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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Autoren: Katia Fox
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sich zu verformen. Auf dem kalten Amboss jedoch war der Ton hell, und der Hammer federte wie von selbst zurück. Drei, vier Schläge auf das Eisen, einer auf den Amboss, das sparte Kraft und klang wie Musik. Ellen atmete tief durch. Es war einfach nicht gerecht! Mit Leofrun zu streiten hatte keinen Sinn. Sie hasste Ellen als einziges ihrer Kinder und ließ keine Gelegenheit aus, es sie spüren zu lassen. Ellen nahm die beiden neuen Ledereimer, goss einen Rest Wasser in den Kessel neben der Feuerstelle und machte, dass sie nach draußen kam. Im Gemüsebeet neben dem Haus kauerte ihre jüngste Schwester Mildred und sammelte geduldig die gefräßigen Raupen vom Kohl.
    »Heb mir ein paar für Aediths Bett auf!«, raunte Ellen ihr grinsend zu.
    Mildred schaute erstaunt auf und lächelte verschämt. Sie war das stillste und duldsamste von Leofruns Kindern. Ellen wanderte lustlos den steinigen Weg hinunter bis zu dem breitenBach, der sich hinter der Schmiede durch die Wiesen schlängelte. Um die Eimer leichter füllen zu können, zog sie die Schuhe aus und watete mit geschürztem Kittel bis zu den Knien in das kühle, glitzernde Wasser. Auf einmal tauchte ein prustendes Etwas vor ihr auf und spie sie an.
    »Hab keine Zeit, muss Wasser holen«, fuhr sie ihren Freund Simon unwirsch an, noch bevor er etwas sagen konnte.
    »Ach, komm doch erst einmal baden. Es ist so heiß heute!«
    Ellen hatte ihren Eimer gefüllt und war sofort wieder an Land gestakst. »Keine Lust«, log sie missmutig und setzte sich auf einen kantigen grauen Fels. In Wirklichkeit beneidete sie Simon. Außer der Arbeit in der Schmiede gab es kaum etwas, das sie mehr liebte, als mit ihm schwimmen zu gehen. Trotzdem hatte sie dieses Jahr eine Ausrede nach der anderen gebraucht. Als Simon den Kopf wieder unter Wasser hatte, verschränkte Ellen ihre Arme über der Brust. Im letzten Sommer hatte sie noch ohne Hemd ins Wasser gehen können, aber seit ein paar Monaten war das anders. Verschämt befühlte sie die kleinen Hügel, die unter ihrem Kittel zu sprießen begonnen hatten. Sie waren hart und ein wenig empfindlich. »Ist dumm, ein Mädchen zu sein«, brummte sie. Es wäre viel besser gewesen, wenn sie als Junge auf die Welt gekommen wäre, genau das hatte Osmond auch gesagt!
    Simon watete an Land. »Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?«
    Ellen schüttelte den Kopf. »Nein, aber da du ein wandelnder Magen bist, vermute ich mal, dass es etwas mit Essen zu tun hat.«
    Simon nickte heftig und leckte sich grinsend die Lippen. »Brombeeren!«
    »Und mein Wasser?« Ellen zeigte auf die beiden Eimer. »Holz sammeln muss ich auch noch.«
    »Machen wir später.«
    »Wenn ich zu lange brauche, schlägt mich Mutter wieder! Ich weiß nicht, ob ich mich heute noch mal zurückhalten kann.«
    »Zu zweit sind wir schnell fertig. Sie wird gar nicht merken, dass wir uns erst ein bisschen vergnügt haben.« Die Wassertropfen auf seinen Schultern glitzerten in der Sonne. Er schüttelte sich wie ein Hund, sodass es spritzte, und streifte sein schmutziges graues Hemd wieder über. »An der alten Kate beim Wald wachsen die besten, dick, schwarz und soo süß!« Er verdrehte genüsslich die Augen. »Komm, lass uns gehen!«
    »Spinnst du?« Ellen tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Die alte Jakoba ist eine Hexe, in ihrer Kate hausen Kobolde!« Ellen fühlte, wie sich die Haare auf ihren Armen und am Rücken aufstellten.
    »Ach, das ist doch Unsinn. Kobolde leben im Wald, nicht in Hütten.« Simon winkte großspurig ab. »Außerdem war ich schon mal drin. Kobolde oder so was waren da nicht, ehrlich.« Er legte den Kopf schief und sah Ellen aus den Augenwinkeln an. »Sag mal, seit wann bist du denn ein Angsthase?«
    »Bin ich ja gar nicht!«, entrüstete sich Ellen. Diesen Vorwurf konnte sie unmöglich auf sich sitzen lassen, also folgte sie Simon über die Weide, die den Fluss vom Waldrand trennte. Den größten Teil des verdorrten Grases hatten die Schafe schon kahl gefressen. Nur auf dem Hügel, der die Weide an der Westseite begrenzte, hatten sich die Tiere noch nicht über die trockenen Halme hergemacht. Hier ging den beiden Kindern das Gras bis fast zur Brust. Überall wucherten stachelige Disteln, die ihnen die Beine aufkratzten, und Brennnesseln, die rote, pieksende Flecken hinterließen. Ellen wäre am liebsten umgekehrt, aber dann hätte Simon wieder behauptet, sie sei feige. Oben auf dem Hügel angekommen, blinzelte sie in die Sonne und suchte den Waldrand
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