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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem
Autoren: Pohl Clarke
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bis dahin müssen Sie sich noch ein Weilchen gedulden.

    Das Zweite, von dem ich glaube, dass es wichtig sein könnte, passierte rund zwanzig Jahre später, als ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Japan reiste und dort ein paar Wochen verbrachte. Ich war dort Gast eines japanischen Science-Fiction-Fandoms, so wie auch Brian Aldiss, der Großbritannien vertrat, Yuli Kagarlitski, als Repräsentant der damaligen Sowjetunion, Judith Merril, die für Kanada eintrat, und Arthur C. Clarke, der Sri Lanka und fast den gesamten Rest der bewohnten Welt repräsentierte.
    Gemeinsam mit einer Gruppe japanischer Schriftsteller und Herausgeber hatten wir auf einer Rundreise verschiedene Städte besucht, Vorträge gehalten, Interviews gegeben und auf Wunsch auch unsere albernen Seiten hervorgekehrt. (Arthur führte so etwas wie die sri-lankische Version eines hawaiianischen Hulatanzes auf. Brian ließ sich zu dem Versuch überreden, eine lange Liste japanischer Wörter auszusprechen, von denen die meisten - unsere Gastgeber liebten einen gelungenen Streich - unglaublich obszön waren. Was ich tat, verrate ich Ihnen lieber nicht.) Als Belohnung erhielten wir alle ein entspannendes Wochenende am Biwa-See, wo wir in Kimonos herumlümmelten und die Hotelbar leertranken.
    Die meiste Zeit verbrachten wir damit, uns gegenseitig zu erzählen, was wir seit unserer letzten Zusammenkunft so getrieben hatten. Ich fand, Judy Merril erzählte die interessanteste Geschichte. Sie war eine Weile vor Beginn des Fandoms nach Japan gereist und auf eigene Faust ein paar Tage lang durch Hiroshima gestromert, ehe wir anderen eintrudelten. Obendrein besaß sie das Talent, Dinge plastisch zu beschreiben, und sie faszinierte uns mit der Schilderung dessen, was sie gesehen hatte. Nun ja, jeder kennt wohl die verbogenen Eisenkonstruktionen, die die Japaner als Mahnmal stehen ließen, nachdem das gesamte übrige Gebäude von jener ersten, im Zorn abgeworfenen Atombombe weggefegt worden war, und auch das geschmolzene Antlitz des steinernen Buddhas. Und jeder kennt das Bild von der Treppe, auf der der Schatten eines
sitzenden Mannes zu sehen ist, den der unerträglich grelle atomare Blitz für immer in den Stein geätzt hat; wer diese Szene einmal gesehen hat, kann sie nie wieder vergessen.
    »Die Helligkeit muss enorm gewesen sein«, bemerkte jemand - ich glaube, es war Brian.
    Arthur meinte: »So enorm, dass man das Licht mittlerweile auf einem Dutzend nahe gelegener Sterne hätte sehen können.«
    »Vorausgesetzt, dort gäbe es Lebewesen, die den Himmel beobachten«, steuerte jemand anders bei - ich glaube, ich war es selbst.
    Wir stimmten darin überein, dass es durchaus in den Tiefen des Weltalls solche Beobachter geben könnte … zumindest gefiel uns diese Vorstellung.
     
    Bezüglich dieser mathematischen »Zaubertricks«:
    Ich denke, ich sollte sie Ihnen an dieser Stelle noch nicht erklären, aber ich gebe Ihnen mein Wort, dass es jemand tun wird, ehe das Buch zu Ende geht.
    Dieser Jemand wird vermutlich ein intelligenter junger Mann namens Ranjit Subramanian sein, den Sie bereits auf den nächsten Seiten kennenlernen.
    Schließlich erzählt dieses Buch in erster Linie Ranjits Geschichte.

DRITTES VORWORT
    Atombombenversuche in der Atmosphäre
    Im Frühling des Jahres 1946 zog die amerikanische Marine in einem (bis dahin noch) unverseuchten Atoll im Südpazifik, das den Namen Bikini trug, eine Armada aus zirka neunzig Schiffen zusammen. Es handelte sich um Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer, U-Boote und alle möglichen Versorgungsboote. Ihre Herkunft hätte unterschiedlicher nicht sein können; manche waren aufgebrachte deutsche oder japanische Schiffe, Beutestücke des kürzlich beendeten Zweiten Weltkriegs, doch die meisten waren im Krieg beschädigte oder technisch veraltete amerikanische Schiffe.
    Diese Flotte war nicht dazu bestimmt, in irgendeine gigantische Seeschlacht gegen einen Feind zu ziehen, sondern sie sollte nirgendwohin segeln. Das Bikini-Atoll war das endgültig letzte Ziel der Schiffe. Man hatte diese Flotte lediglich zusammengestellt, um sie den Auswirkungen von zwei Atombomben auszusetzen. Eine Bombe wollte man in der Atmosphäre zünden, die andere unter Wasser. Die Admiralität hoffte, dadurch zumindest eine Ahnung zu bekommen, was ihrer Marine in einem künftigen Atomkrieg vielleicht blühen mochte.
    Nach den Atombombenversuchen im Bikini-Atoll waren die Nukleartests natürlich nicht zu Ende. Im Gegenteil, sie stellten erst
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