern um und starrten uns an. »Und wage es ja nicht, von dieser alten Schachtel Geld anzunehmen!«, fügte
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