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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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F.:
    Was der Mann geleistet hatte, fand ich im Grunde ja auch beeindruckend. Er hatte ein ungeheures Verlangen nach Erfolg. Er hatte es in jeder Hinsicht geschafft, aber er machte alles so … pompös. Daß er unbedingt als Künstler gelten wollte, daß sein Kochbuch Geist, Schönheit und was weiß ich nicht alles zum Ausdruck bringen sollte. Ihm war einfach kein Lob groß genug. Eins muß ich ihm allerdings lassen: In einer Hinsicht hat er durchaus echte Gefühle gezeigt. Jedenfalls einen Anflug von echten Gefühlen. Wenn er über Italien sprach, dann mit einer gewissen Wärme. Aber das war wohl auch das einzige, was ihm etwas bedeutete, wenn es nicht um ihn selbst ging. Stellen Sie sich das vor (lacht) ! Ein Land zu lieben, während der eigene Sohn einem egal ist!
    B. T.:
    Wissen Sie mehr über Italien? Über das, was er dort gemacht hat?
    I. F.:
    Nein, eigentlich nicht. Er wirkte nur ganz anders, wenn er über Italien sprach. Begeistert irgendwie, nicht mehr so abgedreht. Ich habe mir ausgerechnet, daß er ungefähr zu Daniels Geburt dorthin gegangen sein muß. Es wäre das beste gewesen, wenn er in Italien geblieben wäre. Aber dann kam er als Brede Ziegler zurück. Er hatte einige Jahre als Koch in einem Mailänder Restaurant gearbeitet und sich später zusammen mit seinem jetzigen Partner vom Entré ein Lokal gekauft. Er sprach von Investitionen und davon, daß er sich in der Nähe von Verona niederlassen wollte. Wenn das Entré Erfolg haben sollte und er es mit Profit verkaufen könnte. Ich habe mir überlegt, daß Italien ihm wohl so wichtig war, weil er dort ungestört Brede Ziegler sein konnte – ohne die Angst, von Freddy Johansen eingeholt zu werden. Ich werde in Italien mehr zu einem ganzen Menschen. – Das war eine typische Brede-Aussage. Als ob er sich unter einem ganzen Menschen etwas hätte vorstellen können.
    H. W.:
    Warum haben Sie gelogen, was Ihren Besuch in der Niels Juels gate anging? Sie haben behauptet, nie bei ihm zu Hause gewesen zu sein. Das stimmt nicht. Warum …
    I. F.: (unterbricht) :
    Das war nicht gelogen! Ich hatte es wirklich vergessen! Ich hatte solche Angst, so schreckliche … Es war mir einfach entfallen. Ich habe die Wahrheit gesagt, aber Sie wollten mir nicht glauben.
    B. T.:
    Zurück zu dem Abend hinter der Wache. Sie sagen, Sie hätten Brede nicht umbringen wollen. Sie haben auch klargestellt, daß Sie sich Sorgen um Daniel machen. (Pause) Ich glaube, daß Ziegler etwas gesagt … etwas getan hat … Ich glaube … warum haben Sie ihn da und dort umgebracht? Er muß doch …
    I. F. (unterbricht):
    Um Daniels willen bereue ich wirklich, was ich getan habe (weint). Ich weiß nicht … (Schluchzen, Schniefen, Murmeln/undeutlich) … wie er das aufnehmen wird. Ich habe immerhin seinen Vater umgebracht!
    H. W.:
    Hier haben Sie ein Taschentuch. (Pause) Können Sie Billy T.s Frage beantworten? Sie haben nur erzählt, daß Sie mit Brede gesprochen und ihn dann erstochen haben. Wir müssen aber wissen, warum Sie das getan haben. Und was Sie dabei gedacht haben.
    I. F.:
    Begreifen Sie denn nicht? Ich habe doch nun Ewigkeiten damit zugebracht, den unerträglichsten Menschen zu beschreiben, der mir je begegnet ist.
    H. W.:
    Wir verstehen sehr gut, daß Sie ihn nicht leiden konnten, aber deshalb wissen wir noch nicht, warum Sie ihn umgebracht haben. Hat er etwas gesagt? Etwas, das zu hören Sie nicht ertragen konnten?
    I. F.:
    Ja! Er hat etwas gesagt. Er hat etwas gesagt, das so zynisch war, daß mir fast schwarz vor Augen geworden wäre. Das klingt wie ein Klischee, nicht wahr? Aber so war es. Plötzlich bin ich in einer tiefen Finsternis versunken. Ich hätte nie gedacht, daß ich dazu überhaupt imstande bin, ich hätte nicht einmal mit diesem Gedanken gespielt. Und ohne das (hebt die Stimme) verdammte Messer hätte ich ihn nur geschlagen, in den Bauch oder ins Gesicht, und nichts wäre … (lange Pause)
    H. W.:
    (leise) Was hat Brede Ziegler gesagt, ehe Sie ihn erstochen haben?
    I. F.:
    (putzt sich energisch die Nase, spricht leise weiter): Ich weiß es noch ganz genau. In den vergangenen beiden Wochen, immer wenn ich glaubte, den Verstand zu verlieren, habe ich daran gedacht. Und dann weiß ich, wie und warum ich einen anderen Menschen umbringen konnte. Es passierte, als er mir das Messer gab. Ich fand die ganze Zeremonie kindisch und wollte nach Hause. Mir war schon einige Male aufgefallen, daß er geizig war, im kleinen, meine ich. Als er also das Messer aus dem eleganten
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