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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Autoren: Katia Fox
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Dunst der Lohe hing schwer in der Luft und biss in den Augen. Ellen ließ sich vollkommen außer Atem auf einen Baumstumpf weit weg von den Lohgruben fallen und scharrte nervös mit dem Fuß in der lockeren Erde.
    »Kobolde! Dass ich nicht lache, sie hat uns nur von der Kate fernhalten wollen!« Ellens Augen blitzten böse.
    »Also, wenn ich meine Mutter so erwischt hätte … dann, dann hätte ich …« Simon beendete seinen Satz nicht. »So ein Miststück!«, sagte er stattdessen verächtlich und spuckte auf den Boden.
    »Es war widerlich«, murmelte Ellen und sah gebannt auf einen Trupp Ameisen, der sich mit einer toten Biene abmühte. »Der Herr wird sie dafür bestrafen, alle beide«, knurrte sie trotzig.
    »Auf jeden Fall kannst du jetzt nicht einfach nach Hause gehen, als wäre nichts geschehen. Wegen der kleinsten Kleinigkeit schlägt sie dich grün und blau. Wer weiß, was sie jetzt mit dir anstellt?« Die Falte auf seiner Stirn verriet, dass Simon sich Sorgen um Ellen machte.
    »Aber was soll ich denn dann tun?«
    Der Gerberjunge zuckte mit den Schultern. »Warum musstest du auch so neugierig sein, hättest lieber mit mir Brombeeren essensollen«, sagte er vorwurfsvoll und warf eine Hand voll Erde nach den Ameisen, die inzwischen bei ihm angelangt waren.
    Die fleißigen Tiere ließen sich durch den Staubregen nicht stören und zerrten ihre Beute weiter.
    » Ich wollte nicht zur Hütte! Du mit deiner ständigen Gier nach Essbarem musstest doch unbedingt dorthin«, brauste Ellen auf.
    »Ich hab Angst«, wisperte Simon schuldbewusst.
    »Ich auch.« Ellen rieb mit dem Zeigefinger über ihre Schläfe. Der Kummer ließ ihre grasgrünen Augen dunkel wie Moos aussehen, und ihr Haar leuchtete wie Feuer im Sonnenschein.
    In der Ferne war der Ruf eines Eichelhähers zu hören. Der Wind säuselte sanft in den Bäumen, und der mächtige Ore plätscherte friedlich. In der Nähe der Lohgruben schwammen schmutzig weiße Blasen auf der Wasseroberfläche, sammelten sich an den flacheren Stellen und rasten mit einem Mal davon. Der Fluss wurde an der Gerberei etwas schmaler, trotzdem war er noch breit genug, um zwei Handelsschiffe aneinander vorbeisegeln zu lassen.
    »Was mache ich jetzt nur?« Ellen beugte sich nach vorn, um einen flachen Stein aufzuheben, und warf ihn mit einer weit ausholenden Bewegung in den Fluss. Mit einem leisen »Plitsch« hüpfte er einmal über das Wasser und versank dann mit einem dumpfen »Plupp«. Simon konnte das wesentlich besser. Bei ihm hüpften die Steine wie Heuschrecken.
    »Hier kannst du jedenfalls nicht bleiben! Geh zu Aelfgiva. Sie weiß bestimmt Rat.« Simon wischte sich mit dem Hemdsärmel über die laufende Nase.
    »Siimoon!«, hörten sie seine Mutter rufen. »Simon, komm und hilf deinem Vater die Häute ausspülen.« Ihre freundliche, warme Stimme passte nicht zu ihrer hageren Figur. Wie ein Sack hing das schmuddelige, grobe Kleid aus sandfarbenem Leinen an der Gerbersfrau herunter. Ihr Gesicht war fahl. Ellen ekelte sich vor ihren knorrigen Händen und den von der Gerberbrühestark verhornten, gelb verfärbten Fingernägeln. Am schlimmsten aber war der Geruch nach Urin und Eichenrinde, der sie umgab.
    »Huch, du bist ja ganz nass, Junge.« Liebevoll strich die Gerbersfrau ihrem Ältesten über die Haare.
    Ellen konnte Simons Mutter nicht ansehen. Sie war so anders als Leofrun, sie liebte ihre Kinder und hätte sich vermutlich für jedes von ihnen vierteilen lassen. Trotzdem würde ihr ein Bad ab und an guttun, dachte Ellen. Leofrun wusch sich täglich und gab hinter jedes Ohr einen Tropfen Lavendelöl, so wie es die Frauen und Töchter der reichen Kaufleute aus Ipswich taten. Aber innerlich stinkt sie schlimmer als die Gerberin, sagte sich Ellen wütend. Ihre Sünde wird sie niemals abwaschen können.
    »Komm jetzt, Simon, und hilf deinem Vater, ihr könnt euch ja morgen wieder sehen.«
    Ellen fixierte den Boden, bis ihre Augen brannten. Wer weiß, was morgen ist, dachte sie mutlos.
    »Mach’s gut«, raunte Simon ihr zu und hauchte ihr blitzschnell einen Kuss auf die Wange, dann erhob er sich folgsam und lief seiner Mutter mit hängenden Schultern nach. Einmal drehte er sich noch um und winkte traurig.
    Ellen hörte ein Knacken im Unterholz und sah sich erschrocken um. Doch niemand war zu sehen. Simon hatte Recht, Sir Miles und Leofrun durften sie nicht finden, sie musste zu Aelfgiva gehen. Wenn jemand Rat wusste, dann sie. Auf einmal hatte Ellen es eilig. Sie lief so schnell
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