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Das Laecheln der Sterne

Das Laecheln der Sterne

Titel: Das Laecheln der Sterne
Autoren: Nicholas Sparks
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lassen?«, fragte Max.
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    Amanda drückte sie fester an sich und schloss die Augen.
    »Den ganzen Tag. Und übermorgen auch, wenn ihr wollt.«
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NEUNZEHN
    I nzwischen war es nach Mitternacht. Adrienne saß in ihrem Zimmer und hielt die Muschel in den Händen. Dan hatte vor einer Stunde angerufen und allerhand über Amanda zu berichten gehabt.
    »Sie will mit den Jungen morgen etwas unternehmen, nur sie drei zusammen. Sie meint, die Kinder müssten wieder mehr Zeit mit ihrer Mom verbringen.« Er machte eine Pause. »Ich weiß ja nicht, was du zu ihr gesagt hast, aber was es auch war, es scheint funktioniert zu haben.«
    »Da bin ich froh.«
    »Worüber habt ihr denn gesprochen? Sie hat sich, na ja, ziemlich bedeckt gehalten.«
    »Ich habe nur wiederholt, was ich schon die ganze Zeit predige. Das Gleiche, was ihr, du und Matt, Amanda auch immer sagt.«
    »Und warum hat es diesmal gewirkt?«
    »Vermutlich«, sagte Adrienne gedehnt, »weil sie es jetzt wollte.«
    Nachdem Adrienne aufgelegt hatte, tat sie das, was sie schon vorher gewusst hatte – sie las Pauls Briefe. Wenn sie schon seine Worte durch die Tränen hindurch kaum lesen konnte, so hatte sie noch größere Mühe, ihre eigenen zu entziffern. Dabei hatte sie auch die Briefe, die sie selbst in dem Jahr ihrer Trennung an Paul geschrieben hatte, bereits zahllose Male gelesen. Sie waren in einem zweiten Stapel gebündelt gewesen, den Mark Flanner mitgebracht hatte, als er Adrienne zwei Monate nach Pauls Beerdigung in Ecuador in ihrem Haus besuchte.
    Amanda hatte vergessen, nach Marks Besuch zu fragen, und Adrienne hatte sie nicht daran erinnert. Vielleicht würde Amanda irgendwann darauf zurückkommen, doch Adrienne war sich nicht sicher, wie viel sie darüber erzählen würde. Dies 186
    war der Teil der Geschichte, den sie in all den Jahren ganz für sich behalten hatte, unter Verschluss, genau wie die Briefe.
    Sogar ihr Vater hatte nicht erfahren, was Paul getan hatte.
    In dem matten Schein der Straßenlaterne, der in ihr Zimmer fiel, stand Adrienne vom Bett auf, nahm eine Jacke und einen Schal aus dem Schrank und ging nach unten. Sie schloss die hintere Tür auf und trat hinaus.
    Sterne funkelten wie kleine Pailletten auf dem Mantel eines Zauberers, und die Luft war feucht und kalt. Im Garten schimmerten Pfützen, die die Schwärze des Nachthimmels widerspiegelten. In den Zimmern des Nachbarhauses leuchtete Licht, und Adrienne bildete sich beinahe ein, dass es der Geruch von Salz war, den sie in der Luft roch. Als zöge der Nebel vom Meer herauf und waberte durch den Nachbargarten.
    Mark war an einem Morgen im Februar zu Besuch
    gekommen. Sein Arm lag noch in der Schlinge, aber das fiel ihr kaum auf, denn sie musste ihn unentwegt anstarren und konnte ihren Blick nicht abwenden. Er sah genau wie sein Vater aus. Als sie die Tür öffnete und er mit einem traurigen Lächeln vor ihr stand, machte sie unwillkürlich einen kleinen Schritt zurück und hatte alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    Sie saßen am Küchentisch, zwischen sich zwei Kaffeetassen, und Mark nahm die Briefe aus der Tasche.
    »Er hat sie aufgehoben«, sagte er. »Ich wusste nicht, was ich damit machen sollte, also möchte ich sie Ihnen geben.«
    Adrienne nickte und nahm das Päckchen entgegen.
    »Danke für Ihren Brief«, sagte sie. »Ich weiß, dass es Ihnen sehr schwer gefallen sein muss, ihn zu schreiben.«
    »Gern geschehen«, erwiderte er und schwieg lange. Dann erzählte er ihr, warum er gekommen war.
    Adrienne stand auf der Veranda und dachte an das, was Paul für sie getan hatte. Sie erinnerte sich, wie sie nach Marks Besuch zu ihrem Vater ins Pflegeheim gefahren war, in dem er fortan bleiben konnte. Mark hatte erklärt, Paul habe 187
    Vorkehrungen getroffen, damit Adriennes Vater bis an sein Lebensende in dem Heim versorgt sei – ein Geschenk, mit dem er sie hatte überraschen wollen. Als Adrienne Einwände erhob, machte Mark ihr deutlich, dass es Paul das Herz gebrochen hätte, wenn sich Adrienne weigern würde, das Geschenk anzunehmen.
    »Bitte«, hatte er gesagt, »mein Vater hat es so gewollt.«
    In den Jahren danach dachte Adrienne immer wieder mit Dankbarkeit an Pauls letzte Geste, so wie sie auch jeden Moment der wenigen Tage, die sie miteinander verbracht hatten, voller Dankbarkeit in ihrer Erinnerung bewahrte. Noch immer bedeutete Paul ihr alles, und so würde es bleiben. An diesem kühlen Abend am Ende des Winters wusste Adrienne, dass ihre Gefühle sich nie ändern
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