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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit
Autoren: Lee Patrick
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fast durch die gesamten Achtziger gezogen und Hunderte Millionen Dollar verschlungen, und doch hat im Kongress und bei der CIA kein Mensch je ein Sterbenswörtchen davon erfahren.»
    Sie kamen beim Aufzug an, und Paige drückte auf die Ruftaste. Während sie warteten, wandte sie sich Travis zu. In ihren Augen meinte er eine Art Verständnis zu sehen.
    «So etwas hätte er niemals für möglich gehalten, hat Nellis gesagt», fuhr sie fort, «bloß, dass ihm eben heute Abend gleich zwei Zeitzeugen davon erzählt haben, unabhängig voneinander. Trotzdem bleibt die Sache natürlich reichlich mysteriös. Es sei ihm einfach unerfindlich, hat er gesagt, wer über eine solche Autorität verfügte. Wer so mächtig war, dass die Regierung der Vereinigten Staaten abseits der Öffentlichkeit zu einer so schrankenlosen, kostenintensiven Zusammenarbeit bereit war, ohne dass die Sache irgendeiner Kontrolle unterlag.»
    Auf einmal begriff Travis, was es mit ihrer Miene auf sich hatte.
    «Das waren wir», sagte er. «Skalar war eine Ermittlung, die von Tangent durchgeführt wurde.»
    «Das denke ich auch, keine Frage», erwiderte Paige. «Nellis hat noch mehrere Telefonate geführt, diesmal mit maßgeblichen Leuten, die dem heutigen Machtapparat angehören. Am Ende bekam er sogar, na ja, inzwischen muss es ja wohl heißen: Präsident Holt an die Strippe. Holt ist schon einige Zeit über Tangent im Bilde – Vizepräsidenten werden in der Regel ebenfalls eingeweiht. Als Nellis ihm von dieser Skalar-Geschichte erzählt hat, wird Holt also sicherlich dieselben Rückschlüsse gezogen haben wie du und ich gerade.»
    Ein leiser Glockenton erklang, und die Aufzugtüren öffneten sich. Travis folgte Paige in die Kabine. Sie drückte auf den Knopf für Ebene B48, wo sich das Archiv befand. Ja, das machte Sinn. Die meisten der dort unten gelagerten Akten bezogen sich zwar auf Entitäten und die Experimente, die man über die vergangenen drei Jahrzehnte mit ihnen durchgeführt hatte, aber dort wurden auch noch Unterlagen anderer Art aufbewahrt. Falls Tangent hinter der Skalar-Ermittlung gesteckt hatte, was immer darunter zu verstehen war, müssten im Archiv massenhaft Dokumente vorhanden sein.
    «Hat der Präsident dem FBI deine Nummer verraten?», fragte Travis. Das schien nahezu unvorstellbar.
    Paige schüttelte den Kopf. «Das Weiße Haus muss den Anruf irgendwie über eine blinde Leitung weitervermittelt haben. Nellis wusste nicht mal meinen Namen, als er sich am Telefon vorstellte. Und auch Tangent war ihm vollkommen unbekannt.»
    Travis beobachtete die nacheinander aufleuchtenden Etagenknöpfe, während der Aufzug mit ihnen in die Tiefe rauschte. Er dachte nach. Jetzt leuchtete ihm ein, warum Paige zu Nellis gesagt hatte, dass diese Spur ins Nichts führte. Hätte sie ihm die Wahrheit gesagt – dass sich für das FBI überaus wichtiges Beweismaterial möglicherweise hier in Border Town befand –, hätten sich daraus allerlei juristische Komplikationen ergeben, zumal im Hinblick auf die staatliche Zuständigkeit. Das FBI hätte Zugang zu diesem Ort verlangt, und dann hätten sie hier bestimmt wesentlich mehr anstellen wollen, als lediglich das Archiv zu filzen.
    So weit wäre es selbstverständlich nicht gekommen. Nie und nimmer. Das Ansinnen des FBI wäre abgeschmettert worden, ohne dass ihnen die Existenz von Tangent auch nur bestätigt wurde. Trotzdem wäre das Ganze in ein unschönes politisches Wirrwarr ausgeartet. Noch dazu eins, das völlig unnötig war. Besser, Tangent sichtete die Beweismittel selbst. Etwaige Informationen, die für das FBI von Interesse waren, konnten danach immer noch über das Weiße Haus weitergeleitet werden, unter Berufung auf eine geheime Quelle. Alles schön glatt und reibungslos.
    Da erklang wieder der Glockenton, und die Aufzugtüren öffneten sich. Paige und Travis traten in das Archiv ein.
    Der Raum erinnerte an das nur Mitarbeitern zugängliche Magazin im Kellergeschoss einer Bibliothek, in dem Zeitschriften und dergleichen gelagert wurden. Schlichte schwarze Metallregale. Dazwischen schmale Durchgänge, gerade breit genug für eine Person. Die Regale reichten bis zur Decke in gut drei Metern Höhe und waren mit grauen Aktenordnern vollgestellt, die mit handgeschriebenen Etiketten versehen waren. Die Beschriftung, die einem genormten Muster folgte, bestand jeweils aus der Bezeichnung und Nummer der jeweiligen Entität sowie zusätzlich einer Buchstaben- und Zahlenfolge, aus der Travis nicht
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