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Das Laecheln der Sterne

Das Laecheln der Sterne

Titel: Das Laecheln der Sterne
Autoren: Nicholas Sparks
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Amanda versuchte vergebens, ihre Tränen zurückzuhalten, und trat auf ihre Mutter zu. Lange Zeit hielten die beiden sich eng umschlungen.
    176

ACHTZEHN
    E s war kühl geworden, und Adrienne hatte ein paar Kerzen angezündet in der Hoffnung, dass sie ein wenig Helligkeit und Wärme verbreiten würden. Sie saß am Tisch und hatte Marks Brief zusammen mit Pauls Brief und dem Foto wieder in den Karton gelegt. Amanda hatte sich gefasst und die Hände im Schoß gefaltet.
    »Es tut mir so Leid, Mom«, sagte sie. »Alles. Was mit Paul passiert ist. Und dass du es allein durchmachen musstest. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du es geschafft hast, das alles in dir verschlossen zu halten.«
    »Ich kann es mir auch nicht mehr vorstellen«, gab Adrienne zu. »Ich hätte es auch nie ohne einen anderen Menschen geschafft.«
    Amanda schüttelte den Kopf.
    »Aber du hast es doch allein geschafft«, flüsterte sie.
    »Nein«, sagte Adrienne. »Ich habe es überstanden, aber nicht allein.«
    Amanda sah sie verdutzt an. Adrienne erwiderte den Blick mit einem schmerzlichen Lächeln.
    »Grandpa«, sagte sie dann. »Mein Dad. Mit ihm habe ich geweint. Und ich habe viele Wochen lang jeden Tag mit ihm geweint. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte.«
    »Aber ...«, begann Amanda, doch sie sprach nicht weiter, sodass Adrienne den Satz für sie beendete: »Aber er konnte doch nicht sprechen?« Adrienne machte eine kleine Pause.
    »Das brauchte er auch nicht. Er hat zugehört, und das war es, was mir half. Außerdem war mir klar, dass er, selbst wenn er dazu fähig gewesen wäre, nichts hätte sagen können, was meinen Schmerz gemindert hätte.« Sie hob den Blick. »Das weißt du ebenso gut wie ich.«
    Amanda presste die Lippen zusammen.
    »Ich wünschte, du hättest mir das alles eher erzählt«, sagte 177
    sie.
    »Wegen Brent?«
    Amanda nickte.
    »Nun, ich glaube, du wärst nicht bereit gewesen zuzuhören.
    Du brauchtest Zeit, um deine Trauer auf deine eigene Art zu bewältigen.«
    Eine Weile lang sagte Amanda nichts.
    »Es ist nicht fair. Du und Paul, ich und Brent ...«, flüsterte sie.
    »Nein, es ist nicht fair.«
    »Wie konntest du weiterleben, nachdem du von seinem Tod erfahren hattest?«
    Adrienne lächelte zaghaft.
    »Ich habe mir einen Tag nach dem anderen vorgenommen.
    Das raten die Fachleute einem doch immer, oder? Ich weiß, es klingt banal, aber ich bin morgens aufgewacht und habe mir gesagt, dass ich nur diesen Tag lang stark sein musste. Nur diesen einzigen Tag. Und dann habe ich immer weiter so gemacht.«
    »Du tust, als wäre das sehr einfach«, sagte Amanda leise.
    »Es war überhaupt nicht einfach. Es war schwieriger als alles andere, was ich je zu bewältigen hatte.«
    »Schwieriger noch als die Trennung von Daddy?«
    »Das war auch schwer, aber es war anders.« Adrienne lächelte kurz. »Du warst diejenige, die mir das gesagt hat, weißt du noch?«
    Amanda wandte den Blick ab. Ja, dachte sie, ich weiß. »Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit gehabt, ihn kennen zu lernen.«
    »Du hättest ihn gemocht. Nach einer Weile wenigstens. Am Anfang vielleicht nicht. Damals hast du noch gehofft, dass dein Dad und ich wieder zusammenfinden würden.«
    Amanda griff reflexartig nach ihrem Ehering, den sie immer noch trug, und drehte ihn um den Ringfinger. Ihr Gesicht war 178
    verschlossen.
    »Du hast in deinem Leben viel verloren.«
    »Das stimmt.«
    »Aber du wirkst so glücklich.«
    »Das bin ich auch.«
    »Wie ist das möglich?«
    Adrienne legte die Hände zusammen. »Wenn ich daran denke, dass Paul tot ist, oder an die Jahre, die wir zusammen hätten verbringen können, dann bin ich natürlich traurig.
    Damals wie heute. Aber es gibt noch etwas anderes, das du verstehen musst: So schwer es auch war, so furchtbar und ungerecht der Lauf der Dinge war, ich hätte die wenigen Tage, die wir zusammen waren, gegen nichts eintauschen mögen.«
    Sie hielt inne und versicherte sich, dass ihre Tochter genau zuhörte. »Mark schreibt in seinem Brief, dass ich Paul vor sich selbst gerettet habe. Aber wenn Mark mich gefragt hätte, hätte ich geantwortet, dass wir uns gegenseitig gerettet haben. Oder dass Paul mich gerettet hat. Wenn ich ihm nicht begegnet wäre
    – ich glaube nicht, dass ich Jack jemals hätte verzeihen können, und ich hätte niemals die Mutter und die Großmutter sein können, die ich jetzt bin. Weil es ihn gab, konnte ich in der Gewissheit nach Rocky Mount zurückkehren, dass sich alles zum Guten
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