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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament
Autoren: Thomas Kowa
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brannte schon Licht.
    Der Science-Park war die Heimat erfolgversprechender Start-up-Unternehmen und einiger geplatzter Träume. Manche Firmen hatten den Absprung indes geschafft, insbesondere im Pharmabereich, dem in Basel dominierenden Wirtschaftszweig.
    Vor dem Gebäude standen zwei Streifenwagen und ein Krankenwagen. Bin gespannt, wen sie anstelle von Kurt geschickt haben. Pandera betrachtete die parkenden Autos, doch er erkannte keines. Er stieg aus und ging zu dem blau beleuchteten Eingang des Science-Parks. Ein älterer Streifenpolizist stand dort Wache.
    Pandera spürte, wie sein Magen sich zusammenkrampfte. Er hasste Tatorte. Der Tod, das Blut, der Gestank. Und doch gehörte all das zu seinem Job. »Wo muss ich hin?«, fragte er.
    Der Polizist wies nach oben. »Vierter Stock, hinten links.«
    »Ist schon jemand da?«
    »Irgend so eine Neue.« Der Polizist zog die Mundwinkel nach unten. »Konnte gar nicht glauben, dass die bei uns ist.«
    Pandera betrat das Gebäude und stieg langsam die Treppe hoch. Im vierten Stock öffnete sich ein langer, mit Linoleum ausgelegter Gang. Die Türen auf beiden Seiten standen offen. Laborräume, die mit irgendwelchen Apparaturen so voll gestellt waren, dass dort kaum Platz für Mitarbeiter blieb, reihten sich aneinander. Wahrscheinlich funktionieren die Geräte ohnehin automatisch. Es war seltsam still im Gebäude, nur vereinzelt ratterte irgendwo eine Maschine.
    Überall prangte der Schriftzug SEQUENZA 46. Er war in dieser eckigen Computerschrift gestaltet, die in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts als futuristisch gegolten hatte. Heute wirkte sie nur noch altbacken.
    Vor einer offen stehenden Labortür hielt ein Streifenpolizist Wache. Der Kommissar nickte kurz, atmete tief durch und blickte in den Raum. Eine Frau beugte sich über eine am Boden liegende Person.
    Pandera betrat das Labor. Es roch nach Schwefel. Und nach Parfüm. Irgendetwas mit Lavendel.
    Er räusperte sich. Sofort richtete die Frau sich auf und drehte sich um. Sie sah noch sehr jung aus, war schlank, fast burschikos und hatte einen Teint wie starker Kaffee. Dunkle Rastalocken umgaben ihr hübsches Gesicht. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht«, sagte sie und hielt Pandera die Hand hin. Als sie bemerkte, dass sie noch Einweghandschuhe trug, zog sie diese schnell ab. »Ich bin Tamara Aerni.«
    »Alex Pandera«, antwortete er. Er ergriff ihre Hand und schüttelte sie. »Ich leite die Ermittlungen. Und was tun Sie hier?«
    »Ich bin wohl Ihre neue Partnerin.«
    »Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Pandera, doch es war nicht mehr als eine Floskel. Er hatte gehofft, Edeling würde ihm einen der erfahrenen Kollegen zur Seite stellen. Es war sein erster großer Fall ohne Kurt, und der Chef ließ ihn nicht nur im Stich, nein, Edeling fiel nichts Besseres ein, als ihm eine blutjunge Anfängerin zuzuteilen.
    »Wissen wir schon, wer das Opfer ist?« Pandera richtete seinen Blick auf den Mann am Boden. Er lag auf dem Rücken, Arme und Beine weit ausgestreckt. Eine Blutlache hatte sich unter seinem Oberkörper gebildet.
    »Er heißt Roland Obrist«, erklärte Tamara Aerni. »Der Name steht jedenfalls auf seinem Firmenausweis. Er war hier als wissenschaftlicher Assistent angestellt. Ein Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst hat ihn um fünf Uhr dreißig gefunden und die Polizei informiert.«
    Pandera ging in die Knie und betrachtete den Oberkörper des Toten. In der Brust, direkt über dem Herzen, klaffte eine tiefe Stichwunde.
    Selbst nach zehn Jahren als Kommissar tat Pandera sich immer noch schwer, dem Tod ins Gesicht zu sehen. Viele seiner Kollegen hatten sich angewöhnt, am Tatort ein paar lockere Sprüche von sich zu geben. Wer Mitglied im Club der coolen Cops bleiben wollte, durfte keine Gefühle zeigen. Und so gab es bei der Basler Kriminalpolizei fast ausschließlich coole Cops, und es war ein offenes Geheimnis, dass nicht wenige der vermeintlich Abgehärteten ihre Angst im Alkohol ertränkten.
    Pandera zählte sich nicht dazu. Er hatte sich stattdessen angewöhnt, nur das Nötigste zu sagen.
    »Erstochen also?«, sagte er fast unbeteiligt. Sein Schutz funktionierte.
    »Sieht so aus«, antwortete Tamara Aerni auf dieselbe nüchterne Art. »Wo bleibt eigentlich die Spurensicherung?«
    »Deckert kommt immer zu spät«, entgegnete Pandera und schaute sich im Labor um. Es schien penibel aufgeräumt, nichts lag herum, nichts war durchwühlt. »Tatwaffe?«
    »Hab ich noch nicht gefunden. Bin selbst erst vor zehn
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