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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Autoren: Di Morrissey
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der malaiische Polizist warteten zum Glück gleich draußen auf uns.«
    »Warum zum Glück?«, fragte Roland.
    »Dazu komme ich gleich«, sagte Margaret. »Nachdem ich mich von meinen Freundinnen verabschiedet hatte, beschloss ich, noch ein paar Sachen in diesem kleinen Gemischtwarenladen neben dem Teehaus zu besorgen. Als ich zum Ausgang ging, sah ich einen Mann, der die Waren im vorderen Teil des Geschäfts betrachtete. Ich musste mich an ihm vorbeizwängen – ihr wisst ja, wie eng es in diesen kleinen Läden immer ist –, da drehte er sich um, und wir schauten einander ins Gesicht. Und wisst ihr, wer es war?« Entsetzt blickte sie die Männer an. »Ah Kit! Als er mich sah, erschrak er ebenso wie ich. Ohne ein Wort wandte er sich ab. Aber zu spät. Ich hatte ihn erkannt. Also rief ich dem malaiischen Polizisten zu: ›Schnell, schnell, der Mann ist ein Kommunist!‹«
    »Und was geschah dann?«, fragte Roland barsch.
    »Ich sagte dem Polizisten, er solle Ah Kit verhaften.«
    Roland sprang auf. »Margaret, was hast du angerichtet! Wo ist Ah Kit?«
    »Meine Güte, Roland, reg dich doch nicht so auf. Der Mann ist ein Kommunist! Das hast du mir doch selbst gesagt. Sie haben ihn dann zum Verhör auf die Polizeiwache von Slim River gebracht.«
    Die beiden Männer wechselten einen Blick.
    Mit aufgerissenen Augen starrte Margaret ihren Mann an. Offensichtlich teilten weder Roland noch Bill ihre Siegesfreude. »Ich bitte dich, Roland! Ich weiß, dass du im Krieg an seiner Seite gekämpft hast, aber er war ein chinesischer Hausdiener! Ist er wichtiger als deine Familie, deine Freunde, dein Land?«
    »Ich rufe die Polizeiwache an«, erklärte Roland und stürmte ins Haus.
    »Wozu? Herrgott, warum ist Ah Kit denn so schrecklich wichtig für dich?«
    »Margaret, Ah Kit hat nicht nur mit uns im Dschungel gekämpft, sondern er hat deinem Mann das Leben gerettet!«, sagte Bill. »Und mir übrigens auch. Keiner von uns würde heute hier auf dieser Veranda sitzen, wenn Ah Kit nicht gewesen wäre.«
    »Aber sobald die Japaner geschlagen waren, hat er sich gegen uns gestellt«, beharrte Margaret. »Ich habe keine Sympathien für ihn oder für sonst irgendwelche Kommunisten.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte Bill kurz angebunden. »Denn Ah Kit hat uns nicht nur das Leben gerettet, ich glaube, er hat auch aus Respekt vor Roland dafür gesorgt, dass Utopia von kommunistischen Angriffen verschont geblieben ist. Ah Kit hat euer aller Sicherheit hier gewährleistet.«
    Margaret zuckte mit den Achseln. »Das glaube ich nicht. Und selbst wenn es so wäre, dann wäre es doch das mindeste nach allem, was Roland für ihn getan hat.«
    »Margaret, Ah Kit könnte jetzt in den allergrößten Schwierigkeiten stecken.«
    Bill drehte sich nach Roland um, der gerade auf die Veranda zurückkam. Rolands Miene war verhärtet, sein Blick kalt.
    Er wandte sich an Bill. »Sie haben ihn …«
    »Verhaftet?«, fragte Bill.
    »Nein, erschossen.« Rolands Blick wanderte zu Margaret, als er leise hinzufügte: »Er ist tot.«
    »Verdammt noch mal«, entfuhr es Bill.
    »Es heißt, er wurde auf der Flucht erschossen.« Rolands Stimme bebte vor Zorn.
    »Das behaupten sie«, bemerkte Bill.
    Margaret sprang auf. »Na, dafür kann ich aber nichts! Er hat versucht zu fliehen. Selber schuld!«
    Bill und Roland beachteten sie nicht.
    »Was nun?«, fragte Bill.
    Roland rieb sich die Augen. »Jetzt können wir nicht mehr viel tun. Ich würde gern seiner Familie helfen, wenn es irgendwie geht. Margaret, wie konntest du das nur tun? Du weißt doch, was Ah Kit und ich im Krieg zusammen durchgemacht haben!«
    Margaret fasste Roland ins Auge, dann machte sie wortlos kehrt und ging ins Haus.
    »Roland, das ist nicht allein Margarets Schuld«, meinte Bill. »Erst der Krieg, dann der Kommunistenaufstand und besonders dieser Zwischenfall auf der Straße nach Fraser’s Hill – das alles hat ihr arg zugesetzt.«
    »Bill, du bist ein guter Freund, aber dieses Argument zieht bei mir nicht. Ah Kit hatte nichts mit der Sache bei Fraser’s Hill zu tun. Erst ihre Schwester, jetzt Ah Kit. Ich habe das Gefühl, Margaret interessiert sich für Menschen und Ereignisse nur dann, wenn es sie persönlich betrifft. Ihr geht es immer nur um sich selbst«, stellte er bitter fest. »Ich muss mit ihr reden, entschuldige mich bitte.« Und damit ging er hinein.
    Bill blieb mit seinem Whisky auf der Veranda sitzen. Er konnte den lautstarken Wortwechsel nicht überhören.
    »Was soll das heißen,
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