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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Autoren: Di Morrissey
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Sandwichs.«
    Eine lächelnde junge Frau mit einem Tablett trat ein. »Soll ich es Ihnen auf die Terrasse stellen, Bill?«
    Mit Teetassen und Brotschnitten in der Hand sahen Julie und Caroline Bill erwartungsvoll an.
    Nachdem er seinen Imbiss verzehrt hatte, wandte sich Bill wieder Caroline zu. »Es ist schon ein ziemliches Ding. Kein Wunder, dass Margaret Ihnen den wahren Grund für ihre Abreise aus Malaya immer verschwiegen hat. Auch wenn sie es sicher nicht gutheißen würde, finde ich doch, dass ich es Roland schuldig bin, Ihnen die Wahrheit über das Verhältnis zwischen Ihren Eltern zu erzählen.«
    »Danke«, sagte Caroline. »Ich möchte Gewissheit haben, egal, ob es gute oder schlechte Nachrichten sind.«
    »Ich bin froh, dass Sie das so sehen, meine Liebe. Wie es der Zufall wollte, war ich in der entscheidenden Situation dabei. Aber seitdem ist so viel Zeit vergangen, dass ich bestimmt keinen Vertrauensbruch mehr begehe, wenn ich Ihnen die Sache anvertraue.«
    »War Bette zu dem Zeitpunkt schon mit Tony Tsang verheiratet?«, erkundigte sich Julie.
    »Jetzt, wo Sie es erwähnen … ja, das könnte schon sein, oder zumindest hat sie dann im Lauf des Jahres geheiratet. Margaret erzählte mir, ihre Schwester sei nach Penang gegangen und mit Tony zusammen gesehen worden. Roland und ich fanden das wunderbar, denn wir waren mit Tony befreundet, aber Margaret missbilligte diese Beziehung.«
    »Und war Philip dabei?«, fragte Julie weiter.
    »Nein, er ging zu der Zeit aufs Internat. War ein guter Junge. Wie ich hörte, kam er nach der Schule und dem Studium zurück und arbeitete bei seinem Vater auf der Plantage. Seit Rolands Tod habe ich von Utopia nicht mehr viel mitbekommen, doch ich habe schließlich erfahren, dass Philip und seine Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Das hat mich wirklich ziemlich getroffen.«
    »Philips Söhne Shane und Peter leiten jetzt die Plantage«, erklärte Julie. »Sie geben sich alle Mühe, einen modernen Betrieb daraus zu machen, und das mit großem Erfolg. Aber Bill, wir sind echt gespannt darauf zu hören, warum Gran mit Mum nach Australien zurückgekehrt ist.«
    »Wahrscheinlich bin ich bislang der Einzige gewesen, der in diese Geschichte eingeweiht war. Aber jetzt ist es wohl an der Zeit, dass Sie, Caroline, und Ihre Familie die Wahrheit erfahren.«
    Utopia, 1950

    Bill Dicksons Besuch bot Margaret eine willkommene Abwechslung. »Bill, ich freue mich, Sie zu sehen. Es ist in letzter Zeit hier immer so langweilig, da hebt ein freundliches Gesicht gleich die Stimmung. Ich weiß, Sie wollen mit Roland in Kriegserinnerungen schwelgen, also werde ich euch hier bei Whisky und Wasser auf der Veranda ein wenig allein lassen.«
    Als sich Roland gegen Abend zum Essen umzog, gesellte sich Margaret zu Bill und fragte ihn nach seiner Meinung zu den Guerillakämpfen, die sich derzeit abspielten.
    »Roland spricht mit mir nicht gern darüber«, sagte sie. »Aber was wollen diese Kommunisten eigentlich? Der Krieg ist vorbei, das Land sollte dankbar dafür sein, dass die Briten wieder die Zügel in der Hand halten. Diese Chinesen machen nichts als Scherereien. All die Mord- und Brandanschläge und Streiks. Wissen Sie, dass wir auf der Straße nach Fraser’s Hill fast umgekommen wären?«
    »Roland hat es mir erzählt. Sie haben Ihren Fahrer verloren, nicht? Da müssen Sie ja Todesängste ausgestanden haben.«
    »Dass es mal so weit kommen würde und man versucht, die Briten aus Malaya zu vertreiben, hätte ich nie gedacht«, sagte Margaret. »Und unsere Arbeiter, diese untreuen Seelen, für die wir doch so viel getan haben, sind teilweise auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Es ist unerträglich, dass sich immer noch Kommunisten in unserer Gegend herumtreiben. Ich fühle mich hier einfach nicht mehr sicher.«
    »An Ihrer Stelle wäre ich da ganz unbesorgt. Auf Utopia, denke ich, droht Ihnen wenig Gefahr«, meinte Bill beschwichtigend.
    »Außerdem«, fuhr Margaret fort, »ist Ah Kit zu den Kommunisten übergelaufen. Er war früher unser Hausdiener. Ich glaube, ich habe ihn auch mal in unserem Bezirk gesehen, aber Roland will davon nichts hören.«
    Da wurde Bill hellhörig. »Sie haben Ah Kit gesehen? Wo denn?«
    Margaret lächelte Bill an. Endlich interessierte sich jemand dafür, was sie zu sagen hatte. »Vor ein paar Wochen fuhr ich von Slim River zurück. Inzwischen haben wir natürlich einen neuen Fahrer, auch wenn er nicht so gut wie Hamid ist, und neben ihm auf dem
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