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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich
Autoren: Bernard Cornwell
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Gesicht, dessen Wange aufplatzte. Ich setzte nach, um dem Gegenüber den Todesstoß zu versetzen, und spürte, wie ein Schwerthieb von meinem Helm abglitt. Ein Mann riss mich zurück, denn ich hatte unsere Reihe geöffnet. Die Dänen warfen sich uns brüllend, hauend und stechend entgegen. Wir wehrten uns mit aller Kraft, wohl wissend, dass der Schildwall, der zuerst nachgab, verloren war. Ich ahnte, dass Leofric zur Rechten besonders hart bedrängt wurde, konnte mich aber nicht darum kümmern, da der Mann mit der aufgeschlitzten Wange mit einer kurzen Axt auf meinen Schild einhackte und ihn zu spalten versuchte. Indem ich den Schild unversehens senkte, lenkte ich die Wucht seines Schlages ab und nutzte die Gelegenheit, abermals zu zustechen. Die Saxe kratzte über seinen Schädel und fügte ihm eine lange, blutende Wunde zu. Er taumelte, von mir mit meinem Schild gedrückt, zurück, wurde jedoch sogleich von den Männern in seinem Rücken wieder nach vorn geschoben. Diesmal traf Wespenstachel seinen Hals, sodass ihm Blut und Luft aus der Kehle schäumten. Kaum war er auf die Knie gesunken, rammte der nächste Kämpfer seinen Speer in meinen Schild. Die Wucht war so groß, dass die Waffe durchs Holz drang und darin stecken blieb. In seinem Schwung stolperte der Speerträger über den Sterbenden am Boden und schlug mit dem Kopf an den Rand des Schildes, den mein Nebenmann führte. Ich trat dem Dänen ins Gesicht und streckte ihn mit meiner Klinge nieder. Ein anderer zerrte den Speer aus meinem Schild, wurde aber, ehe er mich damit aufspießen konnte, von dem Mann zu meiner Linken zu Fall gebracht.
    Weil immer mehr Dänen, vom Moor kommend, unsere rechte Flanke bedrängten, ließ Leofric den gesamten Schildwall langsam und geschlossen herum schwenken, bis wir schließlich alle mit dem Rücken zu den brennenden Schiffen standen. Ich spürte die Hitze, die sie ausstrahlten, und glaubte schon an unser aller Tod. Erbittert schlug ich auf einen rotbärtigen Dänen ein, um seinen Schild zu zerschmettern. Ida, der Mann an meiner rechten Seite, ging zu Boden, aus seinem zerrissenen Lederpanzer sprudelte Blut. Sein Gegenüber zielte nun mit erhobener Axt auf mich. Ich fing den Hieb mit meinem berstenden Schild ab und schrie den Männern hinter mir zu, die Lücke zu schließen. Gebückt stach ich auf die Füße des Axtträgers ein und traf seinen Knöchel. Fast gleichzeitig bohrte sich ein Speer durch seine Schläfe. Ich verschaffte mir mit einem lauten Schrei Luft und drängte weiter vor, hatte jedoch nicht genug Platz zum Kämpfen. Ich steckte eingekeilt in einer ächzenden Menge von Kriegern, die um sich schlugen und stachen und starben und bluteten. Und dann kam Odda.
    Der Aldermann hatte gewartet, bis sich alle Dänen auf dem schmalen Uferstreifen befanden und sich dort in ihrem Eifer, uns zu töten, gegenseitig behinderten. Dann war er mit seinen Männern vom Cynuit herabgestiegen. Sie zogen mit ihren Schwertern, Äxten, Sicheln und Speeren wie ein Ungewitter herauf. Aus der Menge der Dänen waren nun die ersten Warnrufe zu hören, worauf sofort der Druck von vorn nachließ, weil die hinteren Reihen kehrtmachten, um sich der neuen Gefahr zu stellen. Ich rammte die Saxe in die Schulter eines Gegners, der sich aber wegdrehte und mir die Klinge aus der Hand riss. Also zog ich das Schwert und schrie meinen Männern zu, die Hundesöhne zu töten. Dies ist unser Tag, rief ich, und Odin schenkt uns den Sieg.
    Vorwärts jetzt. Vorwärts ins Getümmel der Schlacht. Hütet euch vor dem, der den Kampf liebt. Ravn hatte mir gesagt, dass allenfalls jeder vierte Mann ein wahrer, weil entschlossener Krieger sei, ich aber sollte die Erfahrung machen, dass allenfalls jeder zwanzigste wirklich den Kampf liebt. Solche Männer sind die gefährlichsten, die tüchtigsten, diejenigen, welche wie der leibhaftige Schnitter Seelen ernten und die am meisten zu fürchten sind. Ich war ein solcher Kämpfer und ließ an jenem Tage, da Ströme von Blut in die anschwellende Flut des Pedredan flössen, Schlangenhauch das Lied des Todes singen, während hinter mir die Schiffe der Dänen brannten. Ich erinnere mich kaum an mehr als an ein unbeschreibliches Hochgefühl, an Raserei und Gemetzel. Solches feiern die Skalden: das Herz einer Schlacht in der Siegesgewissheit. Die Dänen verließ mit einem Mal der Mut. Sie hatten den Sieg schon vor Augen gehabt und geglaubt, uns am Ufer des Flusses in die Enge getrieben zu haben, doch dann kam der Fyrd von
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