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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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stelle mir vor, ich würde gerne tanzen, aber meine Füße machten das wegen meines Gewichts nicht mehr mit. Ich würde gern Tandem-Fallschirm springen, aber ich bin zu schwer für den Partner. Ich kann nicht mehr mit den Kindern/Enkelkindern auf dem Boden herumtollen, weil ich unter Atemnot leide. Dann werde ich für mich erkennen: Ich bin zu dick, das Gewicht tut mir nicht gut. Ich sollte etwas für meine Gesundheit tun.
    Ich finde, meine Definition gilt für ein Übergewicht von fünf Kilo, wenn es mich einschränkt, bis 300 Kilo bei diesen bedauernswerten Riesenbabys, die wir manchmal im Fernsehen sehen, und die ihre Couch nicht mehr verlassen können. Die brauchen offensichtlich Hilfe, ohne Frage, weil ihr Leben erheblich eingeschränkt ist - auch die »Laufzeit« betreffend.
    Ich bin gut in Form. Rund ist doch schließlich eine Form?
    Ich weiß, dass sich bei vielen dünnen Menschen an dieser Stelle Widerstand regt. »Aber das ist doch unästhetisch, so fette Menschen, die sich gehen lassen.« Die Welt gehört allen Menschen, nicht nur den stromlinienförmigen Dauersteppern, den Naturdünnen, die keine Ahnung haben, was es heißt, dick zu sein. Und wir sollten uns auch nicht von Trash-Sendungen im Privatfernsehen beeinflussen lassen, die uns gern »die Dicke« als Proll-Mutter präsentiert, die ihre Kinder mästet.

    Der Soziologe Friedrich Schorb schreibt in seinem Buch »Dick, doof und arm?«: »Wenn heute von Gesundheit die Rede ist, geht es in Wahrheit gerade beim Thema Ernährung häufig um das Bedürfnis, sich sozial nach unten abzugrenzen.« Er bezweifelt, dass es überhaupt eine »Epidemie von Übergewichtigen« gibt. Und dass die Abscheu vor Dicken als Abgrenzung einer Gesellschaftsschicht dient. Allen, die sich mit dem Thema intensiver beschäftigen wollen, empfehle ich Schorbs Buch. Was »gute Ernährung« sei, entspreche dem Geschmack der Mittelschicht, schreibt er sehr anschaulich. Und das erinnert mich an eine ungeheuerliche Geschichte, die ich einmal erlebt habe:
    Ich wurde von einer bekannten Journalistin und Buchautorin aus Hamburg zu einem Berufsthema interviewt. Sie lud mich am Hafen zum Essen ein und wir hatten uns sehr angeregt unterhalten. Plötzlich sagte sie: »Sagen Sie mal, Frau Asgodom, glauben Ihnen eigentlich die Manager, was Sie da auf der Bühne sagen, obwohl Sie ja selbst offensichtlich ein Gewichtsproblem haben?«
    Mir fiel der Unterkiefer herunter. »Wie bitte?«
    »Na, Sie selbst wissen ja offensichtlich nicht, wie man Ziele erreicht.«
    Ich war so fassungslos, dass mir keine schlagfertige Antwort einfiel. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln und »Nö« sagen, »die glauben mir«. Die Wut kam leider erst später. Und die Erkenntnis: Die glauben mir und die schätzen mich, weil ich ein Mensch bin, mit Stärken und Schwächen. Und weil ich ehrlich sage, was ich denke und was ich beobachte. Weil ich Position beziehe, einen Standpunkt habe, an dem man sich reiben kann, und ich keine starren Statements abgebe. Weil ich weiß, wie Menschen ticken - nicht wie ferngesteuerte Roboter. Das alles fiel mir in diesem Augenblick natürlich nicht ein. Dann erzählte mir die Journalistin
mit einem leicht angeekelten Blick auf mein ärmelloses Kleid (draußen hatte es 30 Grad), dass sie niemals ärmellose T-Shirts trüge, weil ihre Oberarme nicht »perfekt« seien. Zur Info: Sie ist eine hübsche 39-jährige Frau, die geschätzt eine schmale 38 trägt.
    Ich fragte sie entgeistert: »Wie kommen Sie darauf, dass Ihre Oberarme nicht perfekt sind?«
    »Das hat mein Mann mal gesagt.«
    Hui. Na das überzeugt. Da würde ich mich auch verhüllen. Mein Gott, Frau, genau Sie brauchen mein Buch. Damit Sie aus dem Selbsthass und der Selbstabwertung herauskommen. Damit Sie wild und unersättlich leben können und dem Kontrollblick des strengen Herrn Gemahl entkommen. (Was würde dieser Oberästhet wohl zu meinen Monsterarmen sagen?) Und damit Sie anderen Frauen nicht mehr Ihre eigene Unsicherheit und Selbstbestrafung weitergeben.

Niemand hat das Recht, Dicke zu beleidigen!
    Sie finden, ich bin zu empfindlich? Das war doch nur eine Frage? Nein, es war eine Beleidigung. Und ich habe für mich beschlossen (als ich wieder klar denken konnte): Wir Dicken dürfen uns so etwas nicht mehr gefallen lassen. Wer gibt anderen das Recht, uns anzumachen? Da werde ich echt trotzig - doch dazu später mehr.
    Dick oder zu dick - das ist eine entscheidende Frage für Lebensfreude und Leichtigkeit. Als ich mich daran
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