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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin
Autoren: Pilipp Bobrowski
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nicht mehr helfen konnte. Sie wusste, dass die Unterstadt mit ihren Wällen und dem kleinen Tor nur ungenügend gegen Angriffe geschützt war. Wer sich nicht rechtzeitig in die Feste retten konnte, war bei einem solchen Angriff verloren. Gilborns Familie wohnte dort. Hatten sie sich in Sicherheit bringen können?
    »Wie gelang es den Feinden, unbemerkt so weit vorzudringen?«, fragte Adar.
    »Das schien mir auch rätselhaft«, antwortete Rochon. »Manche sagten, da wäre ein Zauber im Spiel gewesen. Ich weiß es nicht und kann nur vermuten, dass sie des Nachts marschiert sind. Sie haben die Grenzposten überwältigt und sind ins Luckatal eingedrungen. Zwanzig Jahre Frieden haben die Wachsamkeit Rimgarth’ nicht gefördert.«
    Adar nickte nachdenklich.
    Der Bote fuhr fort: »Die Männer der Wache zogen sich zurück und brachten jeden mit sich, auf den sie trafen. Dann schlossen sich die Tore. Die Mauern wurden besetzt und es folgte eine Zeit des Wartens. Das feindliche Heer postierte sich rund um die Feste, doch außer Reichweite unserer Pfeile. Dort, wo einzelne Trupps des Feindes in der Unterstadt näher an die Mauern kamen, um diejenigen zu jagen, die die Feste nicht mehr rechtzeitig erreicht hatten, sahen wir keine Fackeln. Nur selten boten sich im Licht der Brände Ziele für unsere Schützen.
    Im Morgengrauen erklangen Hörner vor den Mauern. Ein Reiter mit Gefolge näherte sich. Er war aus der Entfernung nicht genau zu erkennen, doch seine Stimme trug mit Leichtigkeit über die Mauern:
    ›Menschen von Rimgarth! Man nennt mich Naurhir, den Feuermeister. Ergebt euch oder ich werde euer Untergang sein!‹
    Der Schrecken auf und innerhalb der Mauern war groß.
    Dann erhob Cunndur, der Hofmarschall, seine Stimme: ›Wer immer du bist und wie viele du auch hinter dir weißt: Die Menschen von Rimgarth werden sich dir niemals ergeben! Denn die Mauern ihrer Feste sind stark. Und der Mut der Rimgarder aus Laindor übertrifft sie noch!‹«
    »Seid Ihr sicher«, unterbrach Adar, »dass sich der Mann Naurhir nannte?«
    Lothiel kannte den Namen Naurhir. Wahrscheinlich hat te jeder in Laindor ihn schon gehört. Naneth hatte ihr von ihm erzählt. Auch auf dem Markt der Grenzfeste hatte sie wundersamen und zugleich beängstigenden Liedern und Geschichten über ihn gelauscht, von denen Adar ihr sagte, es seien nur Legenden. Vor vielen Jahren, als die großen Königreiche, wie man sie heute kannte, noch nicht existierten, sei er eine Art Zauberer gewesen, der mit einer Armee von wilden Menschen, Unholden und schrecklichen Kreaturen aus östlicher Richtung kam, um Verwüstung und Tod zu bringen. Ein Vorfahre der Königin, Aradan, soll schließlich die vielen Reiche und Fürstentümer geeint und zum Sieg geführt haben. Ob Naurhir dabei allerdings den Tod gefunden hatte, darüber schienen die Sänger und Gaukler nicht einig zu sein. Doch denen, die behaupteten, er werde einst zurückkehren, glaubten die wenigsten.
    »Auch ich zweifelte an der Wahrhaftigkeit des Mannes«, sagte Rochon. »Doch als der Hofmarschall gesprochen hat te, streckte der Mann seine Hände nach oben und ein Leuchten wie von einem Feuer ging von ihnen aus. Und wir erkannten die Größe und den Schrecken seines Heeres. Das Tal quoll über von Kriegern mit schrecklichen Masken. Wir sahen riesige Katapulte, deren Geschossen auch die dicksten Mauern nicht ewig widerstehen konnten.
    Dann senkte Naurhir seine Hände und ein Feuerstrahl schoss gegen das äußere Tor der Feste. Noch hielt es stand. Doch jetzt wusste jeder in Rimgarth, dass er es war. Er war der Feuermeister!«
    »Welch ein Unglück!« Naneth vergrub ihr Gesicht in den Händen. Adar ließ sich auf sein Lager zurücksinken.
    »Nun begann der Kampf. Doch es war ein Kampf mit einem unerreichbaren Feind. Weitere Feuerschläge ließen das Tor erbeben und die Geschosse der Katapulte trafen Mauern, Türme und Häuser. Den ganzen Tag versuchten wir, die Schäden abzuwenden oder zu beheben. Doch am Abend war klar, was jeder schon geahnt hatte: Ohne Hilfe konnte die Feste nicht lange verteidigt werden.
    Cunndur befahl mir und fünf weiteren Reitern, den Versuch zu unternehmen, den Ring der Belagerer in unterschiedlichen Richtungen zu durchbrechen. Zwei sollten die Fremdländer nördlich umgehen, zwei südlich. Zwei weitere versuchten es über die Grenze im Osten. Mein Auftrag lautete, nördlich des Feindes nach Westen zu gelangen. Es gab nicht viel Hoffnung, doch ein Scheinausfall aus dem großen Tor sollte
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